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Schultheatertage, Auftakt: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

Schultheatertage: Brechts „Arturo Ui“ aktueller denn je

Ein Schultheaterprojekt erschüttert Wiesbaden: Der DS-Kurs von Campus Klarenthal bringt Brechts „Arturo Ui“ auf die Bühne – klug, kühn, kompromisslos. Ein Stück, das sich in Zeiten politischer Umbrüche aktueller denn je anfühlt.

Volker Watschounek 1 Monat vor 0

Schüler verwandeln Brechts „Arturo Ui“ in eine brennend aktuelle Mahnung. Macht, Manipulation und Moral verdichten sich in einer packenden Inszenierung.

Mit voller Intensität, rhythmischer Sprache und eindringlicher Körperlichkeit haben Schüler des Oberstufenkurses Darstellendes Spiel am Campus Klarenthal die diesjährigen Schultheatertage eröffnet. Das Kleine Haus des Hessischen Staatstheaters wurde am Montagvormittag zur Arena eines packenden Lehrstücks: Bertolt Brechts Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Die jungen Darsteller setzten sich nicht nur mit dem Stoff auseinander, sie zerpflückten ihn, hinterfragten ihn, machten ihn zu ihrem eigenen. Was auf der Bühne entstand, war keine bloße Inszenierung, sondern eine lebendige Auseinandersetzung mit der Gegenwart.

Parabel mit Pistole

Die Jugendlichen durchleuchteten Brechts Parabel mit scharfem Blick. Ihre Verkörperung des Arturo Ui, jenes skrupellosen Aufsteigers im Chicagoer Blumenkohlhandel, rüttelte wach. Der Stoff, im Exil geschrieben, erhielt in ihren Händen neue Dringlichkeit. Mit wechselnden Darstellern in der Hauptrolle skizzierten sie einen Tyrannen, der sich chamäleonartig wandelt: verführerisch, gewalttätig, mitleiderregend. Die Szenen bebten vor Spannung, zwischen grotesker Komik und beklemmender Stärke. Das Publikum wurde nicht nur Zeuge, sondern Komplize – eine Einladung zum Mitdenken, zum Hinterfragen.

Junge Stimmen, große Verantwortung

Die Inszenierung ist ein Gemeinschaftswerk. Der Kurs entschied kollektiv, übernahm Regie, Dramaturgie und Rollenverteilung selbst. Die Inszenierung zeigt, was es bedeutet, Theater als demokratischen Prozess zu verstehen. Die jungen Darsteller forderten sich gegenseitig heraus, entwarfen und verwarfen, probierten, verwandelten Text in Handlung, Worte in Widerstand.

Dorothea Hartmann und Beate Heine, die Intendantinnen des Hessischen Staatstheaters, unterstrichen die Bedeutung solcher Projekte: Theater ist mehr als Unterhaltung. Es schafft Perspektiven, ermutigt zur Teilhabe. Kulturdezernent Hendrik Schmehl (SPD) lobte die Schultheatertage als unverzichtbares Element kultureller Bildung. Seit Jahren bietet das Staatstheater jungen Ensembles eine Plattform, dieses Jahr mit hunderten, – mit einer Rekordzahl an Mitwirkenden.

Festival voller Energie

Fünf Tage und noch bis Freitag pulsiert die Kleine Bühne im Staatstheater: 23 Produktionen, 600 Mitwirkende, ein Kaleidoskop aus Stücken und Stilen. Von Klassiker-Adaptionen bis hin zu selbstgeschriebenen Werken spannt sich das Programm. Gruppen aus Wiesbaden und dem Umland, von Idstein bis Mainz, bringen ihre Stücke auf die Bühnen des Kleinen Hauses und der Studiobühne. Der Eintritt bleibt niedrig, der Enthusiasmus hoch. Ein Blog begleitet das Festival, ein Abschlussfilm hält die Eindrücke fest.

Die Wucht des Augenblicks

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui bleibt nicht in der Vergangenheit verhaftet. Die Jugendlichen haben gezeigt, dass Brechts Warnung nichts an Aktualität verloren hat. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und politischer Manipulation entfaltet das Stück seine Brisanz neu.

Was wir hier zeigen, weiß keiner von Ihnen, hieß es zu Beginn der Aufführung. Doch am Ende wussten alle mehr: über Macht, über Verantwortung, über die Kraft des Theaters.

Foto – Szenenfoto ©2025 Volker Watschounek

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