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Handwerkskammer Wiesbaden. Bild: Allalf / commonswiki

Handwerk: Unsicherheiten dämpfen Erwartungen

Wiesbadens Handwerksbetriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage überwiegend gut, doch die Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg, Liefer- und Materialengpässe, rasant steigende Energiekosten trüben die Aussicht.

Volker Watschounek 2 Jahren vor 0

Die Stimmung im Handwerk im Kammerbezirk Wiesbaden ist unverändert gut. Sorgen bereiten allerdings Preissteigerungen und Fachkräftemangel.

Die Pandemie belaste das Handwerk in Ober-, West- und Mittelhessen immer weniger, aber die Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg, Liefer- und Materialengpässe, rasant steigende Energiekosten, die hohe Inflation und der eklatante Fachkräftemangel würden die Erwartungen dämpfen, fasst Kammerpräsident Stefan Füll die konjunkturelle Lage und Aussichten der heimischen Handwerksbetriebe zusammen. Zwar bewerteten nach der Konjunkturumfrage für das zweite Quartal 50 Prozent der befragten Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut, weitere 37 Prozent als befriedigend und nur 13 Prozent als schlecht, allerdings sind die geäußerten Erwartungen für das dritte Quartal deutlich pessimistischer.

„Fehlende Fachkräfte sind die Wachstumsbremse Nummer eins.“ – Stefan Füll

So erwartet jeder fünfte befragte Handwerksbetrieb eine verschlechterte Geschäftslage. Rund jeder vierte Betrieb rechnet mit sinkenden Umsätzen und Auftragseingängen. Besondere Sorge bereitet den Unternehmen die weitere Preisentwicklung. Fast 85 Prozent erwarten für die nahe Zukunft weitere Preissteigerungen; umgekehrt eine marginale Minderheit von einem Prozent geht von sinkenden Einkaufspreisen aus.

Neben dem Preisauftrieb auf Rekordstand ist und bleibt der Fachkräftemangel das gravierendste Problem. Obwohl die Bereitschaft zur Einstellung neuer Mitarbeiter ungebrochen groß ist, rechnen viele Handwerksbetriebe mit einer weiter zurückgehenden Beschäftigung, da der handwerkliche Facharbeitermarkt vielfach leergefegt ist. Deshalb sei es gerade für das personal- und lohnintensive Handwerk von zentraler Bedeutung, dass der Gesamtsozialversicherungsbeitrag bei maximal 40 Prozent des Bruttolohns gedeckelt werde.

„Jeder Euro mehr bei den Sozialabgaben erhöht die Kosten für unsere Betriebe und schmälert das Netto der Beschäftigten im Handwerk. Statt an der Beitragsschraube zu drehen, muss die Politik die Sozialversicherungssysteme generationengerecht und zukunftsfähig machen.“ – Stefan Füll

Laut des Kammerpräsidenten verläuft die Handwerkskonjunktur zwischen den einzelnen Handwerksbranchen recht unterschiedlich. Während das Bau- und Ausbauhandwerk nach wie vor sehr starke Zufriedenheitswerte meldet, konnte sich das Kfz-Handwerk lediglich auf niedrigem Niveau etwas verbessern. Generell kann eine große Unsicherheit bei allen Branchen im Hinblick auf die weitere Entwicklung festgestellt werden.

„Gerade bei den Bau- und Ausbauberufen, die in den vergangenen Jahren Treiber der Handwerkskonjunktur waren, ist die Verunsicherung angesichts enormer Preissteigerungen bei Material und Energie sowie höherer Zinsen über die weitere Entwicklung sehr groß.“ – Stefan Füll

Leichtes Plus bei den Ausbildungszahlen. Zum Stichtag 31. Juli 2022 verzeichnete die Handwerkskammer Wiesbaden 2078 neu eingetragene Lehrverträge. Im Vergleich zum Vorjahr und gegen den Bundestrend ist dies ein Plus von 4,5 Prozent. Allerdings handelt es sich hierbei lediglich um eine Momentaufnahme, die bis zur Vorlage der offiziellen Statistik noch starken Schwankungen unterliegen kann. „Auch, wenn wir hier grundsätzlich und auf den Kammerbezirk bezogen von einem Gesamtzuwachs sprechen können, erreichen wir damit noch nicht das Vor-Corona-Niveau. Zum einen sinken die Schulentlassjahrgänge aufgrund der demographischen Entwicklung und zum anderen hat die berufliche Orientierung von Schülerinnen und Schüler durch die Corona-Pandemie erheblich gelitten“, so Hauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk. Daher würden nicht wenige Jugendliche mangels klarer Berufsperspektiven einen weiteren Schulbesuch anstreben und die Entscheidung für einen Beruf immer weiter nach hinten schieben. „Insoweit könnte es helfen, den Freiwilligendienst auf Gewerke des Handwerks auszuweiten. Gerade angesichts des Klimawandels, der viele junge Menschen bewegt, sehen wir hier erhebliches Potenzial“, erklärt Mundschenk.

„Auch, wenn wir hier grundsätzlich und auf den Kammerbezirk bezogen von einem Gesamtzuwachs sprechen können, erreichen wir damit noch nicht das Vor-Corona-Niveau.“ – Stefan füll

Die notwendige Transformation des Wirtschaftens in Deutschland hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit könne nur mit einer ausreichenden Zahl beruflich qualifizierter Fachkräfte insbesondere aus dem Handwerk gelingen. Und dazu braucht es nicht nur die geforderte Klimawende, nicht nur eine Energiewende und nicht nur ein Mobilitätswende, es braucht vor allem eine Bildungswende, betont Mundschenk. Für den Beginn einer Ausbildung sei es auch jetzt noch nicht zu spät. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Wiesbaden seien noch rund 600 freie Ausbildungsstellen und fast 100 Praktikumsplätze gemeldet.

Weniger meistergeführte Betriebe

Zum Stichtag 30. Juni 2022 waren 26938 Betriebe in der Handwerksrolle der Handwerkskammer Wiesbaden eingetragen. Dies entspricht einem leichten Zuwachs von 0,3 Prozent bzw. 82 Betrieben im Vergleich zum 31. Dezember 2021. Im Rahmen der zulassungspflichtigen Handwerke sind nun 18226 Betriebe (-1,1 Prozent/-196 Betriebe) gemeldet. Bei den zulassungsfreien Handwerken sind es 6054 Betriebe (+3,7 Prozent/+217 Betriebe) und beim handwerksähnlichen Gewerbe 2658 Betriebe (+2,3 Prozent/+61 Betriebe).

Foto oben ©2017 Allalf / commonswiki

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Die offizielle Internetseite der Handwerkskammer Wiesbaden finden Sie unter www.hwk-wiesbaden.de.

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.