Bürgerinitiativen haben sich in Wiesbaden zusammengeschlossen, um aus ihrer Sicht klimaschädliche Bauprojekte zu stoppen. Sie untermauern ihr Bestreben mit der KLIMPRAX-Studie.
Das Amt für Statistik und Stadtforschung hat im November eine Publikation Wiesbadener Wetter und Klima in Messungen und Projektionsdaten veröffentlicht. Nach der KLIMPRAX-Studie meldet sich erneut eine wissenschaftliche Stimme zu Wort. Das Bündnis Stadtklima vertritt die Auffassung, dass die Fakten und Stimmen endlich bei der lokalen Kommunalpolitik Gehör finden sollte. Die Analyse des Wiesbadener Amts stellt einen dringlichen Weckruf für die regionale und lokale Klimapolitik dar. Dieser Bericht macht klar, dass der Klimawandel besonders auch für Wiesbaden kein vorübergehendes Phänomen ist, sondern eine „dynamische Entwicklung, die dauerhaft und zunehmend gefährlich“ ist.
700 Tote im Hitzesommer 2018
Das Bündnis erkennt eine Chance, schnell praktische Schlüsse daraus zu ziehen. Wenn die politisch Verantwortlichen die Erklärung des Klimanotstandes und die wissenschaftlichen Analysen ernst nehmen, müssen sie aktuelle und perspektivische Bau-Projekte (Ostfeld, Westfeld, Helios HSK, Unter den Eichen), die eine weitere Versiegelung von Kaltluftzonen bedeuten, neu überdenken und bewerten.
Wer wird für die möglichen vielen zusätzlichen Toten einer ungebremsten Erwärmung in Wiesbaden haftbar gemacht werden müssen? Schon der Hitzesommer 2018 hat in Hessen 700 Tote gefordert (vgl. Reimer,N. Staud,T. Deutschland 2050 S.53). Der Ausnahmesommer werde in Zukunft Normalität entlang der Rheinschiene werden, so das Bündnis. Deshalb fordere man eine vorausschauende, verantwortliche kommunale Klima- und Baupolitik für die Region und Wiesbaden!
Tiny Forest
Stärkung grüner Infrastruktur von großer Bedeutung: Handlungsoption tiny forests. Der Bericht des Statistikamts betont, dass die Bevölkerung die Dringlichkeit des Themas realisieren muss und dass dafür deren partizipatives Interesse – also der Wunsch sich an den dringend notwendigen Veränderungen zu beteiligen – zu fördern ist. Unterstützend könnten dabei Projekte wirken, die Bewohner praktisches Handeln in Eigenverantwortung ermöglichen. Als Beispiel für solche Projekte nennt die Analyse die Schaffung und Erhaltung von kleinen grünen Flächen in städtischen Quartieren, Fachleute nennen sie Tiny Forests, die als Projekt von Nachbarschaften, Schulklassen oder anderen Gruppen gepflanzt oder gepflegt werden. Eine Methode, die in Japan schon erfolgreich praktiziert wird. So kann durch die Anpflanzung kleiner Wälder, die Erhaltung und Einrichtung von kleineren Grüngebieten im Stadtteil eine deutliche Aufwertung von Mikroklima, Wohnqualität und Artenschutz stattfinden und Kindern und Jugendlichen die Bedeutung von Naturflächen praktisch vermittelt werden. Die positiven Auswirkungen für den Schutz auch gefährdeter Tier-Arten, die in den Städten einen Lebensraum gefunden haben, können nach Meinung vieler Experten kaum unterschätzt werden.
Bild oben ©2020 Volker Watschounek
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Tiny Forest einfach erklärt, online auf der Seite des SWR finden Sie unter www.swr.de.