Vor drei Jahren hat Hans-Martin Kessler (CDU) die Leitung des Dezernents für Stadtentwicklung und Bau von Sigrid Möricke übernommen. In einem Gespräch mit dem Wiesbadener Kurier zieht er zur Halbzeit eine erste Bilanz.
In der Zeitung hält Wiesbadens Stadtentwkicklungs-Dezernent fest, dass die Stadtentwicklung eine Dynamik gewonnen habe, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr in Wiesbaden gegeben habe. Nicht nur durch die Politik, sondern insbesondere im Dialog sei viel diskutiert worden – seien im Bereich Wohnungsbau 4000 Wohneinheiten fertig gestellt worden. Andere Themen des Interviews waren die potenzielle Nachverdichtung, der angestrebte Mix aus Mietwohnungen und Eigentum, die US-Militärfläche Kastel-Housing – aber auch das Waldviertel, die Helling-Höfe oder das Ostfeld. Am letzteren stößt sich das Bündnis Stadtklima.
„Ich wünsche mir, dass man sich am Machbaren orientiert, bevor man sich mit Details selbst blockiert oder mögliche Dinge unmöglich macht.“ – Hans-Martin Kessler im WK
In einer Presseerklärung werfen die Klimaschützer dem Stadtentwicklungsdezernenten mangelnden Weitblick vor. Das Interview vom 6. Januar 2021 im Wiesbadener Kurier zeige, dass bei den Verantwortungsträgern der Stadt keine Bereitschaft bestehe, unumstößliche Fakten der belastenden Klimaentwicklung in der ganzen Tragweite in die Stadtplanung einfließen zu lassen. Das lasse sich vor allem an der Äußerung des Stadtrats zu der geplanten Trabantensiedlung und dem Thema Ostfeld erkennen: Es ist ein sensibles Gebiet, was die Klimaentwicklung angeht. Wir können aber nicht überall Maximalforderungen erfüllen, so Kessler.
„Wir stellen mit Bedauern fest: Der Stadtplanungsdezernent schert sich wenig darum, ob und wie die Region Mainz/Wiesbaden trotz Klimawandel lebenswert bleiben kann. Er priorisiert offenbar andere Interessen.“ – Bündnis Stadtklima
Das Bündnis Stadtklima stellt klar: Klimaschutz und Klimaanpassung sind Voraussetzungen und nicht bloße Maximalforderungen für Bauvorhaben. Es gehe hier nicht um nettes Beiwerk – . Es gehe um die Voraussetzung, dass Wiesbaden auch in Jahrzehnten noch bewohnbar sei. Alle Fakten hierzu lägen auf dem Tisch. Wegwiegen und Ausblenden könne sich nur leisten, wem das Wohl der nachfolgenden Generationen egal sei, so das Bündnis.
„Es ist unerheblich, ob Herr Kessler den Widerstand gegen das Ostfeld als „überschaubar“ einschätzt. Es gibt durchaus Fälle, in denen ein Einzelner mit Hilfe des Rechtsstaats die Pläne der Landeshauptstadt Wiesbaden zu Recht zu Fall gebracht hat.“ – Bündnis Stadtklima
Das Bündis sagt, dass das gesellschaftliche Leben in den Ballungszentren unweigerlich zum Erliegen kommen werde, wenn den kommenden Klimaentwicklungen keine durchdachten Konzepte zur Klimaanpassung entgegenhalten würden. Zusätzlicher Wohnraum in Städten und Ballungsräumen werde überflüssig, wenn diese Gegenden nicht mehr lebenswert seien, weil der Städtebau sich nicht zukunftsgerichtet an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren wolle. Das Bündnis fragt: Wann ist Kessler bereit, die Tragweite zu verstehen?
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