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Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende in sienem Büro, Mittel ja oder nein?

Gert-Uwe Mende: „Ich starre nicht ständig aufs Handy!“

Gert-Uwe Mende ist seit dem 2. Juli Oberbürgermeister von Wiesbaden. Den Wahlkampfmodus hat er auf Seite gelegt und der Terminkalender des Oberbürgermeisters hat ihn fest im Griff. Eröffnung des Schiersteiner Hafenfest, der Dotzheimer Kerb… und am Freitag die Eröffnung der 44. Rheingauer Weinwoche.

Volker Watschounek 5 Jahren vor 0

Gert-Uwe Mende ist von der einen Seite des Schlossplatzes auf die andere Seite gezogen, vom Stadtschloss ins Neue Rathaus. Er selbst bezeichnet sich als Familienmensch. Auf seine Frau Susanne und seine beiden Töchter könnte er nicht verzichten. 

Gert-Uwe Mende Jahrgang1962, geboren am 15. Oktober, Sternzeichen Waage – glaubt nicht an Sternzeichen, außer an Waage. Nach dem Studium volontiert Mende bei der Zeitung. Danach wechselt er kurz in die Politikredaktion der hessisch.-niedersächsischen Allgemeinen in Kassel. Dort war er dort aber nur kurz, weil vom hessischen Innenministerium als Pressesprecher abgeworben wurde. Seit 1991 wohnt Mende in Wiesbaden und seit dem 2. Juli 2019 befindet sich sein Arbeitsplatz auf der anderen Seite des Schlossplatzes (Landtag) – im Büro des Oberbürgermeisters. Wir haben uns mit ihm getroffen: Guten Tag Herr Oberbürgermeister.

Interview mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende

Sie sind jetzt wie viele Tage im Amt?
Gert-Uwe Mende: Guten Tag Herr Watschounek, da muss ich nachrechnen, das sind schon ein paar Tage. (Das Interview haben wir im Juli geführt).

Wie fühlt es sich an … haben Sie sich schon etwas eingelebt?
Im Büro ging das ganz schnell. Mein Umfeld ist sehr angenehm und ich  lerne jeden Tag Neues dazu. Ich halte Rücksprache mit den Ämtern und Stabsstellen aus meinem Dezernat und  tausche mich ausführlich mit den anderen Dezernenten über ihre wichtigsten Vorhaben aus. Daneben treffe ich viele Bürgerinnen und Bürger bei einer Vielzahl von Anlässen und suche dort das Gespräch.

Rückblick – Ausblick … werden Sie die Politik von Sven Gerich fortführen?
Sven Gerich
hat viele Dinge auf den Weg gebracht, an die  ich nahtlos anknüpfen kann: im Bereich Soziales, Bereich Wohnen – genauso im Sportdezernat. Das große Thema dort ist Sportpark Rheinhöhe.

Sportpark Rheinhöhe …
Ja, es geht jetzt auf die konkrete Umsetzung zu. Wir brauchen dieses familiengerechte Angebot mit Schwimmbad und Eisbahn. Ich hoffe, dass wir dafür im nächsten Doppelhaushalt die entsprechenden Mittel haben.

Kurz zur Stichwahl – haben Sie als Überraschungskandidat davon profitziert, dass die CDU mit Eberhard Seidensticker einen Kandidaten aus der Mitte aufgestellt hat?
Das ist mir zu spekulativ. Ich freue mich, dass es mir innerhalb weniger Wochen gelungen ist, einen ausreichend großen Bekanntheitsgrad aufzubauen. Das haben mir am Anfang nicht viele Menschen zugetraut. Ich wurde in der Stadtgesellschaft aber gut  aufgenommen.

Gleichzeitig ist es ein Ergebnis gegen den Bundestrend der SPD.
Eine Oberbürgermeisterwahl ist ein bisschen wie das Pokalspiel im Fußball – und das hat seine eigenen Gesetze. Am Tag der Europawahl ist es meiner Partei und mir gelungen, sich von dem Europawahltrend abzusetzen. Das war die Voraussetzung um überhaupt in die Stichwahl zu kommen.

