„Der fliegende Holländer“ – Richard Wagners erste echte Meisteroper gehört zu den gewaltigen Werken der Opernliteratur. Sie hat nicht nur musikalisch und dramatisch Maßstäbe gesetzt, sondern auch eine