Prof. Dr. Ute Knippenberger wird neue Geschäftsführerin – beide bisherigen Chefs scheiden bis Ende 2025 aus.
Nach einer einjährigen Vertragsverlängerung von Wiesbadens Dienstältesten Geschäftsführers steht jetzt fest: Wiesbaden ordnet die Führungsspitze der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden (SEG) neu. Nicht nur Andreas Guntrum verabschiedete sich zum Jahresende 2025 in den Ruhestand – auch sein Co-Geschäftsführer Roland Stöcklin wird die SEG verlassen.
Zur Person, Dr. Ute Knippenberger
Die Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden mbH (SEG) bekommt eine neue Führungsspitze. Die Architektin und Stadtplanerin, Jahrgang 1972, übernimmt die Geschäftsführung und bringt umfassende Erfahrung aus Stadtentwicklung, Architektur und Wissenschaft mit. Nach ihrem Architekturstudium an der Technischen Universität Darmstadt und der Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar sammelte sie vielseitige berufliche Erfahrung. Sie lehrte als Professorin für Smart City und nachhaltige Immobilienprojektentwicklung an der TH Aschaffenburg, leitete das Stadtplanungsamt Wiesbaden und verantwortete den Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt in Kronberg. Ihre Karriere umfasst zudem internationale Stationen, etwa als Gastprofessorin an der University of Miami und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am KIT Karlsruhe. Praktische Erfahrung sammelte sie in Frankfurt, Hamburg und Dortmund, wo sie in Architektur- und Stadtplanungsprojekten tätig war. Ihr Engagement in Fachverbänden wie der gif und der Architektenkammer Hessen unterstreicht ihre Expertise in Stadt- und Quartiersentwicklung.
Während Guntrum planmäßig ausschied, entschloss sich Stöcklin, seinen bis Juli 2025 laufenden Vertrag auf eigenen Wunsch nicht zu verlängern. Im Gespräch erklärte er uns, dass er eine Veränderung brauche. Nach kurzer Verhandlung dehnt die dessen Amtszeit dennoch um ein halbes Jahr aus – mit dem Ziel, einen reibungslosen Übergang zwischen der alten und neuen Geschäftsführung zu schaffen.
Knippenberger übernimmt – Suche nach Co-Geschäftsführung läuft
In diese vakante Doppelspitze rückt jetzt Prof. Dr. Ute Knippenberger. Die renommierte Architektin und Stadtplanerin, zur Zeit nicht Professorin für nachhaltige Immobilienentwicklung an der Technischen Hochschule Aschaffenburg, tritt am 1. September 2025 ihr neues Amt an. Ihr künftiger Kollege oder ihre Kollegin bleibt zunächst unbestimmt – die Suche läuft über eine spezialisierte Personalberatung, erneut mit Unterstützung eines Headhunters.
Knippenberger zeigte sich am Mittag als erfahrene Planerin mit tiefen Wurzeln in der Region. Ihre berufliche Laufbahn führte sie bereits ins Wiesbadener Stadtplanungsamt sowie als Amtsleiterin nach Kronberg. Nun kehrt sie zurück – mit dem erklärten Ziel, die SEG strategisch und effizient in die Zukunft zu führen.
Zwischen Verwaltung, Forschung und Stadtentwicklung
In ihrem ersten öffentlichen Auftritt schilderte Knippenberger ihren Werdegang als einen, der stets an der Schnittstelle von Forschung, Planung und kommunaler Praxis verlaufen sei. Mit über 15 Jahren Berufserfahrung, zuletzt in Lehre und Wissenschaft, wolle sie ihre Kenntnisse nun ganz in den Dienst der Stadt stellen. Die SEG bezeichnete sie als „strategisch zentrale Akteurin“, die der Landeshauptstadt helfe, am Markt zu agieren und Stadtentwicklung aktiv zu gestalten.
