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Blick in die Rotunde von Schloss Biebrich, Veranstaltung des Bund der Vertriebenen

 „Die Sehnsucht nach Heimat lässt niemanden los“ 

Unter dem Leitwort „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“ fand am vergangenen Sonntag die zentrale Gedenkveranstaltung des hessischen Bundes der Vertriebenen (BdV) zum Tag der Heimat im Schloss Biebrich statt. Viele Ehrengäste waren gekommen, um an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation zu erinnern.

Volker Watschounek 7 Monaten vor 0

Bund der Vertriebenen:Dieser Tag erinnert daran, dass Heimat nicht immer ein fester Ort ist, sondern oft in unseren Herzen und Erinnerungen lebt.

Das diesjährige Leitwort des Bund der Vertriebenen (BdV) zum Tag der Heimat Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit prägte die zentrale Gedenkveranstaltung des hessischen BdV-Landesverbandes zum landesweiten Tag der Heimat, die gemeinsam mit dem 10. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation am 17. September 2023 in Schloss Biebrich feierlich begangen wurde. Die Ansprache zum Hessischen Gedenktag mit zahlreichen Ehrengästen aus der Landes- und Kommunalpolitik, den Vertriebenenverbänden, Landsmannschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen hielt Ministerpräsident Boris Rhein. Als Festrednerin zum Tag der Heimat war die Vorsitzende des Verbandes der Deutschen in Lettland Ilze Garda nach Wiesbaden angereist. 

Ehrengäste: (v.l.) Hessischer Minister des Innern und für Sport Peter Beuth MdL, Stadtverordnetenvorsteher der Landeshauptstadt Wiesbaden Dr. Gerhard Obermayer, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf, Vorsitzende des Verbandes der Deutschen in Lettland Ilze Garda, Hessischer Ministerpräsident Boris Rhein, BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann, BdV-Präsidiumsmitglied Milan Horácek
Foto: Ehrengäste: (v.l.) Hessischer Minister des Innern und für Sport Peter Beuth MdL, Stadtverordnetenvorsteher der Landeshauptstadt Wiesbaden Dr. Gerhard Obermayer, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf, Vorsitzende des Verbandes der Deutschen in Lettland Ilze Garda, Hessischer Ministerpräsident Boris Rhein, BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann, BdV-Präsidiumsmitglied Milan Horácek ©2023 Paul Müller

Feierliches Gedenken in Schloss Biebrich 

Neben dem Hessischen Ministerpräsidenten und der Festrednerin Ilze Garda, dem Hessischen Minister des Innern und für Sport Peter Beuth, dem Hessischen Minister der Justiz Prof. Dr. Roman Poseck, dem Staatssekretär und Sprecher der Landesregierung Tobias Rösmann sowie der Hessischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf konnte der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann zahlreiche weitere Ehrengäste begrüßen, darunter die Bundestagsabgeordnete und Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik, den Bundestagsabgeordneten Ingmar Jung, die CDU-Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag Ines Claus, den Vorsitzenden des Unterausschusses im Hessischen Landtag für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung (UHW) Andreas Hofmeister sowie die Landtagsabgeordneten Kathrin Anders, Katrin Schleenbecker, Gisela Stang, Robert Lambrou und Dimitri Schulz. 

Ein weiterer Willkommensgruß galt dem ehemaligen Landtagspräsidenten Karl Starzacher und dem Stadtverordnetenvorsteher der Landeshauptstadt Wiesbaden Dr. Gerhard Obermayer, der seinerseits in einem kurzen Grußwort die anwesenden Gäste in der Landeshauptstadt herzlich willkommen hieß. 

Ebenso herzlich begrüßte der BdV-Landesvorsitzende auch die Wiesbadener Stadtverordneten Eleftherios Tsiridis, Nicole Röck-Knüttel und Daniel Butschan, die Vertreter von Sozialverbänden, von BdV-Nachbarverbänden sowie Angehörige landsmannschaftlicher Gruppierungen. 

„Kriegsverbrechen sind eine Schande für Europa“ 

In seiner Begrüßungsrede erinnerte der hessische BdV-Landesvorsitzende Ortmann an die Einführung des Hessischen Gedenktages vor zehn Jahren im Jahr 2013, um an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation zu erinnern und gleichzeitig zu Verantwortung und Versöhnung zu mahnen. Diesem Ziel fühle sich der hessische BdV zutiefst verpflichtet. Mit Blick auf den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sagte Ortmann: Was wir als Heimatvertriebene der Erlebnisgeneration an Grausamkeit erleben mussten, wiederholt sich heute bei den Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Regionen auf dieser Erde in erschreckender Weise und fordert uns alle zu immerwährenden ernsthaften Bestrebungen zu einem friedlichen Miteinander auf. Bereits der Krieg im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er-Jahren und die dort verübten Kriegsverbrechen hätten deutlich gemacht, dass Krieg und Vertreibung wahrhaft Geißeln der Menschheit seien und geächtet werden müssten. Kriegsverbrechen wie im ehemaligen Jugoslawien und jetzt in der Ukraine sind eine Schade für Europa, so Ortmann. 

Foto: Ministerpräsident Boris Rhein ©2023 Paul Müller

Gedenken an Flucht und Vertreibung 

Knapp ein Drittel aller in Hessen lebenden Menschen hat Flucht oder Vertreibung am eigenen Leib erlebt, ist durch das Schicksal der nächsten Angehörigen betroffen oder lebt als Spätaussiedler hier. Daher bin ich stolz darauf, dass wir in Hessen seit zehn Jahren einen eigenen Gedenktag haben, der die Schicksale derjenigen Vertriebenen in den Mittelpunkt stellt, die bei uns in Hessen eine neue Heimat gefunden haben, so Ministerpräsidenten Rhein in seiner Ansprache zum 10. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation. Der Gedenktag erinnert uns daran, dass Heimat nicht immer ein fester Ort ist, sondern oft in unseren Herzen und Erinnerungen lebt. Viele Menschen haben auf schmerzvolle Weise erfahren, wie kostbar Heimat ist und wie wichtig es ist, Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, mit Respekt und Offenheit zu begegnen. Gerade der Ukrainekrieg führt uns eindringlich vor Augen, wie grauenvoll und traumatisch Flucht und Vertreibung sein können, sagte der Regierungschef.

In seiner Rede würdigte der Ministerpräsident zugleich die Arbeit des hessischen BdV-Landesverbandes, dem er nochmals zu seinem 70-jährigen Gründungsjubiläum in diesem Jahr gratulierte. Mit seinen Landsmannschaften und Kreisverbänden ist der BdV Hessen seit Jahrzehnten eine feste Säule in der Erinnerungskultur der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler in unserem Land und bewahrt das historische Erbe durch persönliches, meist ehrenamtliches Engagement – und das seit 70 Jahren. Im Namen der Hessischen Landesregierung danke ich dem BdV Hessen und allen im Verband Engagierten von Herzen für das besondere gesellschaftlich-integrative Engagement, so Boris Rhein. 

Vorsitzende des Verbandes der Deutschen in Lettland und Festrednerin Ilze Garda
Foto: Vorsitzende des Verbandes der Deutschen in Lettland und Festrednerin Ilze Garda ©2023 Paul Müller

Sehnsucht nach Heimat 

Die Heimat verlassen zu müssen ist ein uraltes Trauma der Menschheit. Mit diesen Worten begann Ilze Garda, Vorsitzende des Verbandes der Deutschen in Lettland, ihre Festrede zum Tag der Heimat. Dass die menschlichen Schicksale und die Gründe des Weggangs aus der Heimat unterschiedlich seien, zeigten schon Bezeichnungen wie Heimatvertriebene, Migranten oder Flüchtlinge. Gemeinsam sei diesen Menschen jedoch die Erfahrung des Exils, der Heimatlosigkeit und des Lebens in der Fremde. Doch unabhängig davon hat die Sehnsucht nach der Heimat wohl niemand von ihnen losgelassen, so Garda. 

