Offiziel sind in Wiesbaden rund 600 Personen wohnungslos gemeldet. Die Dunkelziffer ist groß. Erich Schmidt, war einst einer von Ihnen und kennt die Szene genau. Er sagt, es wären etwa doppelte so viele Obdachlose.
Auf dem Mauritiusplatz, auf dem Platz der deutschen Einheit, in der Langgasse und der Kirchgasse – überall können einem Obdachlose begegnen: Menschen! Die Einen sitzen ruhig da, die Anderen sprechen einen an. Haben Sie ein paar Cent. Ich würde mir gerne etwas zu essen kaufen. Im Kopf beginnen sich die Synapsen zu verbinden. Wie gehe ich mit der Frage um? Soll ich ihm Geld geben oder nicht?

Erich Schmidt einst auf der Straße, zeigt im Rahmen einer Führung wo Obdachlose in Wiesbaden leben. Foto: Volker Watschounek
Einer, der selbst jahrelang auf der Straße gelebt hat, ist Erich Schmidt. Er kennt die Gesichtsausdrücke. Die Mimik der Gefragten und weiß, dass er sich mit einer Geschichte einen kleinen Obolus verdienen kann. In drei Stunden habe er so früher 50 Euro eingenommen, erzählt Schmidt aus seinen alten Tagen. Inzwischen ist er von der Straße weg und arbeitet für die Diakonie Wiesbaden. Am bundesweiten Tag der Wohnungslosen, am 11. September, hat er Wiesbadenern bei einer Führung ein Bild davon gegeben, was es heißt Wohnungslos zu sein.
„Das Schlimmste ist die Kälte in der Nacht, die einem in alle Knochen kriecht“ – Erich Schmidt
Rund 20 Teilnehmer sind mit Schmidt am Mauritiusplatz gestartet. Der Weg führte sie in die kleine Schwalbacher Straße, wo vor rund 30 Jahren die erste Wiesbadener Teestube ihr Zuhause hatte. Er erinnert sich noch gut an die Zeit. Ein Ort an dem er damals eine warme Mahlzeit bekam. Ein Ort, wo wenige Wohnungslosen bei schlechtem Wetter ein Dach über den Kopf erhielten. Ein sicherer Platz für sie und ihr Hab und Gut. Sein Lieblingsplatz draußen war unweit der Ringkirche. Hier war es immer schön laut und hell: sicher!
Schlafen auf der Straße, höchstens 2-3 Stunden, mehr schaffst du nicht. – Erich Schmidt
Ganz anders am Platz der deutschen Einheit. Das erste Polizei Revier kam erst viel später. Ans Schlafen war nachts hier kaum zu denken. Hände und Arme umklammerten all das man besaß. Die Polen hatten ihr Matratzenlager nicht weit auf der Schwalbacher Straße. Heute ist dort ein Zaun. Den durchaus hellen Schlafplatz gibt es nicht mehr – und ein paar Metter weiter, im Diakonischen Werk Wiesbaden hat für Erich Schmidt sein neues Leben angefangen: als 1-Euro-Jobber. Etwa 18 Monate lang ging das so und für ihn war es die Möglichkeit von der Straße weg zu kommen. Der Weg in ein normales Leben – nicht mehr auf der Straße, ohne Drogen und ohne Alkohl.
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