Ihr Geheimnis für ein langes Leben: Geistig aktiv bleiben, Ruhe gönnen, ausreichend Schlaf, liebevolle Familie und Freunde.
Am Dienstag, einen Tag nach ihrem 103. Geburtstag am 1. Januar 2024 wurde Gisela Voje von Stadträtin Gaby Wolf im Namen des Magistrats der Landeshauptstadt Wiesbaden herzlich gratuliert. Die Jubilarin erhielt nicht nur die besten Glückwünsche und eine Karte des Oberbürgermeisters, sondern auch einen flauschigen, blauen Schal, der wunderbar zu ihren Augen passt.
Von Berlin bis Wiesbaden
1920 bis 2023, 103 Jahre da gibt es viel zu erzählen. Auch wenn manche Jahreszahl durcheinander gerät, ist Gisela fit und hellwach. Ganz und gar nicht wie 103. Im Ersten Weltkrieg in Strausberg bei Berlin sei sie geboren, und erlebte den zweiten Weltkrieg. Sie arbeitet sechs Jahre in Berlin in der Verwaltung der Lufthansa. Im Krieg lernte sie ihren Mann kennen, heiratete ihn, kurz bevor er 1944 als Soldat zur Wehrmacht eingezogen und an die die Front bei Prag kommt. Von dort kehrt er nicht wieder zurück. 1945 kommt ihr Heinz-Helmut zur Welt. Mit ihm flieht Gisela wie vielen andere aus Strausberg vor der herannahenden Roten Armee. Ihr Weg führt sie nach Schwerin, wo sie eine Ausbildung als Katechete und ihr Examen macht, – und ihre erste Stelle in Schönberg antritt.
Ein bewegtes Leben
1951 zieht sie mit ihrem Sohn nach Bad Ems zu den Schwiegereltern. Dort kommt Heinz-Helmut in die Volksschule. Von dort geht es nach Höchst, später in den Odenwald, wo sie als Heimleiterin arbeitet. Rückblickend die schönste Zeit ihres Lebens. 1959 wird die Relegionslehrerin vom Dekanat als Gemeindehelferin nach Wiesbaden berufen. Aus Ostdeutschland geflohen, findet sie in Wiesbaden ihre Heimat. Über 50 Jahre lebt Gisela jetzt in der Landeshauptstadt, – zuerst in Mitte in der Adelheidstraße und später im Stadtteil Kohlheck, wo sie bis beute selbstständig lebt. Schon as sie in Bad Ems wohnt, holt sie ihre Mutter Erna aus dem Osten nach. Sie hat ihr viel geholfen. Wenn sie unterwegs war, hat sich Erna Mutter um ihren Enkel gekümmert.
Langweilig ist Gisela Voje fremd. Nach der Pension findet die Rentnerin 1980 gleich neue Beschäftigungen. Sie engagiert sich in der Gemeinde in der Jugend- und Kinderarbeit und wird Patentante des kleinen Winfried Heigel. Winfried nennt sie liebevoll ‚Nana‘. Bis heute schaut der kleine Junge von damals in regelmäßigen Abständen bei ‚Nana‘ vorbei. Und drei Pfarrer hat sie in der Gemeinde überlebt und jetzt ist mit Alexander Schorn der vierte Pfarrer im Amt.
Patentrezept für ein enges Leben
Fragt man sie nach ihrem Patentrezept für ein langes Leben, erzählt Gisela, dass man im Alter viel Ruhe braucht. und viel schlafen sollte. Eine liebevolle Familie und Freunde seien nicht kleinzureden. Zusammen mit ihrem Wellensittich Pucki verbringt sie die Nachmittage. Gleich nach dem Aufstehen, wenn sie beginnt, die Zeitung zu lesen, sprechen die beiden miteinander. Und dann ist es auch schon Zeit, Mittag zu machen. Die 103-Jährige macht sich ihr Essen selbst, meistens etwas von Bofrost. Den Nachmittag nutzt sie dann für Telefonate mit Verwandten und Freunden. Zwischendurch bewegt sie sich in den eigenen vier Wänden: geht auf und ab. Auf dem Wohnzimmertisch steht ein kleiner Fernseher. Ihr Nabel zur Welt. Dort hat sie alles unter Kontrolle, hier können ihr Sohn und andere Nahstehende mit ihr kommunizieren. Wenn etwas nicht stimmt, bekommen sie es mit. Im Fernsehen verfolge sie vor allem politische Sendungen, Gesprächsrunden. Oder auch den Fernsehgottesdienst im Fernsehen. Der sei richtig gut. Der Tag endet für sie um 23 Uhr – ein strukturiertes Leben, das sie mit einer bewundernswerten Lebenseinstellung führt.
Foto ©2023 Volker Watschounek
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