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Bärenklau, giftige Pflanzen

Giftige Gartenpflanzen – schön aber mit Vorsicht genießen

Sie sehen oft schön aus, sind eine Zier für den Garten und sehen sie essbaren Pflanzen zum Teil zum Verwechseln ähnlich. Insbesondere für Kinder werden sie schnell zur Gefahr dar: Hübsche Pflanzen die giftig sind. Diese zehn giftige Gartenpflanzen sollten Sie kennen.

Volker Watschounek 3 Jahren vor 0

Bärlauch, welch Genuss. Sammler sollten aufpassen. Kurz nach dem Barlauch beginnen die Maiglöckchen zu sprießen – schnell sind giftige Gartenpflanzen verwechselt.

Giftige Gartenpflanzen: Das Maiglöckchen ist eine von vielen, die hier bei uns zu Hause sind. Denn anders als viele denken, kommen Giftpflanzen nicht nur in den Tropen, irgendwo in Südamerika, Asien oder Australien vor. Auch bei uns eine ganze Reihe von Pflanzen, die es in sich haben und sehr giftig sind. Oft sind sie besonders attraktiv und werden daher gerne als besonderer Schmuck im Garten eingesetzt. Andere sind gefährlich, weil sie essbaren Pflanzen zum Verwechseln ähnlich sehen oder ihre Früchte für Kinder sehr verlockend aussehen.

„Im Fall einer Vergiftung zählt jeder Minute. Daher sollte man sofort einen Notruf über die 112 absetzen und nach Möglichkeit die Information weitergeben, um welche Pflanze es sich handelt. Oft nehmen die Kolleg:innen in den Rettungswagen dann schon Kontakt mit dem Giftnotruf auf, den es an den meisten Universitätskliniken gibt, um konkrete Hinweise für das weitere Vorgehen zu erhalten.“ – Dr. Nico Sartory, Chefarzt der Zentralen Notaufnahmen der Helios HSK Wiesbaden.

Gerade Eltern sollten einige Pflanzen kennen und wissen, wie man mit ihnen umgehen muss. So können sie bereits im Vorfeld  Schlimmes verhindern, denn für die meisten Pflanzengifte gibt es keine wirksamen Gegengifte. Und geht doch mal etwas schief, ist schnelles Handeln gefragt. Wählen Sie den Notruf „112″. Teilen Sie mit um welche Pflanze es sich handelt – kennen Sie diese nicht selbst, fragen Sie andere oder beschreiben Sie diese. Außerdem ist sinnvoll, der Leitstelle Gewicht, Größe und Geschlecht des Patienten sowie die verzehrte Menge anzugeben – und eine Probe der Pflanze mitzunehmen.

Zehn giftige Gartenpflanzen

Maiglöckchen (Convallaria majalis)

Die Gefahr, die von diesem robusten Frühlingsblüher ausgeht, ist – wie bei den Herbstzeitlosen – die Verwechslung mit dem Bärlauch, mit dem sie nicht selten in direkter Nachbarschaft wächst. Sie blüht von April bis Juni und bildet von Juli bis September kleine, etwa fünf Millimeter große, rote Beeren. Die gesamte Pflanze ist giftig und enthält einen umfangreichen Cocktail aus Glykosiden. Die Hauptbestandteile sind Convallatoxol, Convallatoxin, Convallosid und Desglucocheirotoxin. Vergiftungen mit Maiglöckchen geschehen häufig in der Bärlauch-Saison. Sie zeichnen sich durch Abwehrreaktionen wie Erbrechen, Durchfälle und Krämpfe aus. Typische weitere Symptome sind Schwindel, Sehstörungen, Benommenheit und starkes Wasserlassen. Die Gifte bewirken Herzrythmusstörungen, Blutdruckschwankungen und im Extremfall auch Herzversagen.

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)

Sie sehen fast aus wie Krokusse, blühen aber von August bis Oktober in Rosa und Lila. Die Blätter kommen im Frühling zum Vorschein und werden leicht mit dem Bärlauch verwechselt. Das Gift der Herbstzeitlosen, das Colchicin ist dem Arsen ähnlich und wirkt bereits in kleinen Mengen von zwei bis fünf Gramm tödlich. Nach dem Verzehr der Samen treten nach etwa sechs Stunden die ersten Vergiftungserscheinungen in Form von Schluckbeschwerden und einem brennenden Gefühl im Hals- und Mundbereich auf. Es folgen Erbrechen, Magenkrämpfe, starke Durchfälle, ein Abfallen des Blutdrucks und der Körpertemperatur. Nach etwa ein bis zwei Tagen tritt der Tod durch Atemlähmung ein.

