Das Projekt „Lernort Kino mittendrin: Seit September haben sie Erfahrungen ausgetauscht und kommuniziert, etwa über rassistische Erfahrungen in Wiesbaden.
Mit der Kinokomödie ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND und Schauspieler Aykut Kayacik als Gast geht das Modellprojekt „Lernort Kino: Filmarbeit mit jungen Flüchtlingen“ am 26. Juni zu Ende. Nach zehn Veranstaltungen und Filmen im Murnau-Filmtheater seit September 2016 zogen die Projektpartner positive Bilanz.
Miteinander reden und diskutieren
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung erklärten die Initiatorinnen Birgit Goehlnich und Rita Thies, dass sie mit den SchülerInnen über ein Jahr zusammen den Weg der Kommunikation gegangen seien. „Wir haben uns Jugendfilme angeschaut, um über die Geschichten, die Filmfiguren und deren Lebenswelten miteinander zu reden. Diskutiert wurde im großen Plenum im Kinosaal als auch in kleinen, zuweilen geschlechtshomogenen Gruppen. Die unterschiedlichen Identitätskonzepte der Filmfiguren eröffneten den jungen Flüchtlingen Transfers in die eigene Lebenswelt und evozierten zum Beispiel intensive Gespräche über eigene Erfahrungen mit Rassismus in Wiesbaden“
Emotional, sinnlich und intellektuell
Insbesondere der Austausch über traditionelle und moderne Rollenmuster bedeute ein gegenseitiges Kennenlernen von der eigenen Kindheit und Jugendzeit. Filmbildung bedeute in diesem Projekt ganzheitliche Bildung, die den Abgleich mit der eigenen Lebenswelt als Flüchtling in Deutschland nahelege; emotional, sinnlich und intellektuell, so die Initiatorinnen.
„Berufliche Schulen leisten einen wichtigen Beitrag bei der Integration von jugendlichen Flüchtlingen. In den InteA-Klassen erhalten die Schülerinnen und Schüler intensiven Deutschunterricht und werden auf einen Schulabschluss vorbereitet, der ihnen eine berufliche Ausbildung oder eine höhere schulische Bildung ermöglicht. Als Ergänzung des Unterrichtsprogrammes stärkt das Modellprojekt ‚Lernort Kino‘ den ganzheitlichen Ansatz.“ – Peter Bingel, Vorsitzender des Vereins MIK – Netzwerkarbeit im Berufsschulzentrum Wiesbaden e.V.
„Filme ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang zu den geflüchteten Jugendlichen. Im Rahmen der moderierten Gruppendiskussionen ist es gelungen, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Sie nutzten die Möglichkeit, entweder über die Inhalte der Filme zu sprechen oder aber – selbstbestimmt – einen lebensweltlichen Bezug zu eigenen Erfahrungen herzustellen. Auf diese Weise wurde deutlich, was die Jugendlichen bewegt, welche Erfahrungen sie zum Beispiel im Bildungssystem machen und welche Erwartungen und Sorgen sie haben “ so Prof. Dr. Tanja Grendel und Prof. Dr. Heidrun Schulze von der Hochschule RheinMain, die das Projekt wissenschaftlich begleiteten. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit analysierten sie die Transkripte der Gruppendiskussionen. Filmisch begleitet wurde das Projekt von Prof. Marc Reisner.
„Wiesbaden unternimmt vielfältige Anstrengungen für eine schnelle und gute Integration der Flüchtlinge. Das Kooperationsprojekt zwischen Berufsschulen, der Hochschule RheinMain und Filmeinrichtungen hat die Stadt daher gerne unterstützt. Mit dem Ergebnis können wir mehr als zufrieden sein.“ – Jörg-Uwe Funk, tellvertretende Kulturamtsleiter
Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stift
„Lernort Kino: Filmarbeit mit jungen Flüchtlingen“
In dem Modellprojekt „Lernort Kino: Filmarbeit mit jungen Flüchtlingen“ sahen die Teilnehmenden ab September 2016 einmal im Monat ausgewählte Filme und diskutierten über Themen wie Demokratie, Toleranz und Geschlechterrollen. Die Jugendlichen kommen aus InteA-Klassen (Integration durch Abschluss) der Schulze-Delitzsch-Schule, der Friedrich-List-Schule und der Kerschensteiner Schule.
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