Wann immer sich neue Erfindungen ihren Weg in die Wohnzimmer und Küchen der Menschen bahnen, folgen ihnen Verunsicherung und Kritik auf dem Fuße.
Ob der Buchdruck erfunden wurde oder die Radiosender ihr erstes Rauschen über den Äther schickten – die Leute unkten, dass die Informationsflut bald Gehirne zum Schrumpfen bringen könnte und Menschen zukünftig unfähig sein würden, langfristige Beziehungen einzugehen.
Innovation nicht ohne Risiken
„Wir werden alle sterben. Durch den Buchdruck, durch Eisenbahnen, und jetzt eben durch die Digitalisierung“, sagte Sarah Ackermann augenzwinkernd in ihrer Einführung zur Diskussion zur Kommunikation in der digitalen Welt. Die Medienwissenschaftlerin von der Kommunikationsagentur „quäntchen + glück“ ist mit dem schwierigen Verhältnis von technischer Innovation und öffentlicher Meinung gut vertraut. Dass es dabei auch um ein Generationenproblem handelt, davon zeigten sich die Teilnehmenden in der offenen Diskussion überzeugt.
„Ich finde es extrem wichtig, dass man sich auch dem Neuen stellt denn sonst kann man nie über das hinauskommen, was man schon kennt.“ – Teilnehmerin
Schlaglöcher per App reparieren
Tobias Vaerst von der Agentur „wer denkt was“ in Darmstadt setzt genau hier an – seine Arbeit dreht sich um digitale Formen der politischen Beteiligung für Bürger. Dabei geht es beispielsweise um die Europäische Bürgerinitiative, Plattformen wie abgeordnetenwatch.de oder Diskussionen mit Politikerinnen und Politikern wie Bundeskanzlerin Angela Merkel über Videotelefonie oder Livechats. Und noch ein weiteres ganz praktisches Beispiel hat Vaerst mitgebracht: Der sogenannte ‚Mängelmelder‘ ermöglicht es den Einwohnern einer Stadt, per Smartphone-App in wenigen Schritten reparaturbedürftige Bänke oder Schlaglöcher in Straßen anzuzeigen.
Onlinebeteiligung der Wenigen
„Bisher nutzt aber nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung aktiv diese Angebote, und meist sind es 25- bis 50-jährige Männer von hohem Bildungsniveau“, erklärt Vaerst. Und einer der jungen Zuhörer erwidert: „Aber wer interessiert ist, der informiert sich auch. Das Problem sind nicht die Tools – sondern die Gesellschaft, die keine Initiative zeigt und diese nicht benutzt.“ Bis breite Schichten das demokratische Potential der Digitalisierung ausschöpfen, ist es also noch ein weiter Weg.
Europas Jugend in Wiesbaden
In Zusammenarbeit mit dem Verein Europäisches Jugendparlament in Deutschland e. V. wirft Wiesbaden lebt! in drei Berichten Schlaglichter auf die vielfältigen Fragen der Digitalisierung, die im „Digital Dialogue” thematisiert wurden.
Das besondere Expertenformat fand am 12. Juni im Rahmen der 27. Nationalen Auswahlsitzung des Europäischen Jugendparlaments im Hessischen Landtag statt. Das Finale eines jährlichen und bundesweiten Jugendwettbewerbs zog in diesem Jahr 160 junge Europäer nach Wiesbaden und steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Volker Bouffier. Die Teilnehmenden beschäftigen sich dabei auch mit der Digitalen Transformation von Unternehmen.
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