Heimische Lyrik trifft auf jugendliche Kreativität – und wird zur Musik. Wer hätte gedacht, dass das Wiesbadener Dichterviertel einmal in Beats schwingt?
Mit Herz und Hand, so arbeitet Olli Back, der umtriebige Musik- und Kunstlehrer der Mittelstufenschule im Dichterviertel. Er greift gerne zur Gitarre und lässt sich von dem inspirieren, was vor der eigenen Schultür liegt. Und was liegt näher als die Straßen selbst? Hier prangen sie, die Namen großer Dichter: Mörike, Klopstock, Eschenbach und Kleist. Auch Wilhelm Raabe – der Namensgeber der Schule – mischt im lyrischen Reigen mit.
Aus Worten werden Noten
Wie schon oft in Backs Projekten, reicht es nicht, nur zu lesen. Seine Schüler tauchen tief in die Werke der Namensgeber ein. Doch hier wird nicht nur rezitiert, hier wird musiziert! Die Schulband greift zur Gitarre, Schlagzeug und Mikrofon. Inspiriert von Gedichten und Versen formten sie Mein Block, einen Song, der nicht nur das Viertel feiert, sondern ihm neues Leben einhaucht. Und während die Noten fliegen, entstehen in der Kunstwerkstatt farbenfrohe Bilder, die es sogar in einen Kalender für 2025 schafften. Wer den Kalender haben möchte, muss übrigens nicht lange suchen: Die Buchhandlung ErLesen in der Niederwaldstraße hat ihn vorrätig.
Zwischen Stolpersteinen und Bombennächten
Aber halt! Hier endet die Reise nicht. Im Rahmen des Bürgerforscher-Projekts Heimatschule greifen die Jugendlichen nicht nur zum Instrument, sondern auch zur Feder. Eine kleine Zeitung entstand, die sich mit der Geschichte des Viertels auseinandersetzt. Sie forschen über die Stolpersteine, die an den jüdischen Richter Dr. Wilhelm Dreyer erinnern – auch er eine Geschichte aus den Dichterstraßen. Und dann wäre da noch der dunkle Schatten der Vergangenheit: Die Bombennacht vom 2. Februar 1945, die auch das Dichterviertel in Schutt und Asche legte. Diese Nacht, einst ein Albtraum, findet sich in den Zeilen der Schülerzeitung, mit einfühlsamen Worten erzählt. Das Kapitel, treffend Dichter am Viertel genannt, entstand unter der Leitung der Deutschlehrerin Alena Buschmann und der Klasse 8b.
Ein Fest für alle Sinne
Und weil Lyrik nicht nur im Klassenzimmer atmet, musste all das natürlich raus an die frische Luft – beim ersten Raabestraßen-Fest! Hier präsentierte die Schulband ihren Song Mein Block der neugierigen Menge. Und wer noch mehr von diesem kreativen Feuerwerk sehen will, findet es online: Auf YouTube wartet der Song darauf, die Welt zu erobern, ebenso wie die vielen anderen Projekte, die Olli Back mit seinen Schülern bereits aus dem Hut gezaubert hat.
Foto – Schulband ©2024 Prise Casa
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