Klingeltöne und Downloads – Musik ist zu einem Konsumgut geworden. Denkt noch irgendwer ans Liedgut? An die klassischen Größen wie Schumann, Brahms, Tschaikowsky?
Ja, Sabine Gramenz denkt an sie und fragt: Ist das Wiegenlied wirklich bloß eine romantisch-nostalgische Einschlafhilfe in gutbürgerlichen Kinderzimmern? Mitnichten, es ist viel mehr als das – und überaus vielseitig verwendbar!
Ringkirche, kurz gefasst
Konzertabend mit Sabine Gramenz – „Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will“
Wann: Donnerstag, 24. Juni 2018, 20:00 Uhr
Wo: Reformatorenhalle der Wiesbadener Ringkirche, Kaiser-Friedrich-Ring 7, 65185 Wiesbaden
Eintritt: Eintritt frei – Spenden erbeten
Kartenvorverkauf an allen bekannten Vorverkaufsstellen oder Tickets rund um die Uhr bestellen: 0180 6050400 (0,14 €/Minute, Mobilfunkpreise können abweichen). Weitere Informationen auf der Webseite Künstlerhaus.
Gramenz denkt an Hanns Eisler, der seine „Wiegenliedern für Arbeitermütter“ zu klassenkämpferischen Lehrzwecken nutzte. In Schottland stimmen Wiegenlieder – erstaunlich zeitgemäß – schon die Kleinsten auf eine kapitalistische Karriere ein: „Stiehl dir Geld und stiehl dir Glück und ins Hochland komm zurück“. Im alten Russland diente es als letzter Trost in der Nacht vor der Hinrichtung: „Schlaf, Armer, schlaf zum letzten Mal“.
„Gott sei dank, jetzt pennt er endlich“
Aber auch im Mustermutti-und-Mustervati-Haushalt ist das Wiegenlied nicht nur funktionelle Musik, an deren Ende ein Seufzer steht – stellvertretend der von Heinz Ehrhardt: „Gott sei dank, jetzt pennt er endlich“. Es wird dem ins Traumland zu transferierenden Erdenwurm nicht bloß eine heile Welt gesungen, sondern durchaus auch elterliche Sorgen vorgetragen, etwa im „Wiegenlied väterlicherseits“ von Erich Kästner die Problematik des Kuckuckskindes: „Man hält uns für Verwandte. Doch ob wir es auch wirklich sind? Ich weiß es nicht. Schlaf ein mein Kind“.
Musikalische Reise
Aber keine Bange vor dem Nachtmahr: Gramenz kündigt ja nicht nur schaurige, sondern auch schöne Wiegenlieder an. Klassische Größen wie Schumann, Brahms, Tschaikowsky, Britten oder Bartok fehlen nicht. Lassen Sie sich einfach mitnehmen auf eine musikalische Reise durch verschiedene Zeiten, Länder und Genres. Eines ist jedenfalls sicher: Sie werden nicht einschlafen!