Hessen setzt weiter auf Qualität: Immer weniger haben keinen Hauptschulabschluss. Hessen hat neben Bayern insgesamt die geringste Schulabbrecherquote. Hessen ist deutschlandweit Vorreiter mit verpflichtenden Deutschkursen.
In der kommenden Woche starten rund 798000 Kinder und Jugendliche an 1804 Schulen in Hessen wieder in den Unterrichtsalltag. 60900 Kinder starten in die erste Klasse. Die Gesamtzahl der Schüler steigt um 16000, bei den Erstklässlern sind es 3700 mehr. Das Land setzt seine Strategie fort und setzt in der Lehre auf Qualität.
„Wir freuen uns sehr, dass es nun wieder losgeht, und blicken guten Mutes auf das kommende Schuljahr. Wir haben uns in den vergangenen Jahren darauf konzentriert, die Qualität der Bildung in den Fokus zu nehmen und einen stabilen und verlässlichen Rahmen für die Arbeit der Lehrkräfte an den Schulen zu setzen. Diesen Weg werden wir im neuen Schuljahr weitergehen.“ – Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz
Der Bildungsetat steigt auf ein Rekordhoch. Er liegt in diesem Jahr knapp unter fünf Milliarden Euro, im Jahr 2024 erreicht er eine Höhe von 5,1 Milliarden Euro. Zudem gibt es dank 3300 neuer Stellen für Lehrer im Haushalt 2023 in diesem Schuljahr mit voraussichtlich mehr als 64000 Lehrkräften so viele wie noch nie. Seit dem Jahr 2014 ist die Zahl der Stellen kontinuierlich um rund 8500 auf jetzt fast 59000 Stellen gestiegen.
Hessen stehe im Vergleich mit anderen Ländern gut da, sagte Lorz vergangene Woche und wies zugleich darauf hin, dass die Herausforderungen, ausreichend qualifizierte Bewerber als Lehrkräfte zu gewinnen, zunähmen. Der demografische Wandel, den alle Branchen spüren, mache auch vor den Schulen nicht halt. Mit einer Reihe konkreter Maßnahmen kümmere sich das Kultusministerium intensiv darum, dass alle Stellen bestmöglich besetzt würden. Dazu gehören die seit dem Jahr 2015 – nach dem Anstieg der Geburtenrate – ergriffenen Maßnahmen wie die Ausweitung der Kapazitäten für das Lehramtsstudium, den Vorbereitungsdienst (Referendariat) oder die Programme zur Qualifizierung von Quereinsteigern.
Unsere Lehrer kümmern sich tagtäglich mit großer Einsatzbereitschaft um die Bildung und damit die Zukunft unserer Kinder. Für uns hat die bestmögliche Versorgung der Schulen mit Lehrkräften und guter Unterricht höchste Priorität – darauf können sich die Eltern verlassen. – Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz
Rund 1250 Personen sind seit dem Jahr 2015 durch Quereinstiegs- und Weiterbildungsmaßnahmen als Lehrkräfte gewonnen worden. Mit einer eigens konzipierten landesweiten Initiative „Die Zukunft braucht dich: Werde Lehrerin oder Lehrer in Hessen!“, die unter anderem mit ihrem Zukunftsbus bereits mehr als 7500 Jugendliche in den Schulen erreicht hat, werden schon die heutigen Schüler angesprochen, um sie für den Beruf als Lehrkraft zu begeistern. Regelmäßige Abfragen des Kultusministeriums an Schulen und unter Lehrkräften zur Unterstützung im Ruhestand, Verlängerung der Dienstzeit, zur Aufstockung in Teilzeit oder Arbeit in Elternzeit sowie Abordnungen an Grundschulen haben aktuell zu mehr als 700 weiteren Stellenbesetzungen geführt. Die Eingangsbesoldung aller Grundschullehrkräfte wird von jetzt an schrittweise von A12 auf A13 angehoben.
