Die Ringkirchengemeinde möchte Kirchenräume neu denken. Wander- oder Pilgergottesdienste anbieten. Parkplätze abschaffen und Car-Sharing Plätze schaffen. Mehr Fahrradständer aufstellen. Mobilität neu denken.
Der Verkehr erzeugt knapp ein Fünftel der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Der Straßenverkehr nimmt dabei mit 95 Prozent den größten Anteil ein. Um das Klima zu schützen, müssen Treibhausgasemissionen weiter verringert werden. Jeder kann hier einen Beitrag leisten. Das hat auch das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN (ZGV) erkannt und den Wettbewerb Klimafreundliche Mobilität in Kirchengemeinden ausgelobt. Die Evangelische Ringkirchengemeinde hat mitgemacht und jetzt den ersten Platz belegt. Das heißt: Die 5000 Euro Preisgeld für den Sieg gehen nun nach Wiesbaden.
„Wenn wir abends eine Andacht feiern, hört man in den stillen Momenten, etwa beim Gebet, immer den Verkehrslärm.“ – Thomas Schultz-Krutisch, Vorsitzender des Kirchenvorstands
Die Verkehrsbelastung ist an der Ringkirche so massiv wie bei keiner anderen Kirche in der hessischen Landeshauptstadt. Zehntausende Autos rauschen täglich pausenlos um die Kirche herum. Der Verkehr ist an Werktagen so laut, dass man ihn auch im Innern der Kirche hört, berichtet Dr. Thomas Schultz-Krutisch, Vorsitzender des Kirchenvorstands. Sonntagmorgen während der Gottesdienste ist es zum Glück leiser, als während der Abendandacht. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie betreibt wenige Meter vor der Kirche eine Luft-Messstation. Der gemessene Wert der Luftschadstoffe gehört zu den höchsten in ganz Hessen.
„Das eingereichte Konzept der Ringkirchengemeinde hat die Jury überzeugt: Es sei umfassend, nachhaltig und nehme alle Verkehrsteilnehmer*innen in den Blick, heißt es in der Begründung.“ – Thomas Schultz-Krutisch, Vorsitzender des Kirchenvorstands
Seit Jahren beteiligt sich die Ringkirche an Verkehrswendeaktivitäten. 2018 hat sie etwa die städtische Kampagne für eine saubere Luft unterstützt: An der Fassade der Ringkirche hing wochenlang eine NO2-Ampel. Die Gemeinde hat sich drüber hinaus öffentlich für den Bau der Citybahn positioniert. Dass der Bürgerentscheid gegen den Citybahn-Bau ausfiel, sei ein herber Schlag gewesen, so Schultz-Krutisch: Umso wichtiger fanden wir es im Kirchenvorstand, jetzt zu schauen, wie wir als Kirchengemeinde im Alltag klimafreundlicher unterwegs sein können. Wir wollen Vorbild sein, aber auch Impulse setzen. Neben öffentlichen Publikumsveranstaltungen in Kooperation mit dem Dekanat, die anregen sollen das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen, soll es auch einen Schwerpunktgottesdienst zum Thema Mobilität geben.
„Über die Neugestaltung der Rampe und die Parkplätze, die wegfallen, haben wir im Kirchenvorstand kontrovers diskutiert.“ – Thomas Schultz-Krutisch, Vorsitzender des Kirchenvorstands
Ein Anlass für das Mobilitätskonzept der Ringkirchengemeinde war der Verkauf des alten Gemeindebusses. Anstatt einen neuen Bus anzuschaffen, hat sich der Kirchenvorstand entschlossen, auf Carsharing umzustellen. Der Platz vor der Kirche, die sogenannte Rampe, soll künftig so umgestaltet werden, dass von den vorhandenen Parkplätzen nur noch zwei für Carsharing-Autos und zwei für die Mitarbeitenden der Gemeinde übrigbleiben. Der Rest des Platzes soll so begrünt werden, dass der Straßenlärm reduziert wird und gleichzeitig ein Ort der Begegnung entsteht. Logisch, dass dies zu kontroversen Diskussionen geführt hat. Schlussendlich hat man sich aber geeinigt.
„Natürlich sind wir hier alle keine Autohasser, aber wir wissen, dass es dringend notwendig ist, Treibhausgasemissionen einzusparen. Und dafür muss sich in den Köpfen der Menschen etwas verändern … und dazu leisten wir gerne einen Beitrag“ – Thomas Schultz-Krutisch, Vorsitzender des Kirchenvorstands
Vor dem Gemeindehaus sollen mehr Fahrradständer installiert werden, möglicherweise auch eine E-Ladesäule. Gebrauchte Fahrräder sollen angeschafft und repariert werden und zur Ausleihe bereitstehen. Außerdem ist die Ringkirchengemeinde beim Stadtradeln dabei. Für bestimmte Gelegenheiten werden Gemeindemitgliedern und Mitarbeitenden ÖPNV-Karten zur Verfügung gestellt. Des Weiteren gibt es Überlegungen darüber, dem Zufußgehens eine höhere Wertschätzung entgegen zubringen. So möchte die Ringkirchengemeinde Wander- oder Pilgergottesdienste anbieten.
Verkehrsräume gestalten
Gemeinsam mit Mitarbeitenden der Stadtverwaltung sollen außerdem Erkundungsgänge im Gemeindegebiet stattfinden, um Hürden für Fußgänger mit und ohne Kinderwagen, aber auch für Rollator- und Rollstuhlfahrer zu erkennen und Abhilfe zu schaffen. Dass die Stadt Wiesbaden im September als Modellkommune ausgewählt wurde, um eine Fußverkehrsstrategie zu entwickeln, freut Schultz-Krutisch sehr. Das passe sehr gut zu dem, was wir vorhaben, so der Vorsitzende des Kirchenvorstands abschließen.
Bild oben ©2021 Andrea Wagenknecht/Ev. Dekanat Wiesbaden
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Die offizielle Internetseite der Ringkirchengemeinde finden Sie unter www.ringkirche.de.
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