Kunst und Musik bestimmten die Nacht der Kirchen in Wiesbaden. Zu choralen Klängen mischten sich Pop, Kabarett und andere moderne Elemente.
Keine dicht gedrängten Menschenschlangen vor den Eingangsportalen der Kirchen. Keine Menschenschlangen die sich in den Kirchtürmen begegnen. Kein Geschiebe und Gedränge. Es wird eine andere Nacht der Kirchen, erklärte Pfarrer Holger Saal in der Eröffnungsandacht zur Nacht der Kirchen in der Marktkirche und hatte damit recht. Welche Kirche man auch betrat: Das Bild der verteilt und mit Abstand und Mit Maske sitzenden Menschen in Kirchenbänken, das sich Eintragen in Kontaktbögen, das QR-Code scannen, Impfausweise oder Corona-Tests vorzeigen – zwar hatten sich die Besucher über die vielen Monate der Pandemie daran gewöhnt, ungewohnt war es manchen aber trotzdem.Pfarrer Saal und viele andere Mitwirkende, die zur Kirchennacht am Freitag (3.9) eingeladen hatten, waren aber froh, dass man überhaupt feiern konnte.
„Ich freue mich, dass Sie hier sind“, rief Saal der Kirchennacht-Gemeinde zu. „Nutzen Sie die besondere Stimmung der Nacht und erleben Sie die Kirchen anders als sonst.“ – Pfarrer Holger Saal
In der Marktkirche taten das mehrere hundert Menschen über den Abend verteilt. Wir sind bei fast all unseren Programmpunkten nahe an unsere Kapazitätsgrenze gelangt, erklärt die evangelische Stadtkirchenpfarrerin Annette Majewski, die das Programm in der Marktkirche mitverantwortet. Besonderer Höhepunkt war das Musik-Ensemble I Giocosi. Tangomusik, orientalische Klänge, Klezmer und Gipsy klangen wunderbar in den altehrwürdigen Mauern der Marktkirche. das aber nur ein Auszug aus dem Gesamtwerk: Was alles unter dem Dach des christlichen Glaubens möglich ist, zeigten insgesamt elf Kirchen – evangelisch, katholisch, anglikanisch, alt-katholisch und russisch-orthodox – eine große ökumenische Vielfalt.
„Die Stimmung war gut. Ich hatte den Eindruck, die Besucher haben sich sehr gefreut, dass es die Nacht der Kirchen dieses Jahr wieder gibt.“ Mehr als 200 Menschen, verteilt auf vier Veranstaltungen, konnten er und sein Team empfangen.“ – Pfarrer Chris Easthill, Anglikanischen Kirche St. Augustin
Auch in den anderen Wiesbadener Gotteshäuser wurde gesungen, gebetet, gespielt, musiziert, gelauscht und gestaunt. Gute Laune machte die Alt-Katholische Friedenskirche: Mit einem riesigen Herzlich Willkommen – mit Kreide auf den Boden gemalt – und einer Regenbogenflagge am Eingang zeigte sich die alt-katholische Gemeinde bunt und weltoffen. Das Musik-Duo um Christine Rudershausen (Gitarre) und Fabian Strahl (E-Piano) musizierte und sang mit großer Spielfreude. Wer wollte, konnte die Lieder mitsingen oder auch einfach nur in der Kirchenbank sitzen und zuhören.
„Beim Evensong um 18 Uhr mussten wir leider sogar Leute wegschicken, da wir unsere Kapazität – derzeit sind es nur 70 Leute, die gleichzeitig in der Kirche sein dürfen – erschöpft hatten.“ – Pfarrer Chris Easthill, Anglikanischen Kirche St. Augustin
Vor der Lutherkirche wurden am Freitagabend gegen eine Spende Wein und Brezeln verteilt. Viele der Gäste nahmen das Angebot dankend an. Insgesamt verteilten sich über den Abend knapp 400 Leute, die den Weg in die Lutherkirche hatten, so Pfarrerin Ursula Klein.
Pfarrer Ralf Schmidt von der Kreuzkirche, in den Walkmühltalanlagen etwa abseits der Innenstadt gelegen, hätte sich ein paar mehr Besucher gewünscht. Dabei gab es in der Kreuzkirche großartige Kunst zu entdecken: Die Kirchenfenster hat der Künstler Patrick Wüst mit großen Bildschirmen verhängt, die eine dystopische Welt zeigen: mal sind es reale Aufnahmen von Orten, mal künstlich hergestellte. Nie sind Menschen zu sehen. Wüst will den Blick nach außen schärfen auf eine Welt ohne die Anderen. Das Kunstwerk ist noch bis Oktober zu sehen.
„Es war eine ganz positive Stimmung draußen und auch drinnen bei den Veranstaltungen.“ – Pfarrerin Ursula Kuhn
Positiv überrascht zeigten sich auch Pfarrer Helmut Peters und der Kantor der Bergkirche Christian Pfeiffer. Rund 20 Besucher nahmen an der Führung durch die Bergkirche teil. Überrascht waren beide auch von dem großen Zuspruch bei der Videoführung durch die Orgel in der Bergkirche.
Auf dem Kirchvorplatz der Kreuzkirche konnten Besucher in einen besonderen Raum der Stille eintauchen: Der Goldraum ist ein Kunstprojekt von Hildegard Stephan. Sie lud die Besucher ein, einen Moment Abstand von der Welt zu nehmen, das Gold auf sich wirken zu lassen, sich selbst und seinen Gedanken Raum zu geben.
Foto oben: ©2021 Volker Watschounek
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Die offizielle Internetseite zur Nacht der Kirchen finden Sie unter www.dekanat-wiesbaden.de.
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