Notfallhammer, Nothahn, Sicherheitsglas: In der Busschule erleben die Kinder, wie viel Technik im Bus jede Fahrt sicherer macht – warum Abstand oft entscheidend bleibt.
Um 11.25 Uhr, kurz nach der großen Pause, rollte kein gewöhnlicher Linienbus vor die Erich Kästner-Schule in der Zehntenhofstraße in Schierstein. Michael Feix und sein Kollege Thomas Öhlke von ESWE Verkehr machten aus dem Fahrzeug ein mobiles Klassenzimmer – Busschule statt Mathe. Die Kinder stiegen kichernd ein, suchten sich Plätze, checkten die Stangen, die Aufkleber, die Knöpfe.
Feix stellte sich vor, fragte, wer regelmäßig Bus fährt. Fast alle Hände gingen hoch. Dann drehte er den Spieß um und holte die Schüler bei ihrem Wissensstand ab: „Was darf man im Bus nicht?“ Erst zögerlich, dann wie aus der Pistole: nicht essen, nicht trinken, nicht schreien, nicht auf den Sitzen stehen, nicht ständig den Haltewunsch drücken. Die Regeln standen nicht nur auf Stickern im Linienbus – sie saßen offenbar schon in vielen Köpfen.
Warum Abstand Leben retten kann
Spannend wurde es, als die Klasse wieder ausstieg. Praxistest, warten auf den Bus. Draußen markierte eine Pylone die kritische Zone an der Bordsteinkante. Die Kinder sollten drei Schritte zurücktreten. Dann setzte Thomas Öhlke den Bus in Bewegung, und der hintere Überhang schwenkte weit aus – und wischte die Pylone einfach beiseite. Der Lerneffekt für die Schüler kam ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit einem kleinen Schreckmoment.

Danach ging es wieder in den Bus. Im Innern erklärte Michael Feix den Mechanismus der Türen. Wird die Tür blockiert, stoppt der Schließvorgang automatisch, – geht die Türe wieder auf. Man kennt das von Fahrgästen, die den Bus mit Hand oder Fuß kurz aufhalten wollen. Bei der Hand stoppt der Mechanismus in der Regel nicht. Hier hilft eher der Klemmschutz, weiches Gummi, aus dem sich eine Hand oder auch ein Fuß ohne Schmerzen wieder herausziehen lassen. Feix erklärte auch den Notfallhebel über der Tür, die Hämmer an den Fenstern – fest in der Hoffnung, dass die Schüler diese nie brauchen werden. Dann zerbröselte der Busfahrer Sicherheitsglas in der Hand, rieb sich förmlich die Hände damit und zeigte, dass die Kanten stumpf sind. Für die Schüler der 5. Klasse wirkten Notfälle plötzlich nicht mehr abstrakt, sondern beherrschbar – wenn man weiß, wo man hinfasst und wann man besser loslässt.
Wenn Technik mitfährt: Die Kamera im Bus
Im hinteren Bereich zeigte Feix auf die kleine schwarze Kuppel über den Sitzen. Viele Kinder hatten sie bereits bemerkt: die Buskamera. „Sie filmt euch nicht für YouTube“, erklärte er lachend, „sondern schützt euch.“ Die Aufnahmen helfen der Polizei nur dann, wenn etwas passiert – ein Diebstahl, eine Auseinandersetzung oder ein ernster Zwischenfall. Und die Daten landen sicher nicht im Internet. Sie werden streng geschützt und nach 48 Stunden automatisch gelöscht. Sicherheit, die unauffällig im Hintergrund mitfährt.
Kinder erzählen ihren Bus-Alltag
Im sprachlichen Sinne gehörte der Bus zum Schluss den Kindern. Uns erzählten sie von verspäteten Bussen, vollen Fahrten nach Schulschluss, Tritten in den Rücken, aber auch von dem Gefühl, lieber mit Freundinnen im Bus statt im Elterntaxi unterwegs zu sein. Manche wünschten sich mehr Sitzplätze, andere Steckdosen an jeder Haltestelle, fast alle kühle Luft im Sommer und Fenster die sich öffnen lassen.
Feix und Öhlke hörten zu, notierten, erklärten. Die Busschule von ESWE Verkehr, die im Herbst an vielen Wiesbadener Schulen Station machte, zeigte an diesem Vormittag vor allem eines: Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr beginnt lange vor dem Fahrschein – und funktioniert am besten, wenn Kinder mitreden, mitdenken und mitlernen.
Am Ende stiegen sie wieder aus, warfen noch einen Blick auf die Wagennummer und wussten: Wer sich Bus und Linie merkt, findet auch verlorene Rucksäcke wieder. Unterricht, der im Alltag weiterfährt.
Bild – Busschule ©2019 Volker Watschounek
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Hintergrundinformationen zur Busschule von ESWE Verkehr.




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