Das Evangelische Dekanat Wiesbaden gratuliert Manfred Kühn. Seine Lebensleistung, sein Brückenschlag und seine Treue zum Glauben sind bleibende Spuren.
Manfred Kühn war nie ein Mann der lauten Töne – und doch hat er vieles in Bewegung gesetzt. Am 8. Mai feiert der evangelische Pfarrer im Ruhestand seinen 95. Geburtstag. Ein Leben lang hat er sich dem Dialog verschrieben: zwischen Kirche und Staat, zwischen Glauben und Gesellschaft.
Geboren 1930 in Frankfurt, folgt Kühn früh der Berufung zum Theologen. Nach Studienjahren in Mainz und Göttingen tritt er seinen ersten Dienst in der Wiesbadener Thomasgemeinde an. Schon bald zieht es ihn weiter nach Darmstadt, wo er in der Paulusgemeinde wirkt und später das Amt des Dekans übernimmt. Acht Jahre prägt er die Kirche in der Region, bevor er zurückkehrt nach Wiesbaden – diesmal mit einem besonderen Auftrag.
Kirche am Puls der Politik
Als Beauftragter der Evangelischen Kirche am Sitz der hessischen Landesregierung wird Kühn zur zentralen Figur im Spannungsfeld von Religion und politischer Entscheidung. Er moderiert, vermittelt, ordnet ein. Mit klarem Blick verfolgt er gesellschaftliche Entwicklungen, bezieht Position, ohne zu polarisieren.
Er erlebt hitzige Debatten, etwa um die Startbahn West, aus nächster Nähe. Dabei bleibt er stets dem verpflichtet, was ihn trägt: dem Vertrauen in Gott und dem Glauben an Verständigung. Seine Arbeit bleibt nie abstrakt – sie zeigt sich im Alltag, im Gespräch, in der beharrlichen Präsenz.
Leidenschaft für Glauben, Kunst und Bewegung
Kühn ist mehr als ein Kirchenmann. Seit seinem 15. Lebensjahr singt er im Chor, Musik ist ihm geistliche Heimat. Auch in Malerei und Zeichnung findet er Ausdruck. Sein künstlerisches Schaffen geht über das Persönliche hinaus – als Sammler fördert er das kulturelle Erbe mit feinem Gespür.
Nicht zuletzt ist er ein Mensch der Disziplin. 25 Mal erringt er das Deutsche Sportabzeichen. Bewegung, sagt er, halte nicht nur den Körper jung, sondern auch den Geist. Bis heute geht er täglich zu Fuß, liest Zeitung, denkt nach – und bleibt damit Teil der Welt, die er über Jahrzehnte mitgestaltet hat.
Mit wachem Blick in die Gegenwart
Die Entwicklung der Kirche verfolgt Kühn aufmerksam – und mit Sorge. Der Rückgang der Mitglieder, der Bedeutungsverlust der Gemeinden schmerzen ihn. In den Sechzigerjahren noch gründete er selbst eine neue Gemeinde in Darmstadt – nun erlebt er Zusammenlegungen und Schrumpfungsprozesse.
Dennoch verliert er nicht den Mut. „Gottvertrauen, Glück, eine glückliche Ehe und Sport“ nennt er als sein Rezept zum Älterwerden. Seine Frau Gabriele, mit der er vier Kinder großzog, starb 2016 – der Verlust hat ihn tief getroffen. Doch er bleibt offen für das Leben, empfänglich für das Schöne.
Ein Leben, das weiterstrahlt
Möge er auch weiterhin Kraft aus Musik, Kunst und dem Wort Gottes schöpfen – und der Welt mit wachem Geist und weitem Herzen begegnen.
Foto – Manfred Kühn ©2025 Evangelisches Dekanat
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