Konsequente Deutschförderung schon bei den Kleinsten
Hessen ist eines der Länder mit dem höchsten Migrationsanteil. Das Erlernen der deutschen Sprache ist der entscheidende Schlüssel zu schulischem Erfolg, gesellschaftlicher Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit. Dafür werden Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationsgeschichte beim Deutschlernen vielfältig unterstützt:
- Als Vorreiter setzt Hessen seit Jahren auf verpflichtende, einjährige Vorlaufkurse für alle Kinder im Vorschulalter mit Schwierigkeiten in Deutsch. Etwa 19000 Kinder werden dieses Jahr daran teilnehmen (2022/2023: rund 17500)
- Zusätzliche Deutschstunde in der dritten und vierten Jahrgangsstufe zur Übung und Vertiefung als Vorbereitung für den Wechsel auf die weiterführende Schule
- Ein Grundwortschatz, den jedes Kind am Ende der Grundschule kennen muss
- Erlernen einer verbundenen Handschrift und kein Schreiben nach Gehör
- Mit diesem Schuljahr an werden Rechtschreibfehler in allen Fächern der neunten und zehnten Jahrgangsstufe gemäß Fehlerindex bewertet
- Ab dem zweiten Halbjahr der ersten Klasse werden Rechtschreibfehler korrigiert
- Verstärkte Leseförderung durch eine Mindestanzahl zu lesender Lektüren in der Sekundarstufe I
Ganztagsausbau schreitet kontinuierlich voran. Statt einer verpflichtenden Ganztagsschule für alle setzt das Land weiterhin auf die Vielfalt freiwilliger Ganztagsangebote. Dadurch kommt Hessen dem Elternwunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer stärker nach.
- 350 zusätzliche Lehrerstellen für die Schulen (rund 4.700 insgesamt). Im Vergleich zum Jahr 2014 stehen damit drei Mal so viele Lehrerstellen zur Verfügung
- Rund 500 Schulen erweitern ihr Angebotsprofil, passen es an oder haben erstmals Ganztagsangebote
- Nahezu drei Viertel der Grundschulen arbeiten inzwischen in einem Ganztagsprogramm
- Rund 66 Prozent der Grundschulen werden mit diesem Schuljahr in Profil 2, in Profil 3 oder im Pakt für den Ganztag arbeiten und damit ein Platzangebot über acht Stunden an fünf Tagen der Woche haben
- 94 Prozent der weiterführenden Schulen bieten ganztägige Angebote an
Eltern verfügen dadurch über ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot an Schulen, das noch weiter gestärkt wird. Auf den vom Schuljahr 2026/2027 an schrittweise startenden Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter ist Hessen vorbereitet.
Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher
Noch nie – auch nicht während der Flüchtlingswelle der Jahre 2015 und 2016 – kamen in so kurzer Zeit so viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche nach Hessen wie im vergangenen Schuljahr, und noch nie befanden sich im letzten Schuljahr so viele Schüler in Intensivmaßnahmen zum Deutschlernen (rund 36.000). Mit seinem schulischen Gesamtsprachförderkonzept verfügt Hessen über Strukturen und Angebote, die sich bereits in vorherigen Krisenzeiten bewährt haben. Die Prognose für dieses Schuljahr sieht rund 30000 Schüler in Intensivklassen, darunter rund 13500 aus der Ukraine (2022/2023: 16000) und 9300 aus Ländern außerhalb der EU mit hohem Flüchtlingsaufkommen wie Afghanistan, Syrien oder Somalia (2022/2023: 11300). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in den Intensivklassen verringert sich aufgrund des Wechsels einiger in die Regelklassen. Hierfür liegt die Prognose bei 10000 Schülern (2022/2023: 2.500). Die Qualität des gesamten Fördersystems zeigt sich auch daran, dass Hessen bundesweit einen der geringsten Anteile ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss aufweist.
Ausbau der schulpsychologischen Unterstützung
Im neuen Schuljahr werden weitere 15 Psychologen das Team der Schulpsychologie an den Staatlichen Schulämtern verstärken. Zusammen mit den 15 zuvor bereits geschaffenen Stellen und den bestehenden 120 stehen damit 150 Stellen in der Schulpsychologie für die Umsetzung der Programme zur psychischen Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte zur Verfügung. Die von Fachverbänden empfohlene Mindestversorgung von 5000 Schülerinnen und Schülern je Schulpsychologen ist nahezu erreicht.
Psychische Gesundheit in der Schule
Neu startet das Serviceangebot Psychische Gesundheit in der Schule. Die Anlauf- und Koordinierungsstelle berät die gesamte Schulgemeinde (Telefon und Mail). Es geht um Prävention von psychischen Erkrankungen, die Förderung der Widerstandsfähigkeit und Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen sowie die Unterstützung der Lehrkräftegesundheit. Zudem werden bestehende Aktivitäten, Programme und Kooperationen auf diesem Gebiet gebündelt und aufeinander abgestimmt.
Schulpsychologischen Videosprechstunde
Fortgeführt wird das gemeinsam mit der Landesschülervertretung geschaffene Angebot einer schulpsychologischen Videosprechstunde. An fünf Terminen im Schuljahr können sich Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in eine Videokonferenz einwählen. Dabei erhalten sie auf Wunsch eine vertrauliche Beratung mit einer Schulpsychologin oder einem Schulpsychologen. Die Kontaktaufnahme geht auch über ein Online-Formular.
Schulausflugticket bringt freie Fahrt in Bus und Bahn
Kinder haben künftig bei Schulausflügen landesweit freie Fahrt in Bussen und Bahnen des öffentlichen Personennahverkehrs. Dafür erhalten alle Schulen bis zur Mittelstufe (Primarstufe und Sekundarstufe I) das neue Ausflugticket. Es berechtigt jeweils die Klasse, einschließlich der Lehrkraft und einer weiteren Begleitperson (wie etwa einen Elternteil), als Gruppe zur unentgeltlichen Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs. Das Schulausflugticket ist ein Angebot der Hessischen Landesregierung gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund, dem Nordhessischen Verkehrsverbund und dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar.
Multiprofessionelle Teams entlasten die Lehrkräfte
Für sozialpädagogische Fachkräfte gibt es rund 170 neue Stellen (insgesamt rund 1.150). Schulen in besonders herausfordernden Lagen erhalten über den Sozialindex 650 zusätzliche Stellen – im Gegenwert von 43 Millionen Euro. Die Stellen für sonderpädagogische Förderung sind auf mehr als 5.500 gewachsen. 3,4 Millionen Euro werden in Schulgesundheitsfachkräfte investiert, die Kinder, Jugendlichen, Lehrkräften und Eltern als Vertrauenspersonen in gesundheitlichen Fragen zur Seite stehen.
Digitalisierung und pädagogische Innovationen
Der Schulversuch zum neuen Unterrichtsfach Digitale Welt wird im neuen Schuljahr ausgeweitet. Nach bisher zwölf Pilotschulen nehmen aufgrund der positiven Reaktionen jetzt weitere 52 Schulen teil. Rund 9.000 Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen lernen damit in zwei freiwilligen, zusätzlichen Schulstunden anhand konkreter Aufgaben, unter anderem aus den Bereichen Wirtschaft und Umweltlehre, Grundlagen der Informatik wie Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen kennen. Zudem behandelt das Fach wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und verantwortungsbewusste Mediennutzung praxisnah. Das Pilotprojekt wird in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt, die den Schulversuch wissenschaftlich begleitet. Ziel der umfassenden Evaluation des laufenden Modellversuchs ist es, das Fach mittelfristig hessenweit im Regelunterricht einzuführen.
Nahezu alle Schulen in Hessen verfügen inzwischen über einen gigabitfähigen Internetanschluss.
Die neue und an die Schulen verteilte Handreichung „Künstliche Intelligenz (KI) in Schule und Unterricht“ richtet sich vor allem an Lehrkräfte, klärt über Chancen und Herausforderungen von KI-Technologien in der Bildung auf und gibt konkrete Anleitungen dafür, wie KI sinnvoll, aber auch verantwortungsvoll in Schulen genutzt werden kann. Es geht darum, Schülerinnen und Schüler auf die digitalen Chancen und Herausforderungen umfassend vorzubereiten. Die Anleitung wird ständig aktualisiert.
Kulturbus Hessen bringt Kinder zu Kunst und Kultur
Kunst und Kultur sollen für alle zugänglich sein – deshalb können alle hessischen Schülerinnen und Schüler vom neuen Schuljahr an mit dem Kulturbus Hessen kostenlos zu besonderen Lernorten reisen. Jede Schule kann einen Bus über das durch das Land Hessen zur Verfügung gestellte Budget buchen. Besonders interessant ist das Angebot für Schulen im ländlichen Raum, die somit unkompliziert zu entfernten kulturellen Bildungsstätten reisen können.
Schulportal Hessen
Mehr als eine Million vor allem Schüler nutzen inzwischen das Schulportal Hessen – die zentrale digitale Lern- und Arbeitsplattform für die Schulen. Es wird stetig weiterentwickelt. So kann das neue Videokonferenzsystem im Schulportal jetzt etwa für Konferenzen mit Lerngruppen, für Elternabende und für Lehrkräftekonferenzen eingesetzt werden.
Die beiden Hessen-Touren laufen in diesem Schuljahr weiter: Der Digital-Truck, ausgestattet mit modernster Technologie, besucht Grundschulen im ganzen Land. Dabei werden verschiedene Themenbereiche abgedeckt: Programmieren oder Robotik sind Teil des Angebots. Die Initiative „Deine Zukunft #REAL:DIGITAL“ richtet sich an weiterführende Schulen. In Workshops lernen die Jugendlichen der Jahrgangsstufen acht bis zwölf Schlüsseltechnologien für die digitale Arbeitswelt von morgen kennen.
Foto oben @2023 Von Christos Vittoratos – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
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Die Internetseite des Hessischen Kultusministeriums finden Sie unter kultusministerium.hessen.de.