Wenn das Bowling Green zum Schießstand wird und die Straßen zu Loipen, dann ist wieder City Biathlon in Wiesbaden. Stehende Ovationen begleiten DEN letzten Wettkampf ehemaliger Biathlon-Stars.

Beim Aufeinandertreffen der Wintersport-Stars aus dem Weltcup-Zirkus hatte Sturla Holm Lægreid aus Norwegen im Finale der Herren die Nase vorne. Bei den Damen trug sich nach 2019 erneut die Italienerin Lisa Vittozzi in die Siegerliste ein. Neben dem spannenden Wettbewerb als Vorgeschmack auf die anstehende Biathlon-Saison fand außerdem ein emotionales Abschiedsrennen statt, bei dem sich Olympiasieger, Weltmeister und Weltcup-Gewinner aus dem Biathlon-Zirkus verabschiedeten und ihre Karrieren beendeten.

Abschiedsrennen in Wiesbaden

Foto: Denise Herrmann-Wick, Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt und Karolin Horchlern sagten Lebewohl in Wiesbaden ©2023 Franz Huber

Nach der Pause im vergangenen Jahr hat Wiesbaden wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Biathlon eine Magie besitzt, die den Sport einzigartig macht. Und so war es auch bei der wilden Hatz durch die Wiesbadener Innenstadt, unterbrochen vom stehend und liegend Schießen am 50 Meter Schießstand. Im Feld der Herren standen alleine sechs Skijäger, die in der vergangenen Weltcup-Saison in den Top Ten landeten. Der Wiesbadener Titel bei den Herren ging an Sturla Holm Lægreid, der zum ersten Mal in Wiesbaden mit dabei war. Er lieferte eine beeindruckende Vorstellung ab und hatte am Ende 7,2 Sekunden Vorsprung vor Roman Rees, – der von den Anfeuerungen der Zuschauer auf Platz zwei getragen wurde.

Ich hatte heute schon das Ziel, auf dem Podium zu landen. Deswegen bin ich auch sehr angriffslustig ins Rennen – und das hat sich ausgezahlt. Wobei ich auch sagen muss, dass es schon recht hart war. Die neue Strecke ist noch mal ein Stück kraftraubender als die alte. – Roman Rees

Hinter dem Deutschen landete Tarjei Bø auf dem dritten Platz. Der Norweger wollte eigentlich mit seinem Bruder gleichziehen, denn Johannes Thingnes hat das Rennen in Wiesbaden schon zwei Mal für sich entschieden. Mit 19,1 Sekunden musste sich der dreimalige Olympiasieger und elffache Weltmeister in diesem Jahr jedoch mit dem dritten Platz begnügen. Für den Schwarzwälder Benedikt Doll sprang in der Endabrechnung des City Biathlons der sechste Rang heraus.

Ich habe in letzter Zeit viel Schießen trainiert, wobei ich heute damit gar nicht so zufrieden war. Aber so ein Wettkampf liegt mir. Kurze Runden, schnelles Schießen – das mag ich. – Anna Weidel

Die Nummer eins der Qualifikation gewann auch das Finale. Wie schon 2019 stand im Finale der Damen Lisa Vittozzi ganz oben auf dem Siegerpodest. Die Italienerin überzeugte durch ihre schnellen Schießeinlagen und setzte sich mit einem großen Vorsprung von 51,7 Sekunden gegenüber der Zweitplatzierten überlegen durch. Die Beste des Einzelweltcups der abgelaufenen Saison konnte so die DSV-Athletin Anna Weidel aus Kiefersfelden auf Rang zwei verweisen. Ihr folgte die Französin Lou Jeanmonnot. Nach dem Erfolg bei der Premiere 2018 und beim City Biathlon 2021 reichte es für die Weltcup- Siegerin Dorothea Wierer dieses Mal nur für die undankbare Holz- Medaille. Die DSV-Akteurinnen Hanna Kebinger und Vanessa Voigt belegten am Ende Position sechs und sieben.

Trotz all der zigfachen Olympiasieger, Weltmeister und Weltcup-Sieger in diesen Rennen: Den emotionalen Höhepunkt setzten andere. Ein Hauch von Wehmut lag in der Luft, als das bewegende Abschiedsrennen stattfand. Die ehemaligen DSV-Athletinnen Denise Herrmann-Wick, Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt und Karolin Horchlern sagten Lebewohl. Noch einmal skateten sie über die Strecke, ein letztes Mal schulterten sie das Gewehr.