Sie skizzierte ihre Vision einer „europäischen Stadt“, in der privates Kapital und öffentliche Verantwortung Hand in Hand gehen. Gerade darin sah sie die Stärke der SEG – eine Gesellschaft, die Grundstücke sichern, Schlüsselimmobilien erwerben und Bauprojekte eigenständig vorantreiben könne. Ihre akademischen Verbindungen wolle sie nicht gänzlich aufgeben – einzelne Vorträge etwa an der TH Aschaffenburg seien denkbar, umfangreiche Nebentätigkeiten jedoch ausgeschlossen.
Die SEG als Rückgrat der Wiesbadener Stadtentwicklung
Dezernent Andreas Kowol erklärte, dass die SEG in den vergangenen Jahren eine Vielzahl komplexer Projekte verantwortet habe – vom Europa-Viertel über den Hainweg bis zum Quartier „Zweibörn“ mit rund 750 Wohnungen am Südfriedhof. Dass in Zukunft Großprojekte wie das Ostfeld oder die Mauritiushöfe auf dem Plan stünden. Mit aktuell rund 110 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von über 70 Millionen Euro zählt die SEG zu den wichtigsten Akteurinnen im kommunalen Gefüge Wiesbadens, so Kowol weiter..
Dass die Stadtgesellschaft in Zukunft mit zwei Geschäftsführungen weiterarbeiten soll, wurde politisch bewusst entschieden. Kowol bekräftigte diesen Kurs und lobte die sorgfältige Auswahl Knippenbergers. Die Gesellschaft brauche starke Führungsfiguren, um die rund 130 laufenden Projekte erfolgreich umzusetzen – von der Wohnraumentwicklung bis zum Erwerb strategischer Immobilien wie dem Weingaupalais.
Aufbruch mit Strategie und Augenmaß
Knippenberger kündigte an, neue Impulse in Digitalisierung, Innovation und interkommunale Kooperation zu setzen. Besonders im Austausch mit kleineren Kommunen erkenne sie Potenziale: Hier wolle sie ihr Wissen einbringen und Synergien schaffen. Auch das Verhältnis zwischen SEG und Stadtplanung wolle sie auf ein neues Fundament stellen. Als langjährige Akteurin auf beiden Seiten versprach sie, Brücken zu bauen und Abstimmungsprozesse zu verbessern.
Das Ostfeld, so ihre Einschätzung, könne dabei als Blaupause dienen – mit einem interdisziplinären Team und einer klaren Aufgabenverteilung zwischen Stadtverwaltung und SEG. Ein künftiger Schwerpunkt liege außerdem in der aktiven Bodenbevorratung – ein Feld, das Wiesbaden im Vergleich zu anderen Städten bislang nur zögerlich beackert habe.

Politik erwartet Kontinuität und Impulse
Angesprochen auf die politische Vernetzung der Stadtentwicklungsgesellschaft – auch um schneller zum Ziel zu kommen – betonte Kowol, dass diese für die Leitung der SEG zwar hilfreich, aber nicht allein entscheidend sei. Wichtiger sei die Fähigkeit, Großprojekte voranzutreiben, Mehrheiten zu organisieren und im städtischen Interesse zu handeln. Knippenberger sei dafür die richtige Wahl – nicht zuletzt, weil sie beide Welten kenne: die langsame, langfristig orientierte Planung der Verwaltung und die projektbezogene Dynamik der SEG.
Mit Knippenberger wolle man nun einen neuen Abschnitt beginnen – getragen von Erfahrung, Fachwissen und strategischem Weitblick. Der noch zu findende zweite Geschäftsführer oder die zweite Geschäftsführerin werde diesen Kurs ergänzen. Die SEG bleibe damit ein zentrales Steuerungsinstrument für die Wiesbadener Stadtentwicklung.
Foto – Dr. Ute Knippenberger bei der Vorstellung ©2025 Volker Watschounek
Weitere Nachrichten aus dem Stadtteil Mitte lesen Sie hier.
Mehr zur SEG Stadtentwicklungsgesellschaft.