Frisches Sauerteigbrot, feine Törtchen, herzhafte Snacks: Bei Broterben in Bierstadt treffen Handwerk und Genuss auf Wiener Flair – klein, fein, unverwechselbar.
Wer in Bierstadt an der Fensterfront Platz nimmt, spürt sofort Ruhe. Sieben runde weiße Sitzkissen bieten Platz zum Verweilen. Zum Staunen. Zum Beobachten. Keine Effekthascherei, kein Firlefanz: Stuck und Fresken rahmen den Tresen, barocke Figuren schauen zu, wie Alltag passiert. Das erinnert an Wien, an Kaffeehäuser, die Zeit schenken. Hier bäckt ein Haus sp+rbar mit Geschichte – und es lädt zum Gespräch ein.
Service & Öffnungsziten
Die Bäckerei Broterben, das „Café“-Broterben ist montags bis Freitags von 7 – 18 Uhr, samstags 7 – 13 Uhr und sonntags 8 – 13 Uhr geöffnet. Sieben Plätze an der Fensterfront laden zu Kaffee und Kuchen ein. Die Preise bleiben fair und einheitlich – drinnen wie draußen.
Seit 1768 führt die Familie Remsperger das Broterbe über Generationen weiter. Heute lenkt Bäckermeister Jakob Remsperger zusammen mit seiner Schwester die siebte Generation. Er setzt auf Sauerteig und Geduld. Die Laibe reifen, knacken, duften – ohne Backmischung, ohne Malz. Roggensauerteig mit 90 Prozent Roggen trägt kräftig, Weizensauerteig mit Schweizer Ruchmehl hält Kornschichten lebendig, Dinkelsauerteig schmeckt nussig. Täglich gibt es im wechselnden Angebot neues zu entdecken. Freitags, zum Wochenende, gibt es etwaas besonderes aus der Backstube: Cranberry-Walnuss und ein Dinkel-Rote-Bete-Brot mit Sesamkruste. Beides reift 24 Stunden und kommt ofenfrisch nach Wiesbaden. Gebacken wird im Stammhaus in Weilbach; von dort rollen die Körbe jeden Morgen in die Stadt.
Die Patisserie als Versprechen
Vera Remsperger, Konditormeisterin, denkt französisch und arbeitet präzise. Törtchen glänzen, Kuchen duften, Plunder blättert. Wer eins haben möchte, darf nicht zögern. Spätestens nach 16:00 Uhr wurden sie bei unserem Besuch im Minutentakt verkauft. Schneeflöckchen – eine Butter-Tartelette mit Mango-Schaum, Kokos und Pistazie – oder das Mousse-au-Chocolat-Tartlet mit Kern und Kakao-Biskuit, welches regelmäßig sogar den Chef verführt. Saisonkollektionen wechseln, Winter bringt Tonkabohne und Lebkuchen, Sommer rufen Beeren und andere Obstsorten. 23 saisonal angepassten Törtchen gibt es das Jahr über zu entdecken.
Klein, fein – und gesprächsbereit
Broterben in Bierstadt wirkt wie ein Café, bleibt aber zuerst Bäckerei. Frühstück per Karte gibt es hier nicht. Das „Pariser“ der „Avo Smash“ oder der „Hausteller“ aus der Karte im Netz bleibt erst einmal den Gästen im Stammhaus vorbehalten. Wer trotzdem frühstücken will, bestellt abgespeckt aus der Theke: Laugencroissants nature oder mit Wildblumenkäse, belegte Stullen – auch vegan mit Hummus –, süße Stückchen, Donuts, Nussecken. Die Schneidemaschine hobelt Brote, die Tassen dampfen, das Gespräch wächst. Wenn der Andrang kurz abebbt, erklärt Remsperger im Moment persönlich Rezepte, Reifezeiten, Tricks aus alten Tagen. So hält Handwerk Nähe.

Ein Haus für Bierstadt
Warum Wiesbaden? Warum Bierstadt? Die neue Filiale passe in den Lieferkreis, erklärt der Bäckermeister. „Da sind Minuten entscheidend.“ Die Wege bleiben kurz, und die Backstube bleibt in Weilbach. Das Design welches Geschichte atmet erzählt aus alten Tagen: offene Wandflächen zitieren Werkhallen, hohe Decken und Stuck nicken Wiesbadens Fassaden zu. Das Kontraststück – ein futuristisches Element am Tresen – setzt einen Punkt: Tradition bewegt sich.
Foto – Jakob Remsperger, Broterben in der Venatorstraße ©2025 Volker Watschounek / Wiesbaden lebt
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