Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine zentrale Aufgabe der Gesellschaft. Mit einer Veranstaltungsreihe setzt Wiesbaden ein Zeichen gegen das Vergessen und gibt Gedenken Raum für Reflexion, Austausch und Bildung.
Vor 80 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Was sie dort fanden, übersteigt jede Vorstellungskraft: systematisches Morden, entfesselt durch einen unmenschlichen Rassenwahn. Am 27. Januar erinnert die Welt an die Millionen Opfer des Holocaust. In Wiesbaden hat sich eine breite Initiative aus Institutionen, Vereinen und der Stadtverwaltung zusammengetan, um mit einer facettenreichen Veranstaltungsreihe nicht nur zu gedenken, sondern auch neue Wege des Erinnerns zu beschreiten.
Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens
Donnerstag, 16. Januar 2025
Eröffnung der Ausstellung Der Tod ist ständig unter uns im Neuen RathausMittwoch, 22. Januar 2025
Vortrag von Dr. Rolf Faber Lebensläufen Wiesbadener Jüdinnen und Juden im Exil im FrauenmuseumMittwoch, 22. Januar 2025
Filmvorführung Mein illegales Leben in der Caligari FilmbühneDonnerstag, 23. Januar 2025
Ron Segal liest aus Jeder Tag wie heute in der Jüdischen GemeindeMontag, 27. Januar 2024
„Erinnern an die Opfer“, Wo? im Stadtverordnetensitzungssaal im RathausDienstag, 28. Januar 2025
Der Heimathafen öffnet seine Türen und begibt sich im Alten Gericht auf die Spuren jüdischer Schicksale.Dienstag und Mittwoch, 28. und 29. Januar 2025
Kino macht Schule, das Murnau-Filmtheater und die Caligari Filmbühne zeigen Filme zu den Themen Widerstand, Shoah und GedenkenDienstag, 4. Februar 2025
Exkursion nach Eisenach mit dem Evangelische DekanatMittwoch, 5. Februar 2025
Volkshochschule Wiesbaden, Betrachtung des Nationalsozialismus an der Macht zwischen 1930 und 1932.
Eine Stadt im Zeichen der Erinnerung
Von Ausstellungen bis Filmvorführungen: Die Auftaktveranstaltung am 16. Januar markiert den Beginn der Reihe Erinnern an die Opfer. Mit der Ausstellung Der Tod ist ständig unter uns, konzipiert von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten, wird das Rathaus zum Ort der Auseinandersetzung mit der Geschichte jüdischen Lebens in Lettland und den Gräueltaten des NS-Regimes. Parallel bietet das Hauptstaatsarchiv Führungen zu mutigen Akten des Widerstands.
Ein besonderes Highlight ist der Vortrag von Prof. Dr. Sascha Feuchert am Gedenktag selbst. Er beleuchtet, wie Schreiben und Lesen in Ghettos und Konzentrationslagern zu Überlebensstrategien wurden. Begleitet wird der Vortrag von literarischen Stimmen der Opfer.
Jugendliche erreichen, Brücken in die Zukunft bauen
Kulturdezernent mahnt zur Wachsamkeit in einer sich wandelnden Welt. Die Distanz zur Shoah wächst, warnt Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl. Umso wichtiger sei es, junge Menschen auf neue Weise anzusprechen. Projekte wie das Schülerprogramm Kino macht Schule oder Lesungen zeitgenössischer Autoren wie Ron Segal zeigen, wie Erinnern lebendig gestaltet werden kann. Der Debütroman Segals verwandelt die Schrecken von Auschwitz in eine fiktive, aber umso eindringlichere Auseinandersetzung mit deutscher Erinnerungskultur.
Musik, Filme und Zeitzeugen: Gedenken, das bewegt
Die Vielstimmigkeit der Erinnerungsarbeit. Am Vorabend des 27. Januar erinnert ein Konzert im Rathaus an die jüdischen Opfer Wiesbadens. Filmvorführungen und Diskussionsrunden ergänzen das Programm und führen zu intensiven Auseinandersetzungen mit den Themen Shoah und Widerstand. Die Veranstaltungsreihe schließt am 10. Februar mit einem Zeitzeugengespräch in der Jüdischen Gemeinde: Ein Rundgang beleuchtet das Leben des Holocaust-Überlebenden Naftali Rottenberg, der nach 1945 entscheidend zum Wiederaufbau der Gemeinde beitrug.
Zusammen gegen das Vergessen
Die Veranstaltungsreihe Erinnern an die Opfer bietet ein vielseitiges Programm, das nicht nur die Vergangenheit beleuchtet, sondern auch zur Reflexion über Gegenwart und Zukunft einlädt. Die gemeinsame Erinnerung bleibt ein unerlässlicher Schritt für eine menschlichere Welt.
Die diesjährige Veranstaltungsreihe wird mit einem Rundgang unter dem Namen Im Versteck überlebt mit anschließendem Zeitzeugengespräch in der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden am 10. Februar beendet. Dabei steht das Ehepaar Naftali und Sofie Rottenberg, die die Shoah versteckt in Wiesbaden überlebte, im Mittelpunkt. Naftali Rottenberg war nach 1945 bis zu seinem Tod 1961 entscheidend an der Wiedergründung und dem Aufbau der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden beteiligt. Der Rundgang führt zu Stationen seines Lebens.
Foto oben © 2025 Veranstalter
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