Goldregen (Laburnum anagyroides)

Der kleine Baum wird aufgrund seiner dekorativen gelben Blütentrauben bereits seit Jahrhunderten als Zierpflanze in unseren Gärten kultiviert. Der Goldregen bildet seine Früchte in Schoten aus, die Erbsen und Bohnen ähneln. In der gesamten Pflanze, aber hauptsächlich in den Schoten sind die Alkaloide Cytisin, Laburnin, Laburamin und N-Methylcytisin angereichert. Für Kinder sind drei bis fünf Schoten tödlich. Zunächst wirken die Gifte anregend auf das Zentralnervensystem, dann lähmen sie den Betroffenen. In der ersten Stunde nach der Gifteinnahme spüren die Betroffenen ein Brennen im Mund- und Rachenraum, starken Durst, Erbrechen, Magenkrämpfe und eine erhöhte Körpertemperatur gefolgt von Erregungszuständen und Delirium. Die Pupillen weiten sich, es treten Muskelkrämpfe auf, die bei einer tödlichen Dosis in einer vollständigen Körperlähmung gipfeln können. Der Tod tritt schließlich durch Atemlähmung ein.

Tollkirsche (Atropa belladonna)

Von Juni bis September bildet die Tollkirsche glockenförmige, rotbraune Blüten, die im Inneren gelb gefärbt und von dunkelroten Adern durchzogen sind. Daraus entstehen zwischen August und September ein bis zwei Zentimeter groß schwarze Beeren. Das Gift setzt sich aus Atropin, Scopolamin und L-Hyoscyamin zusammen und kommt in allen Pflanzenbestandteilen vor. Die Beeren haben einen angenehm süßlichen Geschmack und lösen somit kein Ekelgefühl aus. Bereits drei bis vier Beeren können für Kinder und zehn bis zwölf für Erwachsene tödlich sein. Typische Vergiftungserscheinungen der Tollkirsche sind erweiterte Pupillen, Rötung des Gesichts, trockene Schleimhäute und eine Erhöhung des Pulses. Zudem steigert sie das sexuelle Verlangen bereits wenige Minuten nach dem Konsum. Es folgen Sprachstörungen bis zum vollständigen Sprachverlust, Stimmungsschwankungen, Halluzinationen und Bewegungsdrang. Starke Krämpfe und Pulsverlangsamung mit anschließender massiver Beschleunigung sind ebenfalls typisch. Dann tritt Bewusstlosigkeit ein, die Gesichtsfarbe wandelt sich von Rot zu Blau und die Körpertemperatur sinkt unter den Normalwert. Ab diesem Punkt gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder der Körper ist stark genug und erholt sich, oder der Patient verstirbt an Atemlähmung im Koma.

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Die Staude wird zwischen zwei und vier Metern hoch und bildet an den Trieb-Enden große Doldenblüten von 30 bis 50 Zentimetern Durchmesser. Die Blätter erreichen eine Größe von bis zu einem Meter. Das imposante Erscheinungsbild dürfte der Grund sein, warum die Pflanze aus dem Kaukasus in unsere Gärten eingezogen ist. Der Pflanzensaft enthält fototoxische Furocumarine die auf der Haut in Verbindung mit dem Sonnenlicht schwere, äußerst schmerzhafte Verbrennungen verursachen, die nur sehr langsam heilen. Gefährdet sind vor allem spielende Kinder sowie Haus- und Wildtiere.

Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)

Das strauchig wachsende Gehölz kann eine Höhe von bis zu sechs Meter erreichen. Nach der Blütezeit von Mai bis Juni entwickeln sich intensiv orangerot gefärbte, vierlappige Kapseln, die bei Vollreife aufspringen und die Samen freigeben. Als giftiger Hauptbestandteil wirkt hier das Alkaloid Evonin. Eine Vergiftung durch das Pfaffenhütchen zu erkennen ist nicht einfach, da die ersten Symptome erst nach rund 15 Stunden auftreten. Im Falle der Vergiftung kommt es zu Erbrechen, Durchfall und Magenkrämpfen. Glücklicherweise ist die tödliche Dosis mit 30 bis 40 Früchten vergleichsweise hoch, wodurch es selten zu tödlichen Unfällen kommt.

