Tierschützer protestieren gegen Tierhaltung im Weihnachtscircus. Der Zirkus kontert mit Transparenz, Kontrollen.
Der Duft von Popcorn liegt über dem Festplatz der Gibber Kerb, Lichterketten spannen sich über die Zelte, Kinder ziehen ihre Eltern zur Manege. Der Wiesbadener Weihnachtscircus ist zurück – und mit ihm eine Debatte, die längst über das Saisonale hinausweist. Während Artistik, Musik und Nostalgie viele Besucher anziehen, kündigt sich für Dienstag ein erster Protest an. Tierschützer wollen demonstrieren, der Zirkus widerspricht – sachlich, offen und mit Verweis auf geltendes Recht.
Protest mitten im Weihnachtszauber
Für Dienstag, 23. Dezember, hat die Tierrechtsorganisation PETA eine Demonstration angekündigt. Zwischen 13:30 und 15 Uhr wollen Aktivisten vor dem Zirkusgelände in Wiesbaden-Biebrich gegen Tierhaltung und Dressur im Zirkus protestieren. Mit Megafonen, Flyern und Plakaten richten sie sich an Besucher ebenso wie an die Verantwortlichen.
Kritisiert werden insbesondere Auftritte von Pferden, Kamelen und Zebras. Die Tiere würden, so die Vorwürfe, zu unnatürlichen Kunststücken gezwungen und für kurze Unterhaltung quer durchs Land transportiert. PETA appelliert an das Publikum, Zirkusse mit Tieren zu meiden, und fordert ein grundsätzliches Verbot solcher Shows in Deutschland.
Zwischen Tradition und Zeitgeist
Der Zirkus lebt von Erinnerung und Ritualen. Viele verbinden ihn mit Kindheit, Staunen und Weihnachtszeit. Doch genau diese Tradition gerät zunehmend unter Druck. In mehreren europäischen Ländern sind Auftritte mit Wildtieren bereits verboten, die gesellschaftliche Haltung verschiebt sich. Auch in Wiesbaden prallen diese Perspektiven erneut aufeinander – sichtbar, laut, friedlich.
PETA verweist auf Studien zu Stress, Krankheiten und Verhaltensstörungen bei Zirkustieren. Die Organisation argumentiert, auch domestizierte Tiere eigneten sich nicht für die Manege. Eine von PETA zitierte Umfrage sieht eine Mehrheit der Bevölkerung kritisch gegenüber Tierauftritten im Zirkus.
Der Zirkus kontert – und öffnet die Stalltüren
Auf den Protest angesprochen, bleibt Zirkusdirektor Robert Frank ruhig. Zum Zirkus, sagte er bei der Premiere, gehörten seit jeher auch Tiere – und genau deshalb stelle sich die Familie Frank der Debatte seit Jahren offen. Wegducken, das mache hier niemand. Stattdessen setzt Frank auf Transparenz und überprüfbare Fakten.
Die Tierhaltung unterliege strengen gesetzlichen Vorgaben und werde regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert. Dabei prüften die Behörden nicht nur die Größe der Gehege, sondern auch Pflegezustand, Fell, Hufe, Auslaufmöglichkeiten und den allgemeinen Gesundheitszustand der Tiere. In Wiesbaden habe das Veterinäramt keinerlei Mängel festgestellt.
Die Tiere lebten in großzügigen Außengehegen, würden täglich versorgt und bewegten sich regelmäßig. Sie seien an den Kontakt mit Menschen gewöhnt und nicht isoliert. Wer Zweifel habe, dürfe nicht auf Parolen vertrauen. „Jeder kann sich selbst ein Bild machen“, lädt Frank ein – Offenheit als Antwort auf Kritik.
Applaus in der Manege, Debatte darüber hinaus
Die Haltung kommt an. Als Frank seine Sicht während der Premiere erläutert, reagiert das Publikum im ausverkauften Zirkuszelt mit deutlichem Applaus. Viele Besucher halten am klassischen Zirkusbild fest, sehen Verantwortung und Kontrolle als ausreichende Grundlage.
So wird der Wiesbadener Weihnachtscircus auch in diesem Jahr mehr als ein Unterhaltungsort. Er wird zur Bühne einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung, die zwischen Tierschutz, Tradition und Wandel verläuft – und die auch nach dem letzten Applaus nicht verstummen dürfte.
Foto – Lichter, Manege, Debatte: Der Wiesbadener Weihnachtscircus steht zwischen Protest und Applaus. ©2025 Wiesbaden Lebt / Collage
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Die Internetseite des Wiesbadener Weihnachtszirkus finden Sie unterwww.weihnachtscircuswiesbaden.de.




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