Es war ein richtig cooler Rahmen – besonders zusammen mit den Mädels. Wir haben so viele Jahre zusammen bestritten. Sich noch einmal auf einer solchen Bühne verabschieden zu können, das ist einfach gigantisch. – Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick

Auch für ihre langjährige Weggefährtin Tiril Eckhoff waren es die letzten Runden ihrer erfolgreichen Laufbahn. Sie kann auf zwei goldene Medaillen bei Olympia und zehn bei Weltmeisterschaften zurückblicken. Die 33-Jährige bildete ein Gespann mit ihrer Landfrau Marte Olsbu Røiseland. Die 13-malige Weltmeisterin ging nicht mit auf die Rennstrecke, sondern absolvierte nur eine Stehend-Schießeinlage. Es wäre auch ungerecht gewesen, denn die dreifache Olympiasiegerin trat zu zweit an, schon deutlich war ihr Babybäuchlein zu sehen. Die Stimmung war geprägt von einer Mischung aus Aufregung und Melancholie, als die Athletinnen an den Start gingen. Einen richtigen Sieger gab es bei diesem Abschiedsrennen nicht – einträchtig fuhren die Meisterinnen ihres Fachs Hand in Hand zeitgleich über die Ziellinie. Hatte eine Kollegin beim Schießen ein bisschen Pech mit dem Zielwasser, warteten alle hinter der Penalty Box, bevor es dann gemeinsam weiterging. Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum die Ausnahme- Sportlerinnen. Die Wertschätzung war förmlich greifbar. Die Zuschauer applaudierten sowohl den Leistungen auf der Strecke, als auch den Menschen hinter den Athleten. Denn es waren nicht nur die bisher gewonnen Medaillen, die in diesem Augenblick wichtig waren. Viel mehr wog die symbolische Bedeutung des Abschieds von sehr erfolgreichen Karrieren, die diesen Sport mitgeprägt haben.

Ich freue mich, dass die Straßen so voll mit Zuschauern waren. Wintersport in den Sommer zu transformieren, ist natürlich nicht einfach. Aber vor der großartigen Kulisse hier in Wiesbaden mit dem fantastischen Publikum, das passt einfach gut zusammen. – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.

Dem Finale der Weltelite vorausgehend, erlebten die Zuschauer erneut die Youngster-Team Challenge. In diesem Mixed-Rennen erhielten zwölf aufstrebende Nachwuchsathleten die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten vor einem breiten Publikum zu präsentieren. Mit einer Mischung aus Neugier und Aufregung traten sie auf die große Bühne und zeigten ihre Entschlossenheit, ihre technischen Fertigkeiten und ihre Wettkampfmentalität. Dieses Kräftemessen der Stars von morgen konnte das Duo Charlotte Gallbronner und Fabian Kaskel für sich entscheiden. Ihnen folgten Amy Fabienne Dunkel und Vitalyi Mandzyn auf Rang zwei – Bronze ging an das Zweiergespann Julia Tannheimer und Linus Kesper.

Alle Ergebnisse

Herren

1. Sturla Holm Lægreid (NOR)
2. Roman Rees (GER)
3. Tarjei Bø (NOR)
4. Martin Ponsiluoma (SWE)
5. Niklas Hartweg (SUI)
6. Benedikt Doll (GER)
7. Fabien Claude (FRA)
8. Dmytro Pidruchnyi (UKR)
9. Florent Claude (BEL)
 
Damen

1. Lisa Vittozzi (ITA)
2. Anna Weidel (GER)
3. Lou Jeanmonnot (FRA)
4. Dorothea Wierer (ITA)
5. Hanna Öberg (SWE)
6. Hanna Kebinger (GER)
7. Vanessa Voigt (GER)
8. Yuliia Dzhima (UKR)
9. Anna Gandler (AUT)

Abschiedsrennen

Vanessa Hinz (GER)
Maren Hammerschmidt (GER)
Denise Herrmann-Wick (GER)
Karolin Horchler (GER)
Tiril Eckhoff (NOR)
Marte Olsbu Røiseland (NOR)
 
Youngster-Team Challenge

1. Charlotte Gallbronner und Fabian Kaskel (GER)
2. Amy Fabienne Dunkel (GER) und Vitalyi Mandzyn (UKR)
3. Julia Tannheimer und Linus Kesper (GER)
4. Maya Cloetens und Julien Petitjaques (BEL)
5. Julia Vogler und Tim Nechwatal (GER)
6. Marie Hubl und Ansgar Klein (Hessischer Skiverband)

Foto oben ©2018 Volker Watschounek

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Die Internetseite zum City-Biathlon Wiesbaden finden Sie unter www.city-biathlon.com.

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