In der Emser Straße liegen jetzt sieben Stolpersteine, in der Schwalbacher Straße sind es jetzt acht. Sie erinnern an die Familie Sternbach, an Adolf Kaplan, an dieFamilie Kahn, an Manfred Ullmann und an die Familie Strauß.
Arthur Straus ist das sechste Kind von neun Geschwistern. Er ist am 1. Sept 1873 in Wiesbaden geboren und wuchs in einem gebildeten gut situierten Elternhaus in der Emser Straße 6 auf. Sein Vater Benedict war Kaufmann, Rendant der jüdischen Kultusgemeinde, Stadtverordneter und sozial sehr engagiert. Arthur wird Immobilien-Hypotheken-und Versicherungskaufmann. Nach dem Tod seines Vaters übernimmt er 1917 die Verwaltung der Finanzen der Israelitischen Kultusgemeinde. Mit seiner Frau Anna (Jahrgang 1881) hatte Arthur drei Kinder, von denen nur Walter (Jahrgang 1911) überlebte. Dieser studierte Medizin, zuletzt in Basel, und verließ Europa 1938. Seine Eltern konnte er nicht zur Ausreise bewegen. Zwei Stolpersteine erinnern an Sie.
Erst Theresienstadt, danach Ausschwitz
Arthurs Eltern leiteten seit 1939 als Angestellte der Israelitischen Kultusgemeinde die Geschäftsstelle der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Unter Zwang unterstützten sie die Gestapo unter anderem bei der Organisation und Durchführung der Deportationen von Juden. Nachdem dies abgewickelt war, mussten sie im November 1942 nach Frankfurt umziehen. Von dort wurden sie im März 1943 zunächst nach Theresienstadt und 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie am 28. Oktober 1944 ermordet wurden.
Stolpersteine an der Emser Straße
Walter Straus eröffnete in Trenton/USA eine Arztpraxis und gründete eine Familie. Er starb 1969. Marianne Straus Sutin, die jüngste Tochter von Walter Strauß ist eigens aus den USA angereist, um dem Moment beizuwwohnen, bei dem die Stolpersteine für ihre Großeltern und ihren Vater verlegt werden. Die Patenschaft für diese Steine haben Susanne Schnabel, Andreas Eder und Annelise Herold übernommen.
Stolpersteine an der Schwalbacher Straße
Auf dem Bürgersteig vor dem Haus Schwalbacher Straße 41 wurden am Donnerstagmittag die vorhandenen fünf Stolpersteinen der Familie Sternbach um zwei weitere ergänzt. Für Sander Sternbach, seine Tochter Eva und ihre drei kleinen Kinder lagen bereits Steine, Jetzt sind es insgesamt sieben Stolpersteine, die an die Familie Sternbach erinnern: neu hinzugekommen sind die Steine der Söhne Josef und Salomon.
Die aus Galizien stammende Familie Sternbach lebte seit 1913 in der Schwalbacher Straße 41. Sander Sternbach, geboren Jahrgang 1873, von Beruf Kaufmann, und seine Frau hatten neun Kinder, sechs von ihnen überlebten den Holocaust. 1938 wurde Sander Sternbach mit seinem Sohn Josef nach Polen ausgewiesen. Er wurde am 30.10.1941 in Lemberg ermordet. Josef Sternbergs Schicksal ist ungeklärt, vermutlich wurde auch er in Polen ermordet.
Sander Sternbergs Tochter Eva wurde im Juni 1942 mit ihren Kindern nach Lublin deportiert und sehr wahrscheinlich in Sobibor ermordet. Salomon, der zweitälteste Sohn, wurde 1941 in Frankfurt inhaftiert und ins KZ Mauthausen deportiert. Unter den grausamen Lagerbedingungen flüchtete er in den Tod, indem er sich am 14.2.1942 in den elektrischen Zaun warf.
Eine Liste aller in Wiesbaden verlegter Stolpersteine findet sich auf Wikipedia.de