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Baukeramiken Höpplis

Das Land Hessen übergibt Baukeramiken von Höppli der Stadt

Großer Tag für Wiesbaden. Das Land Landesamt für Denkmalpflege Hessen übergibt der Stadt historische Baukeramiken von Johann Jacob Höppli (1822-1876), die über Jahrzehnte im Tiefkeller des Biebricher Schlosses aufbewahrt wurden.

Volker Watschounek 1 Jahr vor 0

Nicht alle, doch ein Teil der Keramiken wurden nach der Auflösung der Höppli-Werkstätten 1979 vom Landesamt für Denkmalpflege im Schloss verwahrt. Jetzt werden alle zusammengefügt.

Johann Jakob Höppli ist 1822 als Sohn einer Müllerfamilie im Kanton Thurgau in der Schweiz geboren. Um später Mühlsteine anfertigen zu können, sollte er auf väterlichen Wunsch das Handwerk des Steinmetz lernen. Nachdem er 1841 seine lehre als Modelle abgeschlossen hatte, ging er auf Reisen. 1846 führte ihn seine Wanderschaft nach Wiesbaden. Der herzoglich-nassauische Landbaumeister Philipp Hoffmann wurde auf ihn aufmerksam. Im Auftrag des Herzogs Adolf von Nassau errichte er die Russische Kapelle – eines der heutigen Wahrzeichen Wiesbadens. Auf historischen Streifzügen entdecken Stadthistoriker viele Spuren des 1876 in Wiesbaden verstorbenen Bildhauers. Er und die Geschichte Wiesbadens sind untrennbar miteinander verbunden. Umso bedeutender ist es, dass das Landesamt für Denkmalpflege Hessen aus dem Tiefkeller von Schloss Biebrich am Dienstag  die bedeutsamen Bauteile im Zuge der Zusammenführung der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden übergeben hat.

„Für die Dokumentation des historistischen Stadtbildes Wiesbadens ist die Zusammenführung der Bauplastiken Johann Jacob Höpplis im Stadtmuseum am Markt (sam) ein wichtiges Ereignis.“ – Prof. Dr. Markus Harzenetter

Durch die in der Werkstatt Höpplis erstmals seriell hergestellten Baukeramiken sei es möglich geworden, beliebig viele Bauteile zu wesentlich günstigeren Preisen zu produzieren, führte der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Markus Harzenetter, am Dienstag aus. Dieser Umstand habe ganz entscheidend zu dem Bauboom ab der Mitte des 19. Jahrhunderts beigetragen, dem Wiesbaden eine Vielzahl wertvoller Kulturdenkmäler zu verdanken habe. Ohne die Ornamentik und den Dekor an stadtbildprägenden Villen, Kirchen und Museen wäre das Erscheinungsbild Wiesbadens heute ein anderes. Aber auch Friedhöfe, Garten- und Parkanlagen seien bis heute durch Skulpturen aus der Werkstatt Höpplis geprägt. Besonderer Dank für die ausgezeichnete Zusammenarbeit bei der Zusammenführung des Oeuvres Höpplis gelte Jörg-Uwe Funk, dem Leiter des Kulturamtes der Stadt Wiesbaden und Sabine Philipp, der Direktorin des sam – Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden

Neue Erkenntnisse

Im Vorfeld der Überführung hat das Landesamt für Denkmalpflege eine restauratorische Voruntersuchung beauftragt. Die Keramikbauteile wurden systematisch erfasst und katalogisiert. Trotz der Lagerbedingungen im Tiefkeller des Biebricher Schlosses können sie nun transportiert werden. Die Terrakottabauteile geben uns wichtige Hinweise zu ihrer Herstellung, Bearbeitung und ihrer ursprünglichen Farbigkeit. Wir freuen uns, die Stadt Wiesbaden und das Stadtmuseum mit diesen Ergebnissen bei den weiteren Forschungen zu Höppli unterstützen zu können erläutert Dr.-Ing. Henriette von Preuschen, Bezirkskonservatorin im Landesamt für Denkmalpflege Hessen.

„Die Zusammenführung der Baukeramiken Höpplis bei unserem Stadtmuseum ist ein wichtiger Schritt für die weitere Forschung, Bewahrung und Vermittlung zu diesem Teil unserer Stadtgeschichte. Mein großer Dank gilt dem Landesamt für Denkmalpflege für die langjährige Sicherung, die hervorragende Zusammenarbeit sowie die Zusage der weiteren Unterstützung.“ – Kulturdezernent Axel Imholz

Das sam hat als historisches Museum den Auftrag, Kultur- und Alltagsgeschichte der Stadt Wiesbaden, Nassaus sowie der Rhein-Main-Region im regionalen, überregionalen sowie europäischen Zusammenhang zu erschließen. Der baukeramische Nachlass Höpplis ist daher genau richtig bei uns aufgehoben – so Philipp, Direktorin des sam. Und es bestehe in der Tat noch viel Forschungsbedarf zu Höppli und seiner Manufaktur.

„Der Vergleich der nun vereinten originalen Terrakotten mit erhaltenen Musterbüchern, die Frage nach Vorbildern, ein systematisches Werkverzeichnis mit Recherchen zu Aufträgen und Werken Höpplis auch außerhalb Wiesbadens, sowie weitere Untersuchungen und Auswertungen zu Materialien und Fertigungstechniken sind die Basis für eine fundierte Einordnung der künstlerischen, handwerklichen wie unternehmerischen Leistung Höpplis für Wiesbaden und die Region“. – Sabine Phillipp

2008 fand erstmals wieder eine städtische Werkschau mit Objekten statt, die sich zuvor im Besitz des Projektbüros Stadtmuseum befanden. 2022 wurde im Rahmen des Tages des offenen Denkmals zum Motto KulturSpur – Ein Fall für den Denkmalschutz unter Federführung des sam eine Auswahl von Bauplastiken in der Krypta der Marktkirche in Wiesbaden ausgestellt. Weitere Unterlagen und Dokumente befinden sich im Privatbesitz der Nachfahren. Der gemeinnützige Förderverein Deutsches Forschungszentrum Historismus setzt sich seit 2018 für die Bergung, Aufarbeitung und Zusammenführung der Baukeramiken ein. Insofern sei auch die weitere Zusammenarbeit zwischen der Baudenkmalpflege, den Restauratoren und dem Förderverein Deutsches Forschungszentrum Historismus sowie Privatpersonen wichtig, die möglicherweise noch über Bauplastiken Höpplis verfügten, bekräftigt Sabine Philipp. Je mehr wir wissen, desto aufmerksamer gehen wir durch unsere Stadt und sehen sie und ihre Geschichte mit ganz neuen Augen.

Foto oben Baukeramiken Höpplis ©2022 Volker Watschounek

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Einen ausführlichen Artikel über das Schaffen und Wirken von Johann Jacob Höppli gibt es unter www.wikipedia.de.

 

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Geschrieben von

Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.