Nach Wahl haben Sie gesagt: Jetzt ist Schluss mit Wahlkampf, jetzt geht es an die Arbeit.
Auch wenn ich gerne Wahlkämpfe führe, ist es mir ist es wichtig, das nicht als Dauerzustand zu haben. Mit  der Schließung der Wahllokale muss Schluss sein. Dann muss man arbeiten. Schließlich bedeutet das Wahlergebnis ja einen erheblichen Vertrauensvorschuss. Viele haben mich gewählt, obwohl sie mich nicht persönlich kennen. Diesem Vertrauensvorschuss möchte ich jetzt gerecht werden. Das geht nur durch konsequente Arbeit – an den Themen, die ich benannt habe: bezahlbares Wohnen, Mobilität, Klimaschutz.

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende: Diese Worte hat er im Wahlkampf am häufigsten verwendet. ©2019 Volker Watschounek

Diese Worte hat Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende im Wahlkampf am häufigsten verwendet. ©2019 Volker Watschounek

Die Oberbürgermeisterwahl war Ihr erste Wahlkampf als Spitzenkandidat?
Ja, ich habe zwar schon viele mitgeführt, Landtagswahlkämpfe, Bundestagswahlkämpfe – auch kommunale Wahlkämpfe – jedoch nicht so, dass ich als Person so im Fokus stand. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung. Der Rollenwechsel ist mir leicht gefallen und ich war immer mit Spaß bei der Sache. Die Leute haben das gemerkt und so ist der Funke übergesprungen. Dazu hat sicher beigetragen,  dass ich nicht nur das sage, was ich denke, sondern dass ich vor allem gut  zuhören kann. Das ist mir in meinem ganzen Leben wichtig. Dass ich  Themen aufnehme und versuche, daraus etwas zu machen. Ich glaube, das ist mir im Wahlkampf ganz gut gelungen.

Sie sagen, wer vorne stehe, der müsse auch etwas vorleben – Thema Klimawandel: Kommen Sie mit dem Fahrrad ins Büro?
Ich mache fast keine Flugreisen. Ich bin immer viel Bus gefahren, das wird bei der neuen Termin-Situation künftig allerdings deutlich schwieriger. Dank meiner Tochter kochen wir zuhause fast vollständig vegetarisch, so dass mein Fleischkonsum mäßig ausfällt. Das heißt, wir versuchen, ohne puritanisch oder päpstlich zu sein, unseren privaten Lebensstil dem Thema Klimaschutz anzupassen  In letzter Konsequenz ist es aber keine Frage des persönlichen Lebensstils. Es geht darum, die richtigen Ziele für die Stadt zu verfolgen.

E-Auto als Dienstfahrzeug?
Da hapert es immer noch mit der Reichweite – leider. Grundsätzlich bin ich dem Thema sehr aufgeschlossen.

Friday for Future, Greta Thunberg – Wiesbaden, Schule schwänzen. Ihr Meinung dazu?
Ich finde das Engagement richtig. Es ist die Voraussetzung dafür ist, so viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Jugendlichen haben verstanden, dass eine gewisse Provokation mit dem Thema verbunden sein muss und das ist ihnen gelungen. Deswegen unterstütze ich „Fridays for Future“ und war  schon dreimal in Wiesbaden dabei. Aus meiner Sicht geht es darum, ein klares Signal zu setzen und den Jugendlichen zu zeigen, dass wir sie hören. Wir interessieren uns dafür, was sie sagen. Wir können es uns nicht leisten, diese Generation zu verlieren.

Bezahlbarer Wohnraum: In Berlin sind es inzwischen wieder Menschentrauben die durch zu vermietende Wohnungen geführt werden. In Wiesbaden geht es etwas entspannter zu…
Wir müssen viel mehr neu bauen. Bezahlbare Wohnungen zu schaffen, ist eine der Hauptforderungen an die Politik.
Die Schlüsselfunktion hat  das Thema Grund und Boden. Dass die Bodenpreise so ungehemmt durch die Decke gehen, führt dazu, dass die Neubaukosten steigen. Deshalb bin ich dafür, dass wir eine vernünftige Bodenbewirtschaftung machen, die Stadt  Grundstücke nicht zum Höchstpreis  verkauft. Nur so sind günstige Wohnungen zu ermöglichen.

