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v. l. n. r. Sherwin Douki, Maurizia Bachnick, Lucas Janson^^

Wunschpunsch: Familienstück mit Krach, Kater und kluger Botschaft

Silvesterabend, fünf Uhr: Rauch steigt aus dem Orchestergraben, die Band fährt hoch, Kinder wedeln neugierig den Nebel weg. Kater und Rabe stolpern in ihr Chaos aus schrägem Gesang, flatternden Brathähnchen und drohendem Zaubervertrag – und verhindern doch, dass der „Wunschpunsch“ die Welt ins Verderben stürzt. Bis Januar im nahezu täglich im Staatstheater.

Volker Watschounek 5 Stunden vor 0

Rauch steigt aus dem Orchestergraben, die Band fährt hoch, Kater und Rabe stolpern ins Chaos: Der „Wunschpunsch“ heißtdas Familienstück im Staatstheater.

Beim Kartenabholen liegt die Frage im Raum: Halten kleine Kinder einen so düsteren Stoff aus? Michael Endes „Wunschpunsch“ erzählt schließlich von Verträgen mit dem Bösen, von Klima-Chaos, Seuchen, vergifteten Flüssen. Im Staatstheater Wiesbaden verfliegt die Sorge jedoch schnell. Die Inszenierung als Familienstück und Weihnachtsmärchen setzt zwar auf kräftige Effekte, führt das junge Publikum aber „sicher durch die Nacht“ – mit Humor, Musik und einem klaren Kompass.

Fünf Uhr, Silvester: Die Uhr tickt

Silvesterabend, 17 Uhr. Noch wenige Stunden bleiben dem Zauberrat Professor Beelzebub Irrwitzer, um die ausstehenden Katastrophen zu erledigen. Die Produktion am Staatstheater Wiesbaden nutzt diesen Countdown konsequent: Die Dialoge treiben, der Text funkt, die Figuren hetzen gegen Mitternacht an. Der „geheime Zauberrat“ verhandelt seine Verpflichtungen mit dem höllischen Gerichtsvollzieher, während im Hintergrund bereits die nächste Verwicklungsstufe lauert.

Rauch, Orchestergraben, hochfahrende Band

Gleich zu Beginn starten Bühne und Technik kräftig durch. Aus dem Orchestergraben steigt Rauch, die Band fährt hoch, der Saal reagiert sofort. In den ersten Reihen wedeln Kinder mit den Händen vor dem Gesicht, versuchen nach den Schwaden zu greifen. Einige rutschen näher an die Eltern, andere prusten vor Lachen.
Die Geräuschkulisse donnert, rumpelt, zischt – aber sie bleibt kontrolliert. Die Regie reizt die Spannung, überzieht sie jedoch nicht. Kleine Kinder sitzen auf den Schößen der Eltern, beobachten die Bühne konzentriert mit offenem Mund und großen Augen, lassen sich erschrecken, aber nicht überfordern.

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch, v. l. n. r. Sherwin Douki, Maurizia Bachnick, Jan-Emanuel Pielow, Sophie Pompe, ©2025 Maximilian Borchardt

Wenn das Brathähnchen auftritt

Spätestens beim Raben, dass kurz Brathähnchen genannt wird, kippt die Stimmung von der Sorge endgültig ins Vergnügen. Der sprechende Vogel flattert, stolpert, kommentiert – und das Publikum lacht. Überhaupt reagieren die Kinder stark auf die körperliche Komik: Der Rabe schreitet mit wippendem Kopf über die Bühne, nickt übertrieben, setzt pointierte Pausen. Der Kater kontert, funkt dazwischen, probiert Tricks. Bei ihren Aktionen kichern die Kleinen, fiebern mit.

Schräge Töne, zugehaltene Ohren

Musikalisch legt die Inszenierung nach. Auf der Bühne wird schräg gesungen – schräger geht kaum. Ein Junge im Parkett hält sich kurz die Ohren zu, schaut empört zur Bühne, muss dann trotzdem lachen. Die Musik arbeitet mit Übertreibung und Bruch, parodiert den großen Operngestus, ohne den Rest des Familienstücks zu übertönen.
Gerade diese Überzeichnung nimmt Kindern die Angst. Sie erleben Lärm, Chaos und vermeintliche Bedrohung als Spiel – als überdrehtes Theater, nicht als reale Gefahr.

Kater, Rabe und die Verantwortung

Hinter der Klamaukfläche bleibt der Kern von Michael Endes Stoff deutlich: Zwei Tiere sehen, wie Erwachsene die Welt an die Wand fahren – und greifen ein. Kater und Rabe beobachten, zweifeln, streiten, schmieden Pläne.
Der Rabe denkt das Schlimmste, rechnet mit dem Untergang und versucht, ihn zu bremsen. Der Kater malt sich die beste aller Möglichkeiten aus und handelt danach. Beide Strategien treffen sich in einer Botschaft: Wer in einer besseren Welt leben möchte, muss selbst Verantwortung übernehmen.

Die Botschaft des Wunschpunschs

In der ersten Ebene erzählt der Abend von Zauberer und Hexe, die ihre Macht durch böse Taten sichern sollen. Sie sollen Tiere ausrotten, Flüsse vergiften, Wälder zerstören – und kommen trotzdem nicht hinterher. Der Wunschpunsch soll das Versäumte in wenigen Stunden nachholen.
Auf der zweiten Ebene führt die Inszenierung ein aktuelles Thema vor: Natur wehrt sich, Tiere organisieren sich, Verträge geraten ins Wanken. Der hohe Rat der Tiere schickt seine Spione – in Gestalt von Kater und Rabe. Sie verhindern am Ende, dass der große Coup gelingt und drehen den Punsch gegen seine Erfinder.
So entsteht aus dem Weihnachtsmärchen ein ökologisches Lehrstück, das auf Fingerzeig verzichtet. Kinder begreifen: Taten haben Folgen, Klimachaos fällt nicht vom Himmel, und auch die Mächtigen bleiben nicht unangreifbar. Erwachsene erkennen die Anspielungen auf Klimakrise, Umweltpolitik und Verantwortungspolitik – die Inszenierung kommentiert, ohne zu predigen.

Finale mit Glockenton und Made

Zum Schluss wird es noch einmal bildstark. Der entscheidende Glockenton fällt, der Wunschpunsch kippt, die Wünsche drehen sich ins Gute. Bäume treiben wieder aus, Flüsse klären sich, Jahreszeiten ordnen sich neu.
Und dann die letzte Pointe: Eine Made taucht wieder auf, wieder zusammen mit dem Orchester aus dem Graben. Verkleidet, feierlustig, tanzt sie in den Jahreswechsel hinein. Der Saal lacht, der Abend löst die Spannung, Familien verlassen das Staatstheater Wiesbaden sichtbar erleichtert – und gut unterhalten.

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch, Familienstück nach dem Buch von Michael Ende, Jan-Emanuel Pielow, Sophie Pompe, ©2025 Maximilian Borchardt

Service: Familienstück für die Feiertage

Das Staatstheater Wiesbaden zeigt Michael Endes „Wunschpunsch“ als Familienstück und Weihnachtsmärchen von jetzt an bis nach Silvester rund 50 Mal. Der Silvestertermin beginnt familienfreundlich Vormittags. Wer ein Theatererlebnis sucht, das Kinderspaß, Krach, Kater, Rabe und eine klare Haltung zu Natur und Verantwortung verbindet, findet hier den passenden Abend.

Foto – v. l. n. r. Sherwin Douki, Maurizia Bachnick, Lucas Janson ©2025 VWA / Wiesbaden lebt!

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