In ihrer emotional bewegenden Ansprache berichtete sie über das Schicksal der Deutschbalten, über das heute in Deutschland viel zu wenig bekannt sei. So hätten infolge des Hitler-Stalin-Pakts von 1939, der die baltischen Staaten an die Sowjetunion auslieferte, bereits vor Kriegsbeginn zehntausende Baltendeutsche ihre Heimat verlassen müssen. Gegen Ende des Krieges seien sie dann zu Flüchtlingen geworden, da sie aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands flüchten mussten, wo sie zuvor angesiedelt worden waren. 

Im Bezug auf ihre Heimat Lettland sprach Ilze Garda auch über die im Land verbliebenen Deutschen, die nach 1945 das Schicksal der Letten teilen mussten: sowjetische Besatzung, Deportationen nach Sibirien und Russifizierung. Deutschsein war in der Sowjetunion nichts, worauf man stolz sein konnte und durfte. Das kriegsbedingte Feindbild wurde zur Stigmatisierung – es gab eine kollektive Schuldzuschreibung. Die Pflege der deutschen Sprache und deutscher Traditionen war lange untersagt. 

Aus dieser Erfahrung heraus gebe es heute in Lettland eine große Solidarität mit der Ukraine und den von dort Geflüchteten. Zehntausende Ukrainer seien seit Kriegsbeginn nach Lettland gekommen. Gerade den vielen Kindern wolle man ein Gefühl der Sicherheit und ein Stück Alltag und Normalität zurückgeben. Die Schrecken der Sowjetzeit seien in Lettland in der kollektiven Erinnerung präsent. Gerade deshalb sei das Mitgefühl für die Ukraine so groß. Lettland und Deutschland sind nicht im Krieg, aber dieser Krieg geht uns alle an, so Ilze Garda. 

Abschließend richtete sie einen Appell an alle Anwesenden, aus der Vergangenheit zu lernen, die Erinnerung an das Vertreibungsschicksal zu bewahren und die deutschen Minderheiten im Ausland im Sinne der Völkerverständigung zu unterstützen. 

Das Land Hessen übernimmt in vielerlei Hinsicht Verantwortung für die Heimatvertriebenen und unterstützt die Arbeit der Vertriebenenverbände seit vielen Jahren. – Margarete Ziegler-Raschdorf

Das Schlusswort der Gedenkveranstaltung hielt die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf. In ihrer Ansprache unterstrich sie die Bedeutung des Hessischen Gedenktages, um die Erinnerung an die unzähligen Vertreibungsschicksale wachzuhalten. Die Unterstützung der Heimatvertriebenen, die Bewahrung und Pflege der Kultur der Vertreibungsgebiete sei ein wesentliches Anliegen der Hessischen Landesregierung. An die Festrednerin gewandt erinnerte sie etwa an die Übernahme der Patenschaft des Landes Hessen über die Deutsch-Baltische Gesellschaft, die ihren Sitz in Darmstadt habe. Auch die Eröffnung des Schwerpunktbereichs „Historische Erinnerung und kulturelles Erbe: „Vertriebene und Spätaussiedler in Hessen nach 1945“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen und die Freischaltung des Digitalportals „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“ mit Unterstützung des Landes Hessen seien Meilensteine in der Erinnerungsarbeit. Hierfür sprach sie Ministerpräsident Boris Rhein und Innenminister Peter Beuth ihren Dank aus.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Musikverein Landenhausen und dem Streichquartett Junge Musik Hessen GmbH.

Foto oben ©2023 Bund der Vertriebenen / Paul Müller

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Die Internetseite des Bund der Vertriebenen finden Sie unter www.bdv-hessen.de.

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.