Elternvertretung fordert eine landesweite Erfassung und Überwachung des Stundenausfalls landesweit und an den Wiesbadener Schulen.
Der Stadtelternbeirat Wiesbaden (StEB) kritisiert Hessens Kultusminister. Während Kultusminister Prof. Dr. Lorz verkündet, dass die Versorgung mit Lehrkräften auf Rekordniveau sei und der Bedarf zu 134 Prozent gedeckt sei, fallen nach Recherchen der StEB täglich an vielen Orten in Hessen Unterrichtsstunden ersatzlos aus. Mittlerweile bestätigt auch die Wissenschaft die dramatische Lage an unseren Schulen, so der Stadtelternbeirat weiter. Es fehlten laut Schätzungen bis zum Jahr 2025 etwa 40000 Lehrkräfte! Der StEB fragt: Wie kann es dann sein, dass es angeblich bereits eine Übererfüllung von 134 Prozent gibt? In Wiesbaden liege die Übererfüllung bei 114 Prozent.
Zukunft der Jugend
Es steht außer Frage, dass das gemeinsame Ziel darin bestehe, nicht nur die Anzahl der Lehrerstellen, sondern auch die Anzahl der Sozialpädagogen, Schulpsychologen, IT-Fachkräfte und Verwaltungsfachkräfte zu erhöhen, um so den gestiegenen Bedarf zu decken. Schließlich müssten Schulen personell stark aufgestellt sein, um den vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden. Es ginge dabei nicht nur darum, neue Stellen zu schaffen, sondern auch darum, diese Stellen angemessen mit qualifizierten und gut ausgebildeten Fachkräften zu besetzen, damit der Unterricht stattfinde und den Kindern und Jugendlichen, unserer sprichwörtlichen Zukunft, zugutekommen könne.
Analyse und gegensteuern
Laut Aussage des Stadtelternbeirats Wiesbaden sei es zunächst die Tatsache besorgniserregend, dass es keine verbindliche Erfassung des ausgefallenen Unterrichts an hessischen Schulen gebe! Erst zum Schuljahr 2023/24 soll sich dies endlich ändern. Eltern fragen sich daher zurecht, auf welcher Grundlage das hessische Kultusministerium seine Aussagen zum aktuellen Unterrichtsausfall treffe. Wo keine Erfassung stattfindet, gibt es keine Möglichkeit zur Analyse und zum Gegensteuern.
Umfrage an Wiesbadener Schulen
Der Stadtelternbeirat hat zuletzt eine Umfrage an Wiesbadens Schulen durchgeführt. Wegen der geringen Beteiligung einiger Schulformen können in der Einzelbetrachtung nicht alle Schulen berücksichtigt werden. Ferner gibt der StEb zu bedenken, dass die Umfrage nicht repräsentativ ist, jedoch mit knapp 400 Klassen einen bedeutenden Einblick in die Wahrnehmung der Eltern bietet und die Situation an den Schulen widerspiegelt.
Ergebnis
Aus den Schulformen Grundschule und Gymnasium haben sich knapp 50 % der Klassenelternbeiräte an der Umfrage beteiligt. Die Auswertung zeigt, dass etwa ein Viertel der Befragten angibt, dass ihre Klassen nicht vollständig mit pädagogisch und fachlich ausgebildeten Lehrkräften besetzt sind. Das bedeutet, dass 24 Prozent der Lehrkräfte, die unsere Kinder unterrichten, nicht vollständig als Lehrer ausgebildet sind. Der Abschluss muss nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf die Qualität des Unterrichts zulassen, jedoch zeigen sich in den Wiesbadener Schulen eine beträchtliche Anzahl von Lehrkräften, die entweder ihr Studium noch nicht abgeschlossen haben oder als sogenannte Quereinsteiger tätig sind.
Ausgebildeten Lehrkräften
Die Versorgung mit voll ausgebildeten Lehrkräften variiert nach Angaben der Eltern in den unterschiedlichen Schulformen. Am Gymnasium liegt der Anteil mit zwei Dritteln am höchsten, während er an Real- und Förderschulen nicht einmal die Hälfte beträgt. Dies deutet auf ein Ungleichgewicht innerhalb der Schulformen hin und lässt vermuten, dass Gymnasien offenbar privilegiert sind.
Besonders schlecht schneiden die Realschulen ab, und es ist auch ersichtlich, dass Eltern oft nicht wissen, welche Ausbildung die Lehrkräfte ihrer Kinder haben. Laut Angaben der Elternbeiräte liegen die Förderschulen sogar unter den Werten der Realschulen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine erhebliche Lücke in der Unterrichtsversorgung über alle Schulformen hinweg besteht. Die Tatsache, dass fast 80 % der Elternbeiräte den Unterrichtsausfall in allen Stundenkategorien angeben, ist alarmierend. Obwohl Wiesbaden eine Lehrerversorgung von 114 Prozent aufweist, entsteht dennoch eine hohe Zahl an ausgefallenen Unterrichtsstunden, was darauf hinweist, dass der tatsächliche Bedarf an Lehrkräften nicht korrekt ermittelt wurde.
Foto oben ©2023 Pixabay
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Die Internetseite des Stadtelternbeirats finden Sie unter www.steb-wiesbaden.de.
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