Nach dem Münchener Modell?
Das Instrument ist die sogenannte Konzeptvergabe. Damit ist es möglich, erst einmal zu sehen, wie der Bedarf aussieht, was wir wollen: gemeinschaftliches Wohnen, soziales Wohnen, bezahlbares Wohnen. Und danach richtet sich letztendlich der  Preis.

Ihre Meinung zur Elektromobilität
Ich bin offen in der Frage, welches System für Elektromobilität sich durchsetzt:  Brennstoffzelle mit Wasserstoff oder  Batterie. Ich finde, die Wasserstofftechnologie hat erhebliche Reize. Gerade weil sie so ähnlich funktioniert wie das alte Tanken und weil sie ähnliche Reichweiten ermöglicht. Sie hat aber auch ihre Schattenseiten bei der Wasserstoffherstellung. Daher finde ich es wichtig, dass man sich nicht auf eine Technologie versteift.  sondern beides macht. Schlussendlich denke ich, dass Elektromobilität die Zukunft ist, weil sie mit Ökostrom betrieben eine klimaschützende Variante ist – wenn man die gesamte Lebensdauer von solchen Autos mit einbezieht und die gesamte Ökobilanz betrachtet.
Elektromobilität ist in einem ganz anderen Bereich ganz besonders interessant. Nämlich bei der Frage des Fahrradfahrens. E-Bikes sind für Wiesbaden eine Riesenchance. Sie heben das alte Argument auf, dass die Stadt von der Topografie her nicht für Radfahrer geeignet sei. In Wiesbaden kommt man mit E-Bikes von den Steigungen  her überall hin.

Wiesbaden das nächste Münster?
Ich habe Verwandtschaft in Münster und bin in meiner Kindheit viel dort gewesen. Münster ist ein Paradies für Radfahrer. Davon sind wir in Wiesbaden noch weit entfernt. Aber es wäre mir schon ganz recht, wenn wir in diese Richtung voran kämen. Wir brauchen einen deutlichen Ausbau der Radwege. Münsteraner Verhältnisse werden wir so schnell trotz allen Anstrengungen dennoch nicht erreichen.

Schöner Übergang zum Studienstandort Wiesbaden.
Mir ist wichtig, dass wir mit dem  Pfund, das wir hier haben, stärker wuchern. Ich habe den Eindruck, dass die Hochschule RheinMain in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen wird, wie sie ist: nämlich eine herausragenden Hochschule mit tollen Leistungen und tollen Angeboten. Das müssen wir stärker promoten.

City Bahn, Bürgerentscheid?
Auf der heutigen Faktenlage bin ich ein klarer Befürworter der City-Bahn und da verbiege ich mich auch nicht. Im Wahlkampf hatte ich den Eindruck, dass die Menschen auch dort, wo der Gegenwind stark war, die Klarheit meiner Aussage geschätzt haben. Sie haben gemerkt, dass da jemand ist, der sich nicht weg duckt, sondern eine Position bezieht.
Ich habe immer gesagt, ich will das die Bürger das entscheiden. Ich finde, dass die Stadtgesellschaft da gespalten ist – und dieser Zweispalt nur zu überwinden ist, indem die Bürger die Entscheidung selbst treffen: Pro oder contra City-Bahn. Wir sind auf einem guten Weg.

Das Mobilitätsleitbild wird zum Herbst fertig. Dann liegen die Fakten, die die Bürger brauchen, auf dem Tisch, um im nächsten Jahr, ich hoffe im zweiten Quartal, eine entsprechende Entscheidung fällen zu können. Und das, was die Bürger dann entscheiden, dass gilt dann auch.

