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Installation Untitled auf dem Dern'schen Gelände.

Kunstinstallation „UNTITLED“ zum Tag der Prostitution in Wiesbaden

Zwischen Streetfood und Musik wird das Dern’sche Gelände in Wiesbaden für 24 Stunden zum Raum der Mahnung: Gewalt gegen Frauen und queere Menschen wird in der 24-Stunden-Performance UNTITLED sichtbar – eine künstlerische Intervention zum Internationalen Tag der Prostitution.

Volker Watschounek 3 Stunden vor 0

Zwischen Streetfood und Musik wird das Dern’sche Gelände zum Raum der Mahnung: Gewalt gegen Frauen und queere Menschen wird für 24 Stunden sichtbar.

Zwischen Streetfood und Musik wird das Dern’sche Gelände in Wiesbaden für 24 Stunden zum Raum der Mahnung: Gewalt gegen Frauen und queere Menschen wird in der 24-Stunden-Performance UNTITLED sichtbar – eine künstlerische Intervention zum Internationalen Tag der Prostitution.

Es ist Samstagabend. Auf dem Schlossplatz duftet es nach Curry, frittierten Pommes und gegrilltem Fleisch. Menschen lachen, Musik liegt in der Luft. Nur wenige Schritte weiter, auf der anderen Seite des Neuen Rathauses, herrscht Stille. Hier beginnt ein anderes Festival – eines des Erinnerns, des Innehaltens, des Widerstands.

Studierende der Hochschule RheinMain eröffnen die begehbare Kunstinstallation UNTITLED zum Tag der Prostitution. Sie fordert keine Unterhaltung, sondern berührt, provoziert und ruft zum Nachdenken auf.

Ein Gedächtnisraum für Opfer

Die 1.500 Quadratmeter große Installation gleicht einem offenen Gedächtnisraum. Auf Tafeln sind Namen, Lebensgeschichten und Todesumstände von Frauen und queeren Menschen zu lesen, die zwischen 2000 und 2025 im Kontext der Prostitution ermordet wurden. Über 3.497 Fälle weltweit, mehr als 100 allein in Deutschland – Zahlen, die sprachlos machen.

Kunst ist nicht nur Ausdruck, sondern Widerstand, sagt Professor Thomas Pichler, der das Projekt gemeinsam mit Studierenden konzipiert hat. Unterstützt vom Frauenreferat der Stadt Wiesbaden, der hessischen Film- und Medienakademie und weiteren Initiativen entstand ein Werk, das gesellschaftliche Tabus sichtbar macht.
„Wir wollen nicht, dass diese Menschen vergessen werden“, sagt Dr. Lena Klug, Kanzlerin der Hochschule. „Jeder Name steht für ein Leben, das ausgelöscht wurde – und für eine Gesellschaft, die zu oft wegschaut.“

Die Installation ist bewusst als 24-Stunden-Performance angelegt – Gewalt kennt keine Öffnungszeiten. Besucher die Nacht, Sonntagmorgen bis Sonntagabend durch die Stationen gehen, innehalten, nachdenken.

Zahlen, die erschüttern

Seit der Legalisierung der Prostitution 2002 wurden in Deutschland über 100 Frauen ermordet, mehr als 60 überlebten Mordversuche. Die Täter: meist Freier oder Zuhälter. Eine Überlebende, heute Aktivistin, fasst zusammen: „Die Legalisierung hat die Gewalt nicht beendet – sie hat sie unsichtbar gemacht.“

Schwarze Rechtecke symbolisieren Gräber, kleine Tafeln erzählen Geschichten. Jeder Name leuchtet im dunekln in rotem Licht. Kein Museum, sondern ein Mahnmal. Kein Kunstprojekt, sondern eine Aufforderung, Haltung zu zeigen – eine zentrale Botschaft von UNTITLED am Tag der Prostitution.

Erinnern heißt Handeln

Die Reden zur Eröffnung sind eindringlich: „Gedenken ist kein stilles Ritual, sondern Widerstand gegen das Vergessen.“ Die Installation fordert Besucher auf, nicht nur zu betrachten, sondern zu handeln. Menschenrechte und Menschenwürde sind keine abstrakten Begriffe – sie sind Verpflichtung.

Am 24. Mai wurde in Nürnberg die 22-jährige rumänische Prostituierte Yenna ermordet. Solche Fälle sind keine Einzelfälle, sondern Ausdruck struktureller Gewalt, die UNTITLED sichtbar macht.

Am 24. Mai war in Nürnberg die 22-jährige rumänische Prostituierte „Yenna“ ermordet worden,.

Am Ende bleibt Beklemmung – und die dringliche Frage: Wohin sehen wir? Zwischen den hell erleuchteten Ständen des Foodtruck-Festivals und der dunklen, stillen Fläche von UNTITLED liegt die Wahrheit unserer Gesellschaft: Wegsehen ist keine Option. Wer das Gelände verlässt, tut dies mit einem Kloß im Hals – und der Verantwortung, nicht wegzusehen.

Symbolfoto © 2025 Volker Watschounek

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Mehr zum Internationalen Tag gegen Prostitution auf der Seite von Terre des Femmes.

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