Geboren 1890, spielte Else Niemöller nicht nur eine wichtige Rolle als Ehefrau. Sie war auch eine herausragende Persönlichkeit mit Überzeugungen und tiefen Engagement.
Kirchenpräsident und Friedensaktivist Martin Niemöller legte sehr viel Wert auf die Meinung und Mitarbeit seiner Frau und Mutter seiner sieben Kinder. Die hochgebildete Else Niemöller musste gleichwohl ihren Beruf als Lehrerin, den sie in ihrem Heimatort Elberfeld und in England ausgeübt hatte, aufgeben, als sie Niemöller heiratete.
Ausstellung
Bis 27. August ist die Ausstellung in der Wiesbadener Lutherkirche zu sehen, danach wandert sie zur Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassaunach Darmstadt. Dort wird sie ab 4. September gezeigt. Kontakt zur Martin-Luther-Gemeinde: Telefon 0611-8906730. Ab Oktober 2023 ist die Wanderausstellung kostenfrei ausleihbar.
Else Niemöller wurde 1890 geboren und heiratete Martin Niemöller 1919. Über ihr facettenreiches und spannendes Leben hat die Wissenschaftlerin Jeannette Toussaint im Auftrag der Martin-Niemöller-Stiftung nun eine Ausstellung konzipiert, die noch bis zum 27. August täglich von 15 bis 17 Uhr in der Wiesbadener Lutherkirche zu sehen ist.
Leben und Werk einer Friedensaktivistin
Eine Vorläuferversion war bereits vor einigen Jahren im Wiesbadener Frauenmuseum gezeigt worden. Nun hat Toussaint die Ausstellung in acht informativen Rollups kondensiert, die, so der Wunsch der Martin-Niemöller-Stiftung, von Gemeinden, Schulen und anderen Institutionen ausgeliehen werden sollen und zur Diskussion und Beschäftigung mit Leben und Werk der Friedensaktivistin anregen.
USA, nach Neuseeland und Australien
Stationen des Lebens von Else Niemöller sind in Berlin, Münster, am Starnberger See – während der KZ-Inhaftierung Martin Niemöllers in Dachau – Büdingen und Wiesbaden. Und in der Welt: Nach dem Zweiten Weltkrieg reiste das Ehepaar im Zeichen des Friedensaktivismus unter anderem in die USA, nach Neuseeland und Australien und hielten Vorträge.
Else Niemöller war Vorsitzende der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung, der Kampf gegen Wiederbewaffnung und Atomwaffen war ihr ein großes Anliegen. Wir Frauen müssen versuchen, eine neue Gemeinschaft miteinander aufzubauen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wir müssen auch zu einer neuen Völkerverständigung beitragen, so ein Zitat Niemöllers aus einem in Kanada gehaltenen Vortrag.
In Wiesbaden lebte das Ehepaar bis zu Else Niemöllers Tod infolge eines Autounfalls 1961. Mit ihr starb ihre Hausangestellte und enge Freundin Dora Schulz. Beide Frauen sind in einem gemeinsamen Grab auf dem Wiesbadener Südfriedhof beigesetzt worden.
Augenhöhe
Jeannette Toussaint arbeitet in den knappen, informativen und interessant bebilderten Texten auf den neun Rollups die verschiedenen Stationen im Leben Else Niemöllers stringent heraus. Immer wieder traf Niemöller Entscheidungen, prüft ihren Glauben, überdenkt Standpunkte und Überzeugungen. Dass sie ihrem Ehemann absolut ebenbürtig war und dieser ihren theologischen Input zeit seines Lebens hoch schätzte, wird dabei deutlich.
Dies betonten auch die Redner bei der Ausstellungseröffnung in der Lutherkirche. Pfarrerin Ursula Kuhn erinnerte daran, dass das Ehepaar Niemöller in der zur Gemeinde gehörenden Brentanostraße lebte, heute Sitz des Beauftragten der ev. Kirche bei der Hessischen Landesregierung. Zeitzeuge Manfred Kühn, Pfarrer im Ruhestand, war bei der Trauerfeier Else Niemöllers und Dora Schulz‘ 1961 und erinnerte sich an die Trauer um die beiden Freundinnen. Gerd Bauz von der Niemöller-Stiftung regte an, das Haus in Wiesbaden in Niemöller-Haus umzubenennen und möglicherweise auch eine Straße – aber dann in Else- und Martin-Niemöller-Straße.
Heraustreten
Die Beschäftigung mit den beiden Theologen könne Impulse für das eigene Leben geben. Jeannette Toussaint berichtete von ihrer Arbeit an der Ausstellung, die sie durch die Beschäftigung mit der politisch-theologischen Friedensarbeit bereichert habe. Schließlich sprach noch EKHN-Präses Dr. Birgit Pfeiffer, die sich wünschte, dass das Leben von Else Niemöller aus dem Schatten ihres Mannes treten möge und der Ausstellung zahlreiche wissbegierige Besucher wünschte.
Foto oben ©2022 Dekanat Wiesbaden
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