Tannhäuser soll der Wahrheit auf den Grund kommen. Fast eine faustische Figur, die die Welt im Inneren kapieren will.
Schon im Vorfeld gab es Diskussionen über die Vereinbarkeit des deutschen Regiestils bei Tannhäuser mit dem italienischen Publikum. Die kontroverse Inszenierung des Avantgarderegisseurs Uwe Eric Laufenberg sorgte für Debatten. Francesco Mazotta vom Corriere del Mezzogiorno Puglia stellte in einem Interview die Frage, ob innovative Inszenierungen in Italien auf Zustimmung stoßen würden. Laufenberg erwiderte selbstbewusst: Ehrlich gesagt Nein. Angesichts von politischer Einmischung in Kunst betonte er, dass er nichts davon halte, wenn Politik sich in Kunst einmische. Das sei Zensur und einem westlichen demokratischen Land unwürdig. Die Freiheit der Kunst und die Freiheit der Presse ist ein hohes Gut und sollte in keinem Land der Erde zur Disposition stehen. In einem europäischen Kernland wie Italien erst recht nicht.“
Wir spielen das, was Wagner geschrieben hat, und versuchen dieses für das heutige Theater sinnfällig zu erzählen und erlebbar zu machen. Sinnliche Erfahrungen, Schönheit und ein wahres Erleben sind das, was wir anstreben.
Uwe Eric Laufenberg
Die Aufführungen von Tannhäuser wurden von einem begeisterten Publikum mit stürmischem Applaus aufgenommen. Die herausragende Regiearbeit von Uwe Eric Laufenberg, einstudiert von Spielleiterin Silvia Gatto, die eindrucksvolle Ausstattung von Rolf und Marianne Glittenberg sowie die beeindruckende musikalische Leitung von Michael Güttler, der den Chor und das Orchester des Teatro Petruzzelli dirigierte, wurden gefeiert. Die Solisten, darunter Aaron Cawley bei seinem Debüt als Tannhäuser, Betsy Horne und Elena Bezgodkova als Elisabeth, Birger Radde als Wolfram, Young Doo Park als Hermann und Jordanka Milkova als Venus, erhielten ebenfalls wohlverdienten Applaus.
Die Freiheit der Kunst und die Freiheit der Presse ist ein hohes Gut und sollte in keinem Land der Erde zur Disposition stehen. In einem europäischen Kernland wie Italien erst recht nicht.
Uwe Eric Laufenberg
Die Gazetta del Mezzogiorno beschrieb die Inszenierung als schockierend im ersten Akt, sehr stimmungsvoll im dritten Akt mit einem großen Kreuz in einer Landschaft aus Schnee und Eis. Die Präzision des Bühnenbilds, des Orchesters unter der Leitung von Michael Güttler und die tadellose Diktion der Sänger trugen zum Verständnis deutscher Inszenierungen bei. Die Leistung der Sängerinnen und Sänger auf dem Podium wurde als ausgezeichnet und präzise bewertet, ebenso wie der Chor unter der Leitung von Fabrizio Cassi und das Petruzzelli-Orchester, das in großartiger Form agierte. Das zahlreich erschienene Publikum blieb trotz der fast vierstündigen Aufführungsdauer bis zum Schluss treu und beständig und feierte die Protagonisten der bemerkenswerten Aufführung.
Der Freundeskreis des Hessischen Staatstheaters, bestehend aus 23 Mitgliedern, war ebenfalls in Bari und schloss sich dem Jubel des italienischen Publikums an.
Foto oben ©2019 Karl Monika Forster
Weitere Nachrichten aus dem Ortsbezirk Mitte lesen Sie hier.
Die Internetseite des Hessischen Staatstheaters finden Sie unter staatstheater-wiesbaden.de.