Gert-Uwe Mende Internet, soziale Medien, Facebook?
Ich bin bei Facebook. Ich bin bei Instagram – noch nicht mit besonders breiter Follower-Power –ich habe auch immer getwittert. Eher in meiner alten Tätigkeit.
Wichtig ist es mir, allen zu sagen: Ich bin auf Facebook nicht nur auf Sendung. Ich bin da auch auf Empfang. Das gehört zu Social Media dazu, dass man das, was dort an Echo kommt auch wahrnimmt. Ich kann nicht auf alles antworten und ich kann auch keine Termine über Facebook machen – und ich werde auch keine komplizierten Sachverhalte über Facebook erklären. Ich registriere aber, was andere auf Facebook machen, was sie bewegt, was hier in Wiesbaden Thema ist.

Sie sind aktuell aber noch aktiv als Gert-Uwe Mende, eine OB Gert-Uwe Mende gibt es noch nicht?
Die OB Seite wird es geben. Wir haben entschieden, dass es nicht gut ist, die bisherige Wahlkampf-Seite als Oberbürgermeister weiter zu betreiben. Sie wird in den nächsten Tagen online gehen. (Anm. der Red. Das Profil von OB Gert-Uwe Mende auf Facebook finden Sie hier.)

Das heißt, sie werden selbst aktiv sein?
Ja, soweit es zeitlich möglich ist. Welche Beiträge von mir und welche von meinen Mitarbeitern sind, wird immer klar kenntlich gemacht.  

Gert-Uwe Mende im Konferenzraum

Gert-Uwe Mende im Konferenzraum ©2019 Volker Watschounek

Gert-Uwe Mende Persönlich

Wie oft schauen Sie täglich auf Ihr Handy?
Das weiß ich nicht. In Sitzungen nehme ich es nicht mit, weil ich es unhöflich finde gegenüber den Anderen. Ich bin keiner der ständig auf sein Handy starrt. Ich gehe nach der Sitzung – auch in Pausen –  schon raus und schaue, was ich verpasst habe.

Wenn ihre Tochter am Abend beim Abendessen das Handy rausholt?
Tut sie nicht. Es sei denn, wir sind im Gespräch bei irgendeinem Punkt angekommen, wo einer von uns beiden etwas googlen muss, um herauszufinden, was gerade stimmt. Ansonsten haben wir beim Essen kein Handy auf dem Tisch.
Wir können aber schon einmal einen Abend zusammen nebeneinander auf dem Sofa sitzen und beide daddeln. Ich schaue dann entweder Social Media oder spiele mal ein nicht sonderlich geistreiches Entspannungsspiel  wie „Tetris“.

Auf was könnten Sie in Ihrem Leben nicht verzichten?
Auf meine Familie.

Was war früher Ihr liebstes Schulfach?
Ich habe alle Naturwissenschaften gern gemacht – und Politik und Geschichte. Die Frage was ich gern gemacht habe, ist schwieriger zu beantworten als die Frage, was ich nicht gerne gemacht habe: Ich war leider keine Sportskanone. Trotzdem bin ich jetzt sehr gerne Sportdezernent.

Wenn Ihr Leben verfilmt würde: Welcher Schauspieler würde Sie spielen?
Ich kenn mich da nicht aus. Jeder Name, den ich da jetzt sagen würde, wäre wahrscheinlich ein Griff in irgendein Wespennest.

Wofür würden Sie mitten in der Nacht aufstehen?
Vor ein paar Jahren hätte ich noch gesagt, um meine Tochter irgendwo abzuholen. In der heutigen Rolle gilt eher: der OB ist in besonders ernsten Gefahrensituationen jemand, der  erreichbar sein muss.

Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dürften: Wer wäre es und warum?
Willy Brandt, dem bin ich als Kind  begegnet – als Achtjähriger. Willy Brandt war damals auf dem Weg zu seinem historischen Besuch in Erfurt. Später habe ich ihn nochmal in einem Landtagswahlkampf getroffen. Seine klare politische Haltung und die pragmatische Politik, mit der er seine Ziele verfolgt hat, haben mich sehr beeindruckt.

Weitere Interviews, etwa mit Verkehrsdezernent Andreas Kowol lesen Sie hier.

Das offizielle Facebook Profil von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende finden Sie hier.

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Geschrieben von

Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.