75 Jahre ist es her. Das Konzentrationslager Auschwitz wurde am 27. Januar 1945 befreit. Die Stadt Wiesbaden erinnert mit ihrer Gedenkwoche vom 21. bis zum 31. Januar an die Opfer des Nationalsozialismus.
Dem industriell organisierten Völkermord an den europäischen Juden sind Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Mit ihnen verschwanden Familienangehörige, Freunde, Nachbarn, Bekannte. Damit verschwand auch ein ein Stück Kultur. Auf Grundlage einer rassenideologischen Weltanschauung wurden Menschen diskriminiert, entrechtet und in den Tod deportiert. Über 1500 Wiesbadener Juden kehrten nicht mehr zurück. Wiesbadens Kulturdezernat sagt: Wir tragen die Verantwortung, daran zu erinnern und uns menschenverachtenden Gesinnungen in den Weg zu stellen –. Der 75ste Jahrestag gibt Anlass mit verschiedenen Veranstaltungen zu erinnern.
Stadtverordnetensitzungssaal wird zum Kino
Der renommierte Historiker und Journalist Prof. Dr. Götz Aly wird am Montag, 27. Januar, ab 18:00 Uhr, im Stadtverordnetensitzungssaal des Rathauses darlegen, dass der Nationalsozialismus kein allein von Eliten getragenes System war. Der Nationalsozialismus fand seinen in allen Bevölkerungsschichten breite Zustimmung. Dabei wird er auch auf die Situation in Wiesbaden eingehen. Außerdem wird Aly zeigen, wie sich Antisemitismus und Judenfeindschaft in ganz Europa verbreiteten und die daraus resultierende Diskriminierung und Pogrome den Deutschen den Weg für Deportationen und Völkermord ebneten. Zu Beginn wird Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende ein Grußwort sprechen. Im Anschluss zeigt die Caligari Filmbühne den Film Drei Söhne – Jetzt kommt es auf die zweite Generation an. Der Konzertpianist Samuel Cho wird den Film mit einer Sonatine des in Auschwitz ermordeten Komponisten Szymon Laks eröffnen.
Ziviler Widerstand
Der 27. Januar wird als Gedenktag mit einer gemeinsam von Kulturamt und zahlreichen Akteuren in Wiesbaden getragenen historisch-politischen Veranstaltungsreihe begangen. Der Trägerkreis vereint in der Gedenk- und historischen Bildungsarbeit aktive Wiesbadener Personen und Institutionen. So wird Dr. Susanne Claußen am Dienstag, 21. Januar im Stadtmuseum am Markt über die ideologisch aufgeladene Kunst der 30er Jahre sprechen. Am Mittwoch, 22. Januar, erzählt das Theaterstück remembeRING die Geschichte einer jüdischen Familie vor, während und nach der Shoah. Marie-Christine Werner liest am Donnerstag, 23. Januar, im frauen museum aus Die Konspirateure. Der zivile Widerstand hinter dem 20. Juli 1944. Eike Scheffer berichtet am Samstag, 25. Januar, von den Frankfurter Auschwitz-Prozessen. Cornelius Nestler geht am Montag, 3. Februar, in der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung auf aktuelle NS-Verfahren vor deutschen Gerichten ein.
Das Schweigen
Am Sonntag, 26. Januar laden die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und die Deutsch-Israelische Gesellschaft zu einem Konzert in den Festsaal des Rathauses ein. Am Dienstag, 28., und Mittwoch, 29. Januar, werden in der Caligari Filmbühne vier filmische Beiträge zu Antisemitismus, Judenverfolgung und dem Umgang mit der Erinnerung an die NS-Zeit gezeigt. Im Anschluss werden die Beiträge in Filmgesprächen in den Gesamtkontext eingeordnet und erläutert. Das Freie Theater Wiesbaden stellt sich in seinem Stück Am Ende bleibt Schweigen der Schuldfrage. Die Aufführungen finden am Donnerstag, 30. Januar, und Sonntag, 2. Februar, statt. Leben und Werk von Léon Poliakov sowie deren Bedeutung für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust werden am Dienstag, 4. Februar, in der Kreativfabrik erläutert. Mit dem Umgang mit der NS-Vergangenheit beschäftigt sich Armin Flesch am Mittwoch, 5. Februar, und am Donnerstag, 6. Februar, erzählt Norbert Giovannini von stillen Helfern. Das Stadtmuseum am Markt bietet bis zum Freitag, 31. Januar, einen von Schülern für Schulklassen erarbeiteten Stadtrundgang zu den Wiesbadener Gedenkstätten an, die an die durch das NS-Regime Verfolgten und Deportierten erinnern. (Bild: Ausschwitz – Von Dnalor 01 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org)
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Immerfort erinnert die Stadt Wiesbaden im Internet an die Opfer des Nationalsozialismus.