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Foto: W183 – Inside Westend ©2020 Christine Tritschler)

Inside Westend: Schrei nach Hilfe

Jugendlicher Freigeist versus erwachsener Ernst: Zum Konflikt des Erwachsenwerdens mischen sich Rassismus, Stereotype und Traditionen. In ihrer Inszenierung zeigte das junge Staatstheater am 11. Oktober was es bedeutet, im Westend zu leben – und wie weit Rassismus gehen kann.

Joelle Sander 4 Jahren vor 0

Sie sind jung, energiegeladen und voller Träume. Und sie leben im Westend. Hier zählt nicht, was du bist. Hier zählt, woher du kommst und wer deine Freunde sind.

Am 11. Oktober servierte das Junge Staatstheater die knallharte Realität des Rassismus. In ihrer Inszenierung W183 – Inside Westend haben sie gezeigt, was hinter der Schwelle zur Schwalbacher Straße passiert. Dort herrschen die Gesetze der Straße. Die tragischen Schicksale fünf junger Erwachsener zeigen das schwierige Leben im Westend.

„Ich will gesehen und gehört werden, mir eine Stimme verleihen!“ – Burak Hoffman als Fidan

Licht an, Musik ab. Wir befinden uns mitten in einem Barbershop im Westend. Originalgetreuer könnte es nicht sein: Shebab fläzt sich in Jogginganzug mit seinem Handy auf einem Stuhl. Friseur Cem schneidet die Haare eines Kunden – ganz coronakonform mit Maske. Zwischen Alter, Diggah, Sheesh und arabischen Sätzen verabredet man sich zu Shisha und Köftespieß. Mit jugendlicher Sprache und modernen Figuren behandelt das Stück seine Stereotypen auf eine humorvolle Art – und nimmt sie gleichzeitig ernst.

„Du fliehst und du kommst nicht an. Für die Meisten bleibt das Westend ein Transitort.“ – Otiti Engelhardt als Yorda

65183 – Die Postleitzahl des Westends. Eine Zahl, die die Identität prägt. Im Westend leben Menschen aus 99 Nationen. Bulgaren, Türken, Äriträer – sie alle finden dort ein zu Hause. Doch nicht jeder ist willkommen. Das zeigt das Stück ganz klar: Rassismus durchzieht ihr Leben. Wir übertreten die Schwelle zur Schwalbacher Straße und sind alle Ausländer, beschreibt die Figur Yorda. Das Individuum wird nicht gesehen – nur das Feindbild eines Fremden. Innerhalb des Westends ist das ähnlich. Da ist es wichtig, ob du Türke, Bulgare oder Kurde bist. Die einen sind Ehrenmänner, die anderen anstandslose Hunde. Dieser Konflikt ist ständiger Begleiter im Leben der jungen Erwachsenen – und Grund für Konflikte. Zwischen aufgeheizten Dialogen und hochkochenden Emotionen entwickelt sich eine mitreißende Spannung – die Funken fliegen und es knallt. Vallah, die haben gut gespielt, kommentierte ein Zuschauer beim Verlassen des Theaters. Besser hätte man es nicht zusammenfassen können.

„Das Stück bedeutet für mich die Handhabung eines Themas, über das viel mehr gesprochen werden sollte.“ – Miguel Hernández

Für Schauspieler Miguel Hernández bedeutet das Stück Aufklärungsarbeit. Diskriminierung und Rassismus sind Probleme, die uns alle betreffen. Auch diejenigen, die es nicht wahrhaben wollen. Die Lösung: Es muss darüber geredet werden. Denn: Rassismus trifft jedes Individuum einzeln – und verändert es. Wie und in welcher Form, damit hat sich das Ensemble vor der Inszenierung ihres Stückes intensiv auseinandergesetzt. Alle der Schauspieler haben einen Migrationshintergrund und konnten persönliche Erlebnisse in das Spiel einbringen. Emotionen, Konflikte und Probleme des Stücks erzählen auch einen Teil ihres Lebens. Das Westend bezeichnet Hernández als Wiesbadener Kiez. Es ist ein Ort, an dem die Menschen ihrem Viertel überlassen werden. Sie finden den Bezug zum deutschen Leben schwerer – aber können trotzdem erfolgreich sein. Der Appell des Ensembles: Es braucht Veränderung. Von innen und von außen. (Foto: W183 – Inside Westend ©2020 Christine Tritschler)

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Die offizielle Internetseite des Staatstheaters Wiesbaden finden Sie unter: www.staatstheater.de.

 

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Geschrieben von

Praktikantin unserer Redaktion. Gerade macht sie ihr Abitur an der Theodor-Fliedner-Schule in Bierstadt. Kunst, Kultur und Menschen findet sie besonders interessant. Schreiben ist ihre Leidenschaft, Journalistin ihr Traumberuf.