Vor 85 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, brannten die Synagogen. Sie brannten im Deutschen Reich, in Österreich und in der Tschechoslowakei.
Die Landeshauptstadt Wiesbaden, die Jüdische Gemeinde und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesbaden laden alle Bürger ein, mit ihnen am Standort der 1938 zerstörten großen Wiesbadener Synagoge an die Reichspogromnacht und und die vielen jüdischen Opfer zu erinnern.
Gedenkfeier, kurz gefasst
Erinnern – an die Zeit vom 7. und 10. November 1938
Wann: Donnerstag, 9. November 2023, 19:00 Uhr
Wo: Gedenkstätte Synagoge am Michelsberg, Gedenkstätte Michelsberg, Coulinstraße, 65183 Wiesbaden
Viele Juden standen am Rande ihrer Existenz. Jüdische Einrichtungen, Häuser und Geschäfte wurden mutwillig und zerstörerisch heimgesucht. Seit 1954 findet in Wiesbaden jedes Jahr am 9. November das Gedenken an die Gräultaten durch die Nationalsozialisten statt.
El Male Rachamim
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende wird für die Stadt und Dr. Jacob Gutmark für den Vorstand der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden sprechen. Umrahmt wird das Programm mit Beiträgen von Schülern des Leistungskurses Geschichte der Carl-von-Ossietzky-Schule Wiesbaden, sowie Schülern des Oberstufenkurses Jüdische Religion der Diltheyschule Wiesbaden sowie durch Jugendliche des Jugendzentrums „Oz“ der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden.
Anschließend werden symbolisch für die sechs Millionen Opfer der Schoah sechs Gedenkkerzen angezündet. Es folgen das Kaddisch, gesprochen von Dr. Gutmark und der Vortrag des Psalm 23 und des Gebets El Male Rachamim durch Dr. Martin Pam von der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden.
Mahnmal „Namentliches Gedenken“
Viele Jahre wurde in Wiesbaden nicht an die Geschehnisse von 1938 nicht öffentlich erinnert. Im Zuge des Baus der Hochbrücke lief der Ort Gefahr, gänzlich in Vergessenheit zu geraten. Das Aktive Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte setzte sich dafür ein, genau dort ,einst die größte Wiesbadener Synagoge stand, eine Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden zu errichten.
2005 lobte die Landeshauptstadt Wiesbaden einen Ideenwettbewerb aus. Sechs Jahre vergingen, bis am 27. Januar 2011, dem bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, wurde nach acht Monaten Bauzeit die Gedenkstätte Namentliches Gedenken am Michelsberg eingeweiht wurde.
Das Denkmal macht mit seinen sieben Meter hohen Stahlbetonwänden die Ausmaße der ehemaligen Synagoge an dieser Stelle sichtbar. Zudem sind die Umrisse der Synagoge im Bodenbelag dargestellt. Auf Augenhöhe sind die Namen aller bisher ermittelten 1507 Opfer auf Steinplatten graviert.
Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch (Reichs-)Kristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich. Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 viele Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.
Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete.Erinnern an die Reichspogromnacht.
Foto oben ©2023 Volker. Watschounek
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Weitere Informationen zur Reichspogromnacht finden Sie auf den Internetseiten der Landeszentrale für politische Bildung unter www.lpb-bw.de.