Wiesbaden diskutiert seinen Kulturhaushalt 2025: Der Kulturbeirat warnt vor sinkender Förderquote und verweist auf das bedrohte Künstlerhaus43.
Die Wiesbadener Rathauskooperation hat am Dienstag den Haushaltsentwurf vorgestellt – und damit zugleich einen neuen Hoffnungsschimmer für die Kulturszene gesetzt. Nach Wochen der Unruhe atmet der Kulturbeirat auf: Immerhin wurde ein Drittel der von der Jury empfohlenen Summe, rund 235.000 Euro, zusätzlich bei den institutionellen Zuschüssen bewilligt. Auch die angekündigte Dynamisierung der Zuschüsse klingt vielversprechend – ihr konkreter Betrag steht allerdings noch in den Sternen.
Prozentzahlen mit Sprengkraft
Was auf dem Papier wie Fortschritt wirkt, hat in der Realität einen bitteren Beigeschmack. Der Anteil der Kulturausgaben am Gesamthaushalt schrumpft weiter – von 3,6 Prozent (2023) auf 2,99 Prozent (2025). In einer Stadt, die sich als Kulturmetropole versteht, droht damit eine gefährliche Schieflage. „Man erkennt den guten Willen“, sagt Kulturbeiratsvorsitzender Dr. Helmut Müller, „aber gute Absichten zahlen keine Mieten.“
Künstlerhaus43 – ein Symbol für die Krise
Besonders deutlich zeigt sich die Lage am Beispiel des freien Theaters kuenstlerhaus43. Dessen Zukunft hängt buchstäblich am Haushaltsfaden: Ohne zusätzliche Förderung kann die Miete für den neuen avisierten Standort nicht gedeckt werden. Noch steht kein Beschluss, und so bleibt das Ensemble zwischen Bühnenstaub und Bürokratie gefangen. Während die Stadt über groß gedachte Visionen diskutiert, kämpft das Theater ums nackte Überleben.
Zwischen Etat und Enthusiasmus
Die freien Projektmittel sollen auf 200.000 Euro steigen – ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Erhöhung für die Kulturentwicklungsplanung auf 75.000 Euro vermeidet den Stillstand, aber kaum die Stagnation. Wiesbaden bleibt, gemessen an den Kulturausgaben pro Kopf, hessenweit auf dem vorletzten Platz. Und so bleibt die Frage: Wie lange kann eine Stadt Kultur lieben, wenn sie sie nicht mehr leistet?
Foto oben © 2025 AI-generiert
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