Rund 25 Gäste erlebten am Samstagabend gleichermaßen erheiternde wie kurzweilige Stunden mit Holger Weinert zugunsten der Ukrainehilfe der Gemeinde Schlangenbad.
Der TV-Moderator und die Staatsbad-Geschäftsführerin Bärbel Storch kennen sich nicht erst seit Samstag. Sofort ist klar, die beiden verbindet etwas. Ihr Interesse für den deutschen Adel? Weiß Hessens Adelsexperte Hoger Weinert vielleicht etwas mehr? Der Schalk saß Weinert beim Talk im Caféhaus (Anm. d. Red. kein offizieller Titel) im Nacken. Gleich mehrmals im Verlauf des Abends machte er sich einen Scherz daraus, die Geschäftsführerin immer mal wieder mit Frau von Storch anzusprechen. Er betonte, dass sie sich bei dem Thema eigentlich viel besser auskenne als er.
Talk statt Lesung
Nein, Frau von Storch gehört keinem Adelsgeschlecht an. Bärbel Storch ist nicht verwandt mit Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, der geborenen Herzogin von Oldenburg, die seit Dezember 2019 stellvertretende Bundessprecherin ihrer Partei, der AfD, ist. Ihr fundiertes Wissen rühre vielmehr daher, dass es ihr als eine von drei Bürgerlichen vergönnt war, die Schule in Gesellschaft des internationalen Hochadels zu besuchen. Eine Gesellschaft, die nur unter sich verkehre und feste Bünde pflege, erzählt Storch. Eine Gesellschaft, die Bürgerlichen in der Regel verschlossen bleibt, wie Weinert weiß. Immer entlockte der TV-Moderator Bärbel Storch die eine oder andere Anekdote –. Am Ende schien alles wie geplant und es ist niemanden aufgefallen, dass die Geschäftsführerin keine zwei Stunden vorher erst erfahren hat, dass Holger Weinert gar nicht geplant hatte, aus seinem Buch Holgers Hessen vorzulesen. Man einigte sich auf einen unterhaltsamen Abend über den deutschen Adel im Rheingau – mit TV-Journalist Holger Weinert und seinen Geschichten. Etwa um Bürde und Last des deutschen Adels, seine Güter erhalten zu müssen und zu wollen – und zum Ende dann doch ein Auszug aus seinem Buch.
Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau
Holger Weinert erzählt von dem deutschen Weinlobbyist Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau. Die Nachricht von dem plötzlichen Tod des Grafen habe ihn sehr bewegt. 25 Jahre sei das her. Der Graf war zahlungsunfähig. Immer wieder hatte er sich bei seiner Hausbank, der Nassauischen Sparkasse, Geld geliehen. Fünf Jahre verzichtete diese auf Zinszahlungen, dann zog sich die Notbremse und stellte Insolvenzantrag. Einen Tag danach besuchte Graf Matuschka-Greiffenclau das letzte Mal einen Aussichtspunkt auf dem Greiffenberg mit Blick auf das geliebte Schloss Vollrads. In der Tasche einen Revolver, Kaliber 38: Er nahm sich das Leben. Holger Weinert erinnert sich, wie er den Leichenwagen vom Schloss Vollrad herunterfahren gesehen hat. Das habe ihn 1997 sehr bewegt.
Schlangenbad verbindet
Auch einen persönlichen Schwank gab der in Berlin geborene Offenbacher zum Besten. Als er Mitte der 1980er-Jahre beim Hessischen Rundfunk angefangen hatte, um danach als langjähriger Hessenschau-Moderator TV-Geschichte zu schreiben, kam er das erste Mal nach Schlangenbad und war begeistert von dem Charme und dem einzigartigen Flair des Kurortes mit seinen geschichtsträchtigen Gründerzeitvillen und der ganz besonderen Bäder-Architektur. Mit Flügeltüren, pompösen Räumen oder abwechslungsreichen Fassaden seien diese Häuser niemals langweilig, so der Kenner der Nobilität.

Fotos ©2022 Volker Watschounek
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