Gegen das Novembergrau gibt es ein Mittel: den Kulturherbst! Zahlreiche Konzertabende laden in die Lutherkirche ein – mal klassisch und mal modern.
Corona hat vielerorts musikalische Pläne zum Stillstand gebracht: Chöre konnten nicht proben, Orchester nicht auftreten, freiberufliche Sänger und Instrumentalsolisten waren vom einen auf den anderen Tag arbeitslos und in ihrer Existenz bedroht. Und Musikfans mussten auf den Genuss von Konzertbesuchen verzichten. Das beschäftigte auch den Kantor der Wiesbadener Lutherkirche, Niklas Sikner, dessen Planungen auf einen Schlag über den Haufen geworfen waren. Doch er entwickelte bald eine Idee, um unter den geltenden Bedingungen musikalische Ereignisse anbieten zu können, aber auch, um den freiberuflichen Musikern zu helfen.
„Viele der hochkarätig ausgebildeten Menschen, die üblicherweise unsere Kulturszene tragen – auch in den Konzerten und Gottesdiensten an der Lutherkirche – stehen vor dem finanziellen Ruin.“ – Niklas Sikner
Niklas Siknber sieht sich in der Pflicht. Die Lutherkirche, die er bespielen kann, bietet unter normalen Umständen 1000 bis 1200 Plätze. Warum nicht den Raum für kulturelle Veranstaltungen öffnen. Mit dem Kulturherbst war die Idee geboren. Anfang August hatte er ihn bereits ankündigte. Die vielen Anfragen von Musikern ließen ihn hoffen. Dass das Ganze auf Spendenbasis stattfinden musste, ließ ihn zunächst vorsichtig planen. Aber die Wiesbadener Musikfans griffen die Idee mit Spendenaufruf freudig auf und so entstand ein interessantes Programm. Seit Ende August konnten bereits vier Konzerte und drei Gottesdienste mit freiberuflichen Musiker durchgeführt werden.
„Ich bin überwältigt von der großen Resonanz.“ – Niklas Sikner
„Solange die Pandemie nicht verschwindet und die Unterstützung für den Kulturherbst nicht abbricht, machen wir weiter – natürlich auch im Winter und im Frühling.“ – Niklas Sikner
Die nächsten werden am 7. und 8. November stattfinden. Mit dem „Asambura-Ensemble“ aus Hannover präsentiert die Lutherkirche ein ganz besonderes Programm. Das Ensemble interpretiert dabei klassische Musik im Dialog mit außereuropäischen Musikkulturen. An diesem Abend wird eine Messe von Palestrina in Verbindung mit Musik aus der islamischen und jüdischen Tradition zu einem „interreligiösen Klanggebäude“. Den vokalen Part übernehmen sechs international renommierte Solisten. Am 14. November tritt die Sopranistin Talia Or auf, am 21. November gibt es einen Jugendgottesdienst mit Band und Lichtshow. Auch für den Januar sind bereits zwei Konzerte eingeplant. Sikner freut sich, auch in Pandemiezeiten die Lutherkirche als musikalisches Zentrum offenhalten zu können. „Und auch, dass wir vielen Musikern Engagements ermöglichen können. Die freiberufliche Kulturszene darf nicht zu Grunde gehen.“
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Die offizielle Internetseite der Lutherkirche finden Sie unter www.lutherkirche-wiesbaden.de.