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Mobilität @2019 Wohnblog AT | Flickr | CC BY-SA 2.0

Mobilitätsleitbild im Zeichen der Sicherheit

Vergangene Wochen haben zum letzten Mal rund 80 Teilnehmer zum Symposium des Wiesbadener Leitbildprozesses „Mobilität 365 Grad“ getroffen. Im Fokus beim letzten Treffen in den Kurhaus-Kolonnaden stand das Thema Sicherheit. Statistiken und Aspekte der Verhaltensforschung standen im Mittelpunkt.

Volker Watschounek 4 Jahren vor 0

Sicherheit im Verkehrsraum und erschreckende Zahlen: Sieben Menschen sind 2018 im Straßenverkehr in Wiesbaden ums Leben gekommen. 21000 Personen sind verletzt worden. 24 Verkehrsunfälle gab es täglich.

Mit dem Thementag Sicherheit biegt der Leitbildprozess in Wiesbaden auf die Zielgerade. Er wird heute, 25. Februar, mit einem abschließenden Workshop alle Ergebnisse des Prozesses zusammenfassen. Andreas Kowol, Dezernent für Umwelt, Grünflächen und Verkehr beklagte während des Symposiums die wachsende Verkehrsbelastung der Stadt.

„Bei 66.000 Fahrzeugen in der Innenstadt pro Tag kann man kaum etwas verändern.“ – Andreas Kowol, Verkehrsdezernent

Gefahren sind selten dort, wo sie vermutet werden, erläuterte Prof. Dr. Elisabeth Oberzaucher. Die Verhaltensbiologin lehrt seit 2001 an der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien. Die Wissenschaftlerin widmet sich der Erforschung des menschlichen Verhaltens im urbanen Raum. Das Mobilitätsverhalten lasse sich, so Oberzaucher, auch evolutionstheoretisch herleiten. Der Mensch überschätze daher viele Gefahren und habe ein mangelndes Sicherheitsgefühl. So entscheide man sich beispielsweise für die Nutzung des Autos als vermeintlich sicherstes Verkehrsmittel, obwohl alle Unfallstatistiken auswiesen, dass diese Annahme absurd sei. Der ÖPNV werde auf der anderen Seite eher kritisch gesehen. Vor allem Frauen schätzten den öffentlichen Raum als gefährlich ein. Die Folge sei, dass viele Personen, die über kein eigenes Auto verfügten, nicht am öffentlichen Leben teilnehmen würden.

„Hinterfragen Sie Ihr Bauchgefühl und schalten Sie lieber Ihr Großhirn ein. Beleben Sie den städtischen Raum. Das dient der sozialen Kontrolle und so muss das Auto muss Platz machen.“ – Prof. Dr. Elisabeth Oberzaucher

Das tatsächliche Gefährdungspotenzial im Wiesbadener Straßenverkehr verdeutlichte Polizeioberrätin Susanne Rohlfing von der Polizeidirektion Wiesbaden. Sieben Menschen seien in Wiesbaden im Jahr 2018 bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Über 21000 Menschen seien in diesem Zeitraum verletzt worden. 24 Verkehrsunfälle seien täglich in Wiesbaden zu verzeichnen mit durchschnittlich drei Verletzten pro Tag. Zahlen, die im Publikum für besorgniserregtes Raunen sorgte. Gerade bei den sogenannten schwächeren Verkehrsteilnehmern sind die Unfallzahlen gestiegen. So sind Unfälle mit Fußgängern um vier Prozent gestiegen, Unfälle mit Radfahrern sogar um 13 Prozent. In Wiesbaden macht die Polizeidirektion 16 Unfallhäufungspunkte aus. Dabei handelt es sich überwiegend um Verkehrsknotenpunkte. Eine Unfallkommission der Polizei entwickele hier Gegenmaßnahmen. Wichtig sei es auch, auf Prävention zu setzen. Gerade im schulischen Bereich engagierte sich die Polizeidirektion mit unterschiedlichen Programmen wie „Blitz for Kids“ oder der Jugendverkehrsschule. Kritisch merkte Rohlfing die Radfahrkompetenz der Schüler an.

„Viele Kinder können am Ende der vierten Klasse noch nicht Fahrrad fahren. Eltern versäumen es ihre Kinder an das Verkehrsmittel heranzuführen. So ist der schulische Zubringerdienst mit dem Auto der Eltern inzwischen selbst zum Risiko geworden, die Selbstständigkeit der Kinder leidet.“ –  Susanne Rohlfing, Polizeioberrätin

Dass Radfahren auch ganz anderes genutzt wird, zeigt die holländische Metropole Amsterdam. Marten Wassmann, Architekt und Städteplaner aus Holland, zeigte hier in einem Best-Practice-Beispiel aktuelle Entwicklungen. Für Aufsehen sorgte ein Film über einen shared space – einen gemeinsam von allen Verkehrsteilnehmern geteilt genutzten Raum. Es zeigt sich, dass Fußgänger, Rad- und Kradfahrer Straßenwege gemeinsam nutzen können, ohne dass Fuß- und Radwege voneinander baulich getrennt sind. Diese modern gefassten Verkehrsräume funktionieren, da die Verkehrsteilnehmer lernten, wieder aufeinander zu achten. Wassmann konnte unter Beweis stellen, dass Mobilität – zusammen mit allen Partner gedacht – zu spannenden Lösungen führt, um Städte wieder lebenswert zu machen.

„Man kann keine Firewall vor die Ampel stellen. Aber man kann sich gut vorbereiten, ein Backup haben und auf vernünftige Notfallpläne setzen.“Klaus Rodewig, IT Experte

Die schöne neue Verkehrswelt führe aber auch zu neuen Problemen, die dringend bedacht werden müssten. Dies bemerkte der IT-Experte Klaus Rodewig von der Modzero GmbH an, der die Anfälligkeit digitaler Verkehrssysteme vor Cyberattacken aufzeigte. Hacker-Angriffe auf Fahrzeuge, manipulierte Staumeldungen bei Google Maps oder missbräuchlich gebrauchte Bewegungsprofile – die Digitalisierung unserer Verkehrs- und Verkehrsleitsysteme berge, so Rodewig, große Risiken.

Ivan Kosarev, Geschäftsführer des Berliner Büro LK Argus stellte indes die Ziele vor, die Wiesbaden mit einem beauftragten Parkraummanagementkonzept verfolgt. So soll beispielsweise der ruhende Verkehr dahingehend optimiert werden, dass Parkplätze in Parkhäusern oder auf gewerblichen Flächen effizienter, und zwar Tag und Nacht, genutzt werden. Ein weiteres Ziel sei, durch eine Neuordnung des Parkverkehrs die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu erhöhen. Erste Quartiersuntersuchungen hätten bereits gezeigt, dass beispielsweise im Stadtteil Biebrich tagsüber ein Drittel der parkenden Autos von außerhalb sind. (Foto: Mobility Wohnblog AT / CC-BY-SA 2.0 / Flickr)

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Weitere Informationen und Videos finden Sie unter www.mobilitaet365.de.

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.