Seidelbast (Daphne mezereum)

Auffällig sind die rosafarbenen Blüten des bis zu einem Meter hohen Strauchs, die er von Februar bis April ausbildet und die stark duften. Im Juli und August reifen rote Beeren, die wie Johannisbeeren sehr ähneln. Das Gift Mezerin ist vor allem in den Samen der Beeren und Daphnetoxin in der Rinde des Strauchs konzentriert. Die tödliche Dosis für Kinder sind vier bis fünf Beeren, für Erwachsene zehn bis zwölf. Nach dem Verzehr tritt bald ein Brennen im Mund auf, gefolgt vom Anschwellen der Zunge, Lippen und Mundschleimhäute, Magenkrämpfen, Erbrechen und Durchfall. Die Pflanzengifte wirken auf das Zentralnervensystem und die Nieren, so dass die Betroffenen unter Schwindel und Kopfschmerzen leiden. Im Verlauf der Vergiftung steigen Körpertemperatur und Herzschlag des Betroffenen stark an. Der Betroffene stirbt letztendlich an einem Kreislaufkollaps.

Rizinus (Ricinus communis)

Eingeführt wurde der etwa ein bis zwei Meter hohe Rizinus wegen seiner interessanten Laubfärbung, der Blattform und den auffälligen Fruchtständen. Der Rizinus blüht von Juli bis September und bildet dann Samen in den weiblichen Blüten aus. Diese enthalten das das stark giftige Eiweiß Ricin, das bereits in einer Dosis von 25 Milligramm, also einem Samen, als tödlich gilt. Gefährlich ist der angenehme Geschmack der Samen. Auch hier treten die üblichen Abwehrreaktionen wie Erbrechen, Krämpfe und Durchfall auf. Dazu kommen Schwindel, eine Entzündung der Nieren und das Verkleben der roten Blutkörperchen, was zu Thrombosen führt. Der Tod tritt nach etwa zwei Tagen ein.

Eibe (Taxus baccata)

Der bis zu 20 Meter hohe Nadelbaum wird häufig im Garten als Hecke verwendet. Die roten, schleimigen Samenhüllen sind der einzige ungiftige Pflanzenteil. Alle anderen enthalten das stark giftige Alkaloid Taxin. Bei besonders empfindlichen Menschen reicht bereits der Hautkontakt mit Schnittflächen oder zerriebenen Nadeln, um leichte Vergiftungssymptome hervorzurufen. Nach etwa einer Stunde treten bei den Betroffenen Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Krämpfe, eine Pupillenerweiterung und Bewusstlosigkeit ein. In den darauffolgenden Minuten verfärben sich die Lippen rot. Die Herzfrequenz steigt kurzfristig stark an, um dann abzufallen. Nach etwa 90 Minuten tritt dann der Tod durch Herzversagen ein.

Eisenhut (Aconitum napellus)

Seinen Namen trägt der Eisenhut wegen der Form seiner Blüten, die mit etwas Fantasie an Gladiatoren- oder Ritterhelme erinnern. Er ist die giftigste Pflanze im europäischen Raum. Bereits der Verzehr von zwei bis vier Gramm der Knolle sind tödlich. Das liegt an einem Cocktail verschiedener toxischer Diterpen-Alkaloiden wie Aconitin, Benzoylnaponin, Lyaconitin, Hypaconitin und Neopellin. Besonders gefährlich ist dabei das Aconitin, da dieses Alkaloid ein Kontaktgift ist, das durch die Haut und über die Schleimhäute aufgenommen werden kann. Dies führte bei unvorsichtigen Hobby-Gärtnern schon dazu, dass leichte Vergiftungserscheinungen wie Taubheit der Haut und Herzklopfen durch die Berührung der Wurzelknolle auftreten. Bei einer tödlichen Dosis tritt der Tod meist binnen drei Stunden durch Atemlähmung und Herzversagen ein.

Foto oben ©2022 Pixabay

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