Die Wellritzstraße wächst zur Fußgängerzone. Neue versenkbare Poller regeln den Zugang, der zweite Bauabschnitt beginnt Mitte September.
Die Wellritzstraße in Wiesbaden verändert ihr Gesicht. Wo früher Autos rangierten, finden jetzt Spaziergänger, Kinderwagen und Kaffeehausstühle Platz. Nach zehn Monaten Bauzeit steht der erste Abschnitt zwischen Hellmund- und Helenenstraße. Die Stadt hat Poller versenkt, Pflanzkübel gesetzt, Sitzgelegenheiten verteilt. Nun rollt der Umbau weiter – diesmal bis zur Walramstraße.
Poller mit Funkkontakt
Herzstück der neuen Ordnung bilden die versenkbaren Poller. Sie fahren hoch, wenn Lieferzeiten enden, und sie tauchen ab, sobald berechtigte Fahrzeuge nahen. Funkchips – sogenannte RFID-Tags – steuern den Zugang. Zunächst testen städtische Fahrzeuge das System. Ende Oktober folgt der Alltagstest mit Rettungsdiensten, Entsorgern und Anwohnenden. Ohne Tag bleibt die Einfahrt versperrt.
Die Technik ist für Wiesbaden ein Novum. Sie soll dafür sorgen, dass die Straße lebendig bleibt, ohne ganz auf Lieferungen und Einsatzfahrzeuge zu verzichten. „So entsteht ein Raum, der zugleich schützt und öffnet“, erklärt Verkehrsdezernent Andreas Kowol.
Vom Verkehrsversuch zum Dauerzustand
Die Idee hat Geschichte. Schon vor Jahren wagte das Westend einen Verkehrsversuch. Der Ortsbeirat, Gewerbetreibende und soziale Initiativen experimentierten mit Sperrungen, beobachteten den Alltag, zählten Besucher. Die Resonanz fiel positiv aus. Die Politik beschloss daraufhin, die Straße dauerhaft zu beruhigen.
Heute zeigt sich: Das Konzept trägt. Außengastronomie ersetzt provisorische Terrassen, ein Trinkbrunnen sprudelt, neue Fahrradständer warten auf Räder. Ein frisch gepflanzter Baum markiert den Anfang. Wer mag, setzt sich einfach auf eine der Bänke – auch ohne Konsumzwang.
Baustart Nummer zwei
Die Straße ist noch aber lange noch nicht fertig. Ab Mitte September beginnen die Leitungsarbeiten von ESWE Versorgung. Rohre werden getauscht, Baumstandorte vorbereitet. Erst danach kann der zweite Abschnitt zur Fußgängerzone werden. Voraussichtlich 2026 erstrahlt dann auch das letzte Stück bis zur Walramstraße in neuem Glanz – samt moderner Beleuchtung.
Die Kosten sind erheblich: 3,2 Millionen Euro investiert die Stadt, gefördert durch das Bund-Länder-Programm Sozialer Zusammenhalt. Der erste Bauabschnitt schlug mit 1,8 Millionen Euro zu Buche, ein Drittel davon kam aus Berlin. Für den zweiten Abschnitt kalkuliert Wiesbaden mit 1,4 Millionen Euro.
Mehr als Steine und Poller
Kowol spricht von einer Impulswirkung: Das Westend gewinnt Aufenthaltsqualität, die Innenstadt rückt näher. Gastronomen hoffen auf volle Terrassen, Anwohnende auf weniger Verkehrslärm. Kinder finden Platz zum Spielen, Passanten mehr Ruhe. Und doch: Solche Projekte kosten Geduld. Baustellen schränken ein, Staub wirbelt, Umwege nerven. Dass die Arbeiten bisher reibungslos verliefen, überrascht fast.
Wenn alles ineinandergreift
Der Erfolg liegt auch in der Kooperation. Versorgungsträger, Entsorger, Stadtwerke – alle mussten zusammenarbeiten. „Ein Rädchen griff ins andere“, sagt Kowol. Den Kommunikationsfaden hielt Michaela Höllriegel in der Hand, die vor Ort vermittelte. Ihr Einsatz habe entscheidend geholfen, Spannungen zu vermeiden.
Am Ende soll die Wellritzstraße mehr sein als ein Pflaster mit Pollern. Sie soll ein Stadtraum werden, der verbindet. Einer, in dem man verweilt, redet, spielt, lacht. Eine Straße, die zeigt: Auch Wiesbaden kann Stadt neu denken.
Bild – Poller ©2025 LH Wiesbaden
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