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Schüler steckt sein Gesicht in Bücher im Klassenzimmer. Pisa Studie

Deutsches Pisa-Debakel : Schülerräte nehmen Stellung

Deutsche Schüler schneiden beim Pisa-Test so schlecht ab wie noch nie. Die Kreis- und Stadtschülerräte im Regeirungsbezirk Darmstadt nennen Ursachen und fordern konkrete Maßnahmen, um dagegen zu steuern: vor allem einheitliche Bildungsstandards und – strategien.

Volker Watschounek 1 Jahr vor 0

Mit Vollgas in die Bildungskrise! Kreis- und Stadtschülerräte des Regierungsbezirk Darmstadt nehmen Stellung zur PISA Studie und fordern konkrete Maßnahmen.

Viele 15-Jährige erreichen nicht einmal Grundkompetenzen in Mathe, Lesen oder Naturwissenschaften. Noch nie haben Schüler in Deutschland in der Pisa Studie so schlecht abgeschnitten wie jetzt. Die aktuelle internationale Schulleistungsuntersuchung (PISA Studie) offenbart einen drastischen Abfall der Leistungen. Aus Sicht der Schülerräte im Regierungsbezirk sei der Einfluss der Covid-19- Pandemie, die im März 2020 zur flächendeckenden Schließung der Schulen und zu einer langen Phase des Distanzunterrichts und Homeschoolings führte, besonders besorgniserregend.

Kommen die Ergebnisse der Pisa-Studie überraschend?

Über 71 Prozent der Schüler waren hierzulande von den längeren Schulschließungen betroffen. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Schulen in Hessen nicht ausreichend auf eine derartige Situation vorbereitet. Der Unterricht hing maßgeblich von den digitalen Kompetenzen der einzelnen Lehrkräfte ab, es fehlten einheitliche Konzepte für den Fernunterricht und vielerorts gab es nur eine unzureichende digitale Infrastruktur. Die Folgen: Lernrückstände, besorgniserregende Zunahme psychosozialer Probleme, Verfestigung der ohnehin bestehenden Unterschiede bei Bildungschancen für Kinder aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien. Zu allem hinzu kommt nach dem Ende der Pandemie auch ein eklatanter Lehrkräftemangel. Die Stadtschülerräte erkennen an, dass sich Hessen mit Programmen wie Löwenstark zur Schließung von Pandemie bedingten Wissenslücken engagiert und auch die Ausbildungskapazitäten für Lehrkräfte erhöht. Dennoch: Die Ergebnisse der PISA-Studie sind nicht wirklich überraschend.

Lehrkräftemangel und marode Gebäude

Die Ergebnisse der PISA-Studie sind allerdings nicht ausschließlich auf die Covid-19- Pandemie zurückzuführen. Lehrkräfte sind darüber hinaus mit zahlreichen anderen Aufgaben beschäftigt, die nicht mehr direkt etwas mit dem eigentlichen Unterrichten zu tun haben. Sie sollen “on top” den Mangel an Ressourcen managen, zunehmende Verwaltungsaufgaben bewältigen, bestenfalls einen wachen Blick auf die psychische Gesundheit ihrer Schüler haben, gleichzeitig jedoch vor allem die bestehenden Bildungslücken schließen und im Stoff vorankommen – und das alles in oft maroden Schulgebäuden, was durchaus als eine mangelnde Wertschätzung interpretiert werden kann. Der akute Lehrkräftemangel und die weitere Arbeitsverdichtung trägt sicherlich nicht dazu bei, die Situation für die einzelne Lehrkraft zu verbessern und Schulabgänger oder Quereinsteiger für diesen Beruf zu gewinnen.

Droht Deutcshland ein Armutszeugnis?

Es droht ein erheblicher Bildungsrückstand der Schüler in Deutschland, der in den kommenden Jahren spürbar sein wird, wenn nicht sofort Maßnahmen ergriffen werden. Der anhaltende Abwärtstrend ist ein deutliches Alarmsignal, dass Deutschland sich mitten in einer Bildungskrise befindet. Wir appellieren an die Verantwortlichen, insbesondere die Kultusministerkonferenz, diese Situation ernst zu nehmen und sofortige Schritte zur Verbesserung der Bildungslage einzuleiten. Falls keine Maßnahmen ergriffen werden, werden die kommenden PISA-Studien der deutschen Bildungspolitik ein immer größeres Armutszeugnis ausstellen.

Kreis- und Stadtschülerräte fordern

1. Einheitliche Bildungsstandards und – strategien, um länderübergreifend eine gleichwertige und qualitativ hochwertige Bildung zu gewährleisten.
2. Lehrpläne und die Organisation des deutschen Schulwesens müssen dringend an die Herausforderungen von morgen angepasst werden.
3. Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Coronapandemie fortführen, um den Schüler gezielte Unterstützung zukommen zu lassen.
4. Durch einen Staatsvertrag, der die Bundesländer dazu verpflichtet, genug Lehrkräfte auszubilden und die Ausbildung praxisnäher zu gestalten.
5. Investitionen in moderne Technologien und die Schulung von Lehrkräften, um eine zeitgemäße und effektive digitale Bildungsinfrastruktur zu schaffen.
6. Integration von interkulturellen Aspekten in den Lehrplan, um die Vielfalt in der Gesellschaft abzubilden und Schüler*innen auf eine globalisierte Welt vorzubereiten.
7. Maßnahmen ergreifen, um die Inklusion im Bildungsbereich zu verbessern und sicherzustellen, dass alle Schüler*innen dem Recht auf Bildungs- und Chancengleichheit näherkommen.
8. Schaffung von Mechanismen, die Schüler, Eltern und Lehrkräfte, egal wie diese sozioökonomisch gestellt sind, in bildungspolitische Entscheidungsprozesse einbeziehen, um Transparenz und demokratische Mitbestimmung zu fördern. Mehr Befragungen etc.
9. Integration von Themen rund um Umwelt, Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung, um die Schüler für die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu sensibilisieren.
10. Gewährleistung unbefristeter Arbeitsverträge für Lehrkräfte und Abschaffung von Zeitarbeitsverträgen, die bisher die Schulferien nicht abdecken.

Foto oben ©2023 Pixabay

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Die wichtigsten Ergebnisse und Reaktionen auf die Pisa Studie finden Sie unter deutsches-schulportal.de

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