Menü

kalender

November 2025
M D M D F S S
 12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930

Partner

Partner

/* */
Die IHK kritisiert das Management nach der Trinkwasserverunreinigung in der Innenstadt.

Trinkwasser-Alarm: Warum das Warnsystem nicht rund läuft

Abkochgebot, App-Alarm, Aufregung: Wiesbaden erlebt, wie Krisenmanagement klingt, wenn Warnsysteme versagen. Bürger*innen tauschen sich auf Facebook aus – zwischen Wut, Ironie und Pragmatismus. Jetzt zeigt sich: Kommunikation braucht mehr als Technik. Sie braucht Menschen, die einander zuhören.

Volker Watschounek 3 Stunden vor 0

Die Trinkwasserkrise zeigt, wie Krisenmanagement funktioniert: nicht digital, sondern menschlich: Informationen ohne Nähe verdunsten schnell.

Eine kurze Pressemitteilung, nüchtern wie Leitungswasser: Abkochgebot in Wiesbaden.Bakterien im Trinkwasser. Wenig später brodelt es – nicht nur in den Kochtöpfen, sondern im Netz. Die Meldung verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Nur: Viele merken nichts davon.

„Ich hab’s nur durch meine Nachbarin auf WhatsApp erfahren!“, schreibt eine Nutzerin empört auf Facebook. Ein anderer meint trocken: „Wer trinkt denn überhaupt noch Leitungswasser?“ Zwischen Ironie, Angst und genervtem Augenrollen zeigt sich: Wenn Kommunikation versickert, beginnt die eigentliche Krise.

Die App piept – aber nicht überall

Die Stadtwerke informierten über Social Media, die Warn-App Katwarn zog nach – allerdings erst am Samstag. „Zu spät“, findet die IHK Wiesbaden, „zu ungenau, zu wenig konkret.“ Auch dass man erst einen Tag später erfährt, um welche Bakterien es sich handelt. Hotels und Restaurants fühlten sich allein gelassen. „Ich hatte Gäste aus dem Ausland – im Hotel gab es keine Info“, schreibt ein Wiesbadener.

Andere sehen das entspannter. „Mich hat sogar eine Freundin aus Limburg angeschrieben, die es im Radio gehört hat.“ Doch zwischen diesen Stimmen liegt ein Problem, das sich nicht wegscrollen lässt: Wer kein Smartphone hat, bleibt außen vor. Früher, erinnern sich einige, „fuhr die Polizei mit Lautsprechern durch die Straßen“. Heute gibt’s Pushnachrichten. Nur eben nicht für alle.

Was gutes Krisenmanagement leisten muss

Krisenmanagement heißt nicht nur informieren – es heißt erreichen. Gleichzeitig, verständlich, redundant. Apps, Radio, Zeitung, Lautsprecherwagen – alles muss zusammenspielen. Eine Stadt darf sich nicht auf Zufälle verlassen.

„Ich finde, es wurde viel getan“, meint eine Leserin und ergänzt auf die vielen negativen Stimmen abzielend: „Aber man kann ja auch mal mitdenken.“ Ein anderer hält dagegen: „Die Warnsysteme kamen zu spät, und viele Senioren wussten gar nichts.“ Zwischen diesen Extremen liegt die Aufgabe der Verwaltung: umfassend erklären, statt nur veröffentlichen.

Wenn Nachbarn zu Sirenen werden

Was bleibt, ist ein leiser, aber tröstlicher Befund: Die Gesellschaft funktioniert noch. Menschen informieren sich gegenseitig, klingeln bei Nachbarn, posten, teilen, rufen an. „Der Flurfunk hat’s gerettet“, schreibt jemand. Und tatsächlich: Im Kleinen klappt, was im System hakte.

Vielleicht ist genau das die Lehre: Krisenmanagement beginnt nicht auf dem Server, sondern an der Haustür. Wiesbaden hat erfahren, wie schnell Vertrauen verdunstet – und wie man es mit einem Glas Wasser – bitte Sprudel und kein Leitungswasser – und einem Gespräch wieder auffüllen kann.

Symbolfoto ©2025 AI / Wiesbaden lebt

Weitere Nachrichten aus dem Ortsbezirk Mitte lesen Sie hier.

Mehr Informationen hier.
Wasserverschmutzung, so ein Dreck. Ein Artikel der Heinrich Böll Stiftung.


Diskutieren Sie mit

Diskutieren Sie mit

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert