Klimabilanz: Die Treibhausgasemissionen in Deutschland habe sich im vergangenen Jahr um 805 Millionen Tonnen CO2 reduziert. Das ist ein Rückgang von 35,7 Prozent gegenüber 1990.
Bus- und Umweltspur, die Digitalisierung der Verkehrsampeln, die Bemühungen den Verkehrsfluss in stark frequentierten Bereichen zu optimieren – alles im Dienste des Luftreinhalteplans. Nachdem die Berliner Denkfabrik Agora Energiewende zu Jahresbeginn eine Klimabilanz gezogen und eine deutliche Reduzierung bei der Treibhausgasemissionen gemeldet hat zieht Wiesbadens Umwelt- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol eine erste Bilanz der städtischen Klimaschutzaktivitäten.
„Wir gehen davon aus, dass diese Effekte auch in Wiesbaden in ähnlicher Größenordnung festzustellen sind.“ – Stadtrat Andreas Kowol
Laut dieser Hochrechnung sanken im Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen deutschlandweit um gut 80 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Sie liegen etwa 42,3 Prozent unter dem Niveau von 1990. Damit hätte der Bund seine Reduktionsziele erreicht. Ohne Corona wäre das nicht möglich gewesen. Laut Agora Energiewende gehen allein zwei Drittel des Rückgangs auf das Konto der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Ohne diese lägen die Emissionsminderungen bei 37,8 Prozent, hätte der Bund die persönliche Zielmarke von 40 Prozent verfehlt.
„Zur Erreichung der Pariser Klimaschutzziele müssen wir weiterhin alle Register in allen Bereichen ziehen. Die pandemiebedingten Emissionsminderungen werden sich schnell verflüchtigen, sobald wir wieder zur Normalität und zu alten Gewohnheiten zurückkehren.“ – Stadtrat Andreas Kowol
In Wiesbaden gehen die Verantwortlichen von einer ebensolchen verminderten Treibhausgasemission aus. Und auch hier sie die Hauptursache für die geringeren Emissionen die Wirtschaftskrise, die mit geringerer Energienachfrage, gesunkener Industrieproduktion und dem Einbruch des Verkehrsaufkommens einhergeht. Dazu kämen die höheren CO2-Preise im EU-Emissionshandel sowie ein milder Winter zum Jahresbeginn 2020.
„Die Hoffnung ist, dass erprobte Praktiken wie das Homeoffice auch in Zukunft helfen, uns energieeffizientere und nachhaltigere Lebensweisen anzueignen. Innerhalb der Stadtverwaltung werden wir die Maßnahmen und Mittel konkretisieren, die wir für eine Erreichung der Klimaschutzziele in diesem Jahrzehnt umsetzen müssen.“ – Stadtrat Andreas Kowol
Dieses Jahr stehe auch in Wiesbaden wieder die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes inklusive einer umfangreichen Bilanzierung der Treibhausgasemissionen der Stadt an. Da die Daten erst nach und nach von den Netzbetreibern und aus weiteren Quellen aufbereitet und zur Verfügung gestellt würden, sei allerdings frühestens im dritten Quartal 2021 mit einem Ergebnis zu rechnen. Dann werde sich auch zeigen, wie stark die pandemiebedingten Belastungen der Industriebetriebe Wiesbadens sich auf deren Emissionen ausgewirkt habe, so Wiesbadens Umweltdezernent.
Der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch erreichte 2020 deutschlandweit mit 46,2 Prozent einen neuen Höchstwert. Im Vorjahr lag der Anteil der Erneuerbaren bei 42,4 Prozent, Corona-bereinigt läge er 2020 bei etwa 44,6 Prozent. Dies wird sich auch günstig für die Wiesbadener CO2-Bilanz auswirken.
Förderprogramm Energieeffizient Sanieren
Im letzten Jahr hielt sich die Anzahl der Anträge für das Förderprogramm zur energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden auf hohem Niveau. Im Rahmen der Förderrichtlinie wurden bislang insgesamt 1412 Anträge positiv beschieden. Nach den Berechnungen der Klimaschutzagentur sparen die von der Förderung profitierenden Wiesbadener Haushalte alleine durch diese Fördermaßnahmen jährlich 1287 Tonnen CO2 ein. Im Sommer 2020 konnte das Förderprogramm zudem mit höheren Fördersätzen neu aufgelegt werden.
Förderprogram Solar
Wir sehen eindeutig ein wachsendes Interesse am Solarstrom, freut sich Kowol. So wurden in 2020 mit dem Förderprogramm Solar insgesamt 130 neue Anlagen zur Produktion von Strom (Photovoltaik) unterstützt. Allein gegenüber 2019 haben wir damit eine Zunahme in Höhe von 36,5 Prozent an geförderter Leistung der Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet, resümiert der Umweltdezernent. Die seit 2018 über das Programm geförderten Anlagen haben eine Spitzenleistung von 2105 Kilowatt-Peak (kWp). Damit kann bilanziell der jährliche Strombedarf von etwa 570 Drei-Personen-Haushalten gedeckt und so über 1100 Tonnen CO2 vermieden werden. Durch das Förderprogramm wurden nicht nur private Haushalte angesprochen, sondern auch zahlreiche Unternehmen. Trotz der gesunkenen Einspeisevergütung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz zeigt sich, wie wirtschaftlich die Photovoltaik mittlerweile ist, insbesondere wenn der selbst erzeugte Strom in den Eigenverbrauch fließen kann, erklärt Kowol.
Die Stadt baut und betreibt auf den Dächern städtischer Liegenschaften zudem elf Anlagen in Eigenregie. Mit den jährlich durchschnittlich 460.000 Kilowattstunden (kWh) erzeugten Strom lassen sich 130 Drei-Personen-Haushalte versorgen, und der Ausstoß von 245 Tonnen CO2 wird verhindert. Der Strom vom Dach kann zudem direkt in den Gebäuden der Stadt verbraucht werden, so dass nur die überschüssige Produktion ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Verkehr
Der bundesweite Einbruch des Verkehrs konnte im März und April auch in Wiesbaden beobachtet werden. Der Verkehrsbereich insgesamt hat allerdings mit Blick auf die Treibhausgasbilanz besonders durch die deutliche Abnahme des Flugverkehrs profitiert. „Besonders freut uns natürlich, dass die Neuzulassungszahlen in Wiesbaden im Bereich der Elektromobilität dem Bundestrend folgen. Der Bestand an Elektrofahrzeugen und Plug-In-Hybriden konnte sich in 2020 mehr als verdoppeln. Insgesamt haben wir damit rund 2.350 Fahrzeuge die emissionsfrei oder -arm auf Wiesbadens Straßen unterwegs sind“, berichtet Kowol.
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Die aktuelle Studie der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende finden Sie unter static.agora-energiewende.de.