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Das Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) lebte in den eiszeitlichen Kältesteppen zwischen Westeuropa und Ostasien. Foto: iStock/aleks1949

Ur-Nashorn auf ESWE-Baustelle entdeckt

Es war 2 Tonnen schwer, 3,50 Meter lang und besaß ein dichtes Fell. Es stapfte durch das karge Gelände einer Kältesteppe, dort, wo etwa 600000 Jahre später der Dyckerhoff-Bruch liegt. Jetzt ist es wieder aufgetaucht: die Überreste eines urzeitlichen Wollnashorns.

Volker Watschounek 3 Jahren vor 0

Wiesbadens Ur-Nashorn hat ein neues Zuhause. Die Überreste des ausgestorbenen Tiers sind in künftig der Öffentlichkeit an repräsentativen Orten von ESWE Versorgung zugänglich.

Beim Bau der neuen Gashochdruckleitung von ESWE Versorgung ist das Team auf mehrere fossile Tierknochen gestoßen: darunter unter anderem die von einem Ur-Nashorn, einem sogenannten Wollnashorn. Die Energieexperten hatten am Unteren Zwerchweg die Bohrung eines Mikrotunnels vorbereitet, als sie in neun Metern Tiefe die Fragmente freischaufelten. Die mit der Baubegleitung beauftragte Fachfirma Archäologische Ausgrabungen Frank Lorscheider sicherte die Funde und brachte sie in die für entsprechende Bodenfunde zuständige Abteilung hessen.Archöologie des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, wo sie durch die Paläontologische Denkmalpflege begutachtet wurden.

„An der Fundstelle treffen zwei geologische Schichten aufeinander.“ – Frank Lorscheider, Archäologe

Inzwischen ist klar: Bei den Knochen handelt es sich unter anderem um die Gebeine eines Urzeit-Rindes und eines hirschartigen Tieres. Größter Fund ist allerdings der Oberarmknochen eines ausgestorbenen Nashorns – vermutlich eines Wollnashorns (Coelodonta antiquitatis). Es lebte während des Mittelpleistozäns (begann vor 781000 Jahren) und des Jungpleistozäns (endete vor 11784 Jahren) auch in Westeuropa.

„Zwei Schichten und eine mit Kalken und Mosbach-Sandens: Vor 22 Millionen Jahren existierte hier ein Meer, in dem Robben und Haie schwammen. Über dieser Kalkschicht lagern die sogenannten Moosbach-Sande, die ungefähr 600000 Jahre alt sind. Sie sind weltweit bekannt als Fundort für Großsäuger. Darin eingebettet lag auch der Wollnashorn-Knochen.“ – Frank Lorscheider, Archäologe

Die Tatsache, dass Überreste verschiedenster Tiere nah beieinander gefunden wurden, spricht dafür, dass sie durch Flüsse abtransportiert wurden und über eine Sandbank hinaus verlandeten. Hier sammelten sie sich zunächst im Faulschlamm eines stehenden Gewässers. Das Besondere: Der Boden am Fundort ist so mit Calciumcarbonat gesättigt, dass er keinen weiteren Kalk abbauen kann. Deshalb liegt das Oberarm-Fragment als gut erhaltene Versteinerung vor. Das wurde zeitnah nach der Anlieferung im Landesamt mit Kunstharz (Mowilith) stabilisiert; alle wichtigen Informationen zum Fund konnten direkt dokumentiert und die Grabungsstelle anschließend wieder verfüllt werden.

„Es gibt Bauleiter, die Angst haben, dass ein paläontologischer oder archäologischer Fund ihr Projekt auf unabsehbare Zeit verzögert. Aber wir arbeiten gut und eng mit der Stadt und unterschiedlichen Unternehmen zusammen. Wir sind schnell, und uns geht es vor allem darum, die Funde zu dokumentieren. Sonst gehen möglicherweise wichtige Erkenntnisse für immer verloren.“Dr. Jan Bohatý, Leiter der Paläontologischen Denkmalpflege in Hessen

Für uns ist es wichtig, dass wir bei solchen Entdeckungen sofort informiert werden. Nur so können entsprechende Bodenfunde sachgerecht behandelt werden, erklärt Dr. Jan Bohatý, Leiter der Paläontologischen Denkmalpflege in Hessen. Knochen, wie das Fragment des Wollnashorns, gelten als bewegliche Bodendenkmäler. Ein Blick in die Zukunft funktioniere nicht ohne den Blick in die Vergangenheit und auf die fossilen Hinterlassenschaften vergangener Epochen. Geologische Ablagerungen, wie sie zum Beispiel durch Bauvorhaben aufgeschlossen würden, seien wie ein Buch, in dem alle lesen könnten, so Dr. Bohatý weiter.

„In einer Großstadt können wir selten so tief in die Erde schauen, wie es hier der Fall war. Ein solcher Fund kann als weiteres Puzzle-Teil viele Fragen beantworten – zum Beispiel auch, wenn es um ehemalige Klimaveränderungen und die entsprechende Reaktion der prähistorischen Lebewelt geht; nur so werden entsprechende Zukunftsszenarien deutbar.“ – Dr. Jan Bohatý, Leiter der Paläontologischen Denkmalpflege in Hessen

Die Knochenfunde sind Eigentum des Landes Hessen und als solches mit Inventarnummern erfasst. Der ESWE Versorgung wurden sie nun als Dauerleihgabe überlassen. Die Stücke werden bei uns in eigens dafür angeschafften Vitrinen ausgestellt, erzählt Jörg Höhler, Vorstandsmitglied der ESWE Versorgungs AG. Informationen über die Grabung, den Fundort und das Wollnashorn haben wir auf Tafeln zusammengestellt. So können wir die Knochen der Öffentlichkeit präsentieren, etwa in unserem ESWE Energie CENTER, im Atrium unseres Verwaltungsgebäudes oder auf Messen. Schließlich zeigt der Fund auch, wie spannend unsere Arbeit sein kann.

Das Technik-Team von ESWE mit dem Knochenfund (v. r.): Jörg Höhler (Vorstand ESWE Versorgungs AG), Hülya Kilicsoy (Vorstandssekretariat), Florian Neubauer (Leiter Netzbau und Betrieb) und Jürgen Pilz (Hauptabteilungsleiter Technik).

Das Technik-Team von ESWE mit dem Knochenfund (v. r.): Jörg Höhler (Vorstand ESWE Versorgungs AG), Hülya Kilicsoy (Vorstandssekretariat), Florian Neubauer (Leiter Netzbau und Betrieb) und Jürgen Pilz (Hauptabteilungsleiter Technik).

Funde vom Wollnashorn gehören in Eurasien zu den häufigsten Fossilfunden pleistozäner Tierarten. Die meist isolierten Knochen und Zähne stammen überwiegend aus Kies-, Sand- und Tongruben, die ehemalige Flussläufe oder Seeufer anzeigen. Darüber hinaus sind Funde teilweise auch aus Höhlen bekannt. Zudem werden Überreste von Wollnashörnern immer wieder submarin aus Schelfmeeren, wie der Nord- und Ostsee, geborgen, die während der Kaltzeiten phasenweise trocken lagen. Weitere ausführliche Informationen lesen Sie in dem Artikel auf wikipedia. (Foto: iStock/aleks1949)

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Die offizielle Internetseite von Wiesbadens Energiedienstleister finden Sie unter www.eswe-versorgung.de.

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.