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Biotonne ©2019 piu700 / pixelio.de

Biovergärungsanlage: Abfälle werden zu Energieträgern

Der Magistrat hat mit seinem Beschluss den Weg geebnet. Wenn die Stadtverordnetenversammlung am 12. Dezember diesem zustimmt, erhält Wiesbaden seine eigene Biovergärungsanlage. Vor dem Hintergrund, dass die Menge an getrennt gesammelter biologisch abbaubaren Abfällen ständig steigt, ist das gut.

Volker Watschounek 4 Jahren vor 0

Verdorbene Lebensmitteln, Gartenabfälle oder Reststücke der Holzindustrie sind pur Energie. In einer Biovergärungsanlage gewandelt werden daraus Energieträger: Wasserstoff, flüssiger Bio-Kraftstoff oder nutzbare Wärme.

Was nicht ist, soll schnell werden. Wiesbadens Entsorgungsbetriebe schauen zuversichtlich auf das Jahr 2023. Wenn die Verträge mit dem Biomasse- und Biogaskraftwerken des Rhein-Main-Deponieparks Flörsheim-Wicker in vier Jahren auslaufen, möchte man die wertvollen Abfälle der Stadt vor Ort in einer neuen Biovergärungsanlage selber nutzen und nicht wie bisher, an anderer Stelle zur Energieerzeugung bereit stellen.

„Die Entsorgungsbetriebe ELW leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Landeshauptstadt Wiesbaden.“ – Stadtentwicklungsdezernent Hans-Martin Kessler

Den Weg geebnet hat diese Woche der Magistrat. In seiner Sitzung am 19. November hat er die Entsorgungsbetriebe (ELW) damit beauftragt, in Wiesbaden eine Bioabfallvergärungsanlage zu errichten und dafür ein Umsetzungskonzept zu erarbeiten. Die Anlage soll so konzipiert werden, dass sie aus dem gewonnen Biogas nicht nur Strom, sondern auch umweltfreundliches Green Gas erzeugen kann. Deshalb sollen die ELW-Betriebsleiter im Auftrag des Magistrats Gespräche mit der ESWE-Versorgungs-AG sowie anderen potenziellen Abnehmern zur Übernahme von Green Gas führen. Das Projekt soll im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit mit dem Landkreis Groß-Gerau durchgeführt werden. Kooperationspartner sind die MBA Wiesbaden GmbH und die AWS (Abfallwirtschafts-Service GmbH), eine 100 prozentige-Tochter des Zweckverbandes Riedwerke Groß-Gerau. Der Beschluss des Magistrats vom 19. November muss durch die Stadtverordnetenversammlung – in deren Sitzung am 12. Dezember 2019 – noch bestätigt werden.

„Ich bin davon überzeugt, dass der Bau und Betrieb einer Bioabfallvergärungsanlage eine Win-Win-Situation für die Stadt und alle Bürger ist.“ – Stadtentwicklungsdezernent Hans-Martin Kessler

Bio ist Energie: Aus Bioabfällen wird durch Vergärung Energie gewonnen – in Form von Biogas, das sich in Strom oder sogenanntes Green Gas umwandeln lässt. Laut einem Gutachten können aus den rund 20.000 Tonnen Bioabfall, die pro Jahr in der Landeshauptstadt gesammelt werden, rund 2,2 Millionen Kubikmeter Biogas entstehen, die in zirka 4.250 Megawattstunden Strom umgewandelt werden können. Das entspricht dem Bedarf von mehr als 1.500 Haushalten (bezogen auf einen durchschnittlichen Stromverbrauch eines Zweipersonenhaushaltes von 2.800 Kilowattstunden pro Jahr). Aus den Bioabfällen der Wiesbadener wird so Strom für die eigene Stadt. Alternativ kann das Biogas auch in Green Gas mit einem Energiegehalt von 13.500 Megawattstunden pro Jahr umgewandelt werden.

Aus dem Landkreis Groß-Gerau käme nochmals die gleiche Menge Bioabfall hinzu, so dass mit einer Vergärungsanlage innerhalb der Grenzen der Landeshauptstadt Strom für über 3.000 Haushalte (ebenfalls bezogen auf einen durchschnittlichen Stromverbrauch eines Zweipersonenhaushaltes von 2.800 Kilowattstunden pro Jahr) gewonnen werden kann oder 27.000 Megawattstunden Green Gas pro Jahr.

Biomasseheizkraftwerke werden seit Jahrzehnten im industriellen Umfeld errichtet. Kostenlos oder preiswert anfallende Abfälle und Reststoffe lassen sich so wirtschaftlich verwerten. Aufgrund geänderter Rohstoffpreise und politischer Rahmenbedingungen (EEG) verschiebt das Umfeld.

Der Bau und Betrieb einer Biovergärungsanlage hat für Wiesbaden noch weitere Vorteile: die langfristige Entsorgungssicherheit für die in Wiesbaden anfallenden Bioabfälle, Stabilität der Abfallgebühren aufgrund eines langfristig stabilen Verwertungspreis für Bioabfälle und Flexibilität bei dem zu erwartenden Anstieg der Bioabfallmengen in den kommenden Jahren in einer wachsenden Stadt. Eine Biovergärungsanlage kann laut einer Machbarkeitsstudie am Standort Dyckerhoffbruch wirtschaftlich betrieben werden.

Hintergrund

Der Vertrag zwischen den ELW und der RMD (Rhein-Main-Deponie), die derzeit die Wiesbadener Bioabfälle vergärt, endet zum 31. Dezember 2022. Die Transport-Emissionen blieben im Vergleich zur momentanen Situation annähernd gleich: Einerseits gäbe es zwar Transporte von rund 20.000 Tonnen Bioabfälle pro Jahr aus dem Kreis Groß-Gerau nach Wiesbaden, andererseits würden alle Transporte der rund 20.000 Tonnen Wiesbadener Bioabfälle zur Rhein-Main-Deponie in Wicker entfallen. (Foto: Biotonne ©2019 piu700 / Pixelio.de)

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Die offizielle internetseite der Entsorgungsbetriebe Wiesbaden finden Sie unter www.elw.de.

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.