Wiesbadens Oberbürgermeisterwahl: Gert-Uwe Mende setzt auf soziale Stadtentwicklung, bezahlbares Wohnen und wirtschaftliche Stärke.
Donnerstagabend in der Schwalbacher Straße: Die Sofas waren gestellt, das Licht gedimmt, die Bühne frei für Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. Hier, wo donnerstags sonst Live-Musik erklingt und dienstags Salsa getanzt wird, fand eine Gesprächsrunde statt, die an ein Wohnzimmergespräch erinnerte. Eine Wahlkampfarena ohne große Rednerpulte, dafür mit Nähe, Austausch und direktem Kontakt zu Bürgern.
Die Parteivorsitzende Susanne Hoffmann-Fessner und der stellvertretende Parteivorsitzende Marius Becker (beide SPD) führten durch den Abend. Auf den Tischen lagen Bierdeckel und Stifte bereit – jeder kennt Fragen notieren, die nach vorne geholt wurde. Der Oberbürgermeister sprach offen, gestattet Einblicke in seinen Alltag und erzählte von seinem Spitznamen Gum. Warum dieser Name? Einst sein Kürzel als Journalist, später von seiner Frau geprägt, hat sich Gum längst in Partei und Freundeskreis etabliert.
Doch beim Wohnzimmergespräch geht es nicht nur um Persönliches. Fragen zu Stadtentwicklung, sozialem Zusammenhalt und Wiesbadens wirtschaftlicher Zukunft bestimmen das Gespräch. Mende nutzt die Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen – und auch Pläne für die Zukunft darzulegen.
Wiesbadens Nachmittagsmarkt als Erfolgsmodell
Der Donnerstag des Oberbürgermeisters begann auf dem Luisenplatz, bei der Eröffnung des Nachmittagsmarktes. Ein Projekt, das vor allem Berufstätigen entgegenkommt. Während die klassischen Wochenmärkte vormittags stattfinden, ermöglicht das neue Angebot auch jenen, die tagsüber arbeiten, frische Lebensmittel von regionalen Händlern einzukaufen.
Besonders an diesem Tag: Eine Charity-Aktion zugunsten der Obdachlosenhilfe. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen verkaufte Gert.Uwe Mende Currywurst – ein symbolischer Akt, der seine Haltung unterstreicht. Für mich ist wichtig, dass in dieser Stadt niemand ausgegrenzt wird, dass Wiesbaden eine Stadt für alle bleibt, betonte er, – denn der Erlös aus dem Verkauf kommt der Obdachlosenhilfe zu Gute.
Von Schwammtüchern bis High-Tech
Wirtschaft ist kein klassisches SPD-Thema? Das sieht Mende anders. Er berichtete von seinen regelmäßigen Besuchen bei Wiesbadener Unternehmen – von global agierenden Konzernen bis hin zu kreativen Start-ups. Wir haben hier Betriebe, deren Produkte jeder kennt, ohne zu wissen, dass sie aus Wiesbaden kommen, sagte er. Ein Beispiel: Die Schwammtücher von Kalle, die in jedem fünften Haushalt der Welt zu finden seien. Auch in der Technologiebranche erkennt er viel Potenzial, insbesondere bei Unternehmen wie SK Laser, die sich in einem internationalen Wettbewerb behaupten.
Mende will weiterhin eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. Es ist wichtig, dass wir Unternehmen unterstützen, aber auch darauf achten, dass wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer Verantwortung einhergeht, sagte er.
Infrastruktur für Bewegung und Gemeinschaft
Sport ist für Mende mehr als nur Freizeitgestaltung – er sieht darin einen Motor für Integration und sozialen Zusammenhalt. Deshalb hat Wiesbaden in den letzten Jahren massiv in Sportstätten investiert: neue Hallen, sanierte Plätze und bald ein hochmodernes Schwimmbad als Ersatz für das Freizeitbad an der Mainzer Straße. Ein Schwimmbad mit echter 50-Meter-Bahn, wie Mende mit einem verschmutzen Lächeln betonte. Der Sportpark Rheinhöhe liege ihm sehr am Herzen. Das wird eine Sportstätte, die nicht nur für Vereine, sondern für die ganze Stadtgesellschaft einen Mehrwert bieten wird.
Und selbst? Persönlich bevorzugt der Oberbürgermeister das Schwimmen. Schwimmen ist perfekt, um den Kopf freizubekommen. Es ist meditativ – du hast den Rhythmus der Atmung, der Bewegungen, und kannst für einen Moment komplett abschalten.
Wohnungsbau als soziale Frage
Wohnen bleibt das drängendste Thema. Die Wohnungsfrage ist die soziale Frage unserer Zeit, sagte Mende. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren mehr als 1400 Wohnungen jährlich fertiggestellt – eine Zahl, die über dem selbst gesetzten Ziel von 1200 Einheiten liegt. Die Zahlen fürs vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Sicher ist aber, dass der Druck auf den Wohnungsmarkt hoch bleibt.
Mendes Ansatz: Mehr sozialer Wohnungsbau, aber auch durchdachte Stadtplanung, die auf deutliche Mehrheiten setzt und bestehende Quartiere weiterentwickelt. Wir dürfen nicht nur bauen, sondern müssen auch eine lebenswerte Umgebung schaffen, betonte er.
Die „soziale Stadt“ als Leitbild
Inklusion, Bildung, Chancengleichheit – für Mende sind das keine politischen Floskeln, sondern essenzielle Werte. In den vergangenen Jahren wurden in Wiesbaden Millionen in Schulbau und Kinderbetreuung investiert. Die soziale Stadt entsteht nicht über Nacht, aber wir haben den Grundstein gelegt.
Wiesbaden sei auf einem guten Weg, aber es gebe noch viel zu tun. Wir bauen nicht nur Gebäude, sondern eine Gesellschaft, in der jeder seinen Platz hat, so Mende.
Politik zwischen Kompromiss und Haltung
Kompromisse sind für Mende kein Zeichen von Schwäche, sondern von Demokratie. Stadtplanung funktioniert nicht mit knappen Mehrheiten. Wir brauchen breite Unterstützung, damit Projekte langfristig Bestand haben, erklärte er in der Gesprächsrunde.
Es gibt jedoch Punkte, bei denen er keine Kompromisse eingeht – etwa beim Thema Menschenwürde und dem Umgang mit rechten Parteien. Mit der AfD gibt es keine Zusammenarbeit, stellte er klar.

Susanne Hoffmann-Fessner, Gert-Uwe Mende und Marius Becker in der Wahkampfarena „Das Wohnzimmer“ ©2024 Volker Watschounek
Ein Blick in die Zukunft
Zum Abschluss des Abends richtet Mende den Blick nach vorne: mehr Wohnraum, eine inklusive Stadtgesellschaft, Investitionen in Bildung und Sport. Wiesbaden solle eine Stadt bleiben, in der Vielfalt als Stärke gesehen wird.
Dann nahm er noch eine letzte Frage vom Publikum entgegen: Was ist Ihr größter Traum für Wiesbaden? Mendes Antwort kommt ohne Zögern: Eine Stadt, in der Menschen nicht übereinander urteilen, sondern einander respektieren – und in der niemand ausgegrenzt wird.
Foto – Gert-Uwe Mende im Wohnzimmer @2024 Volker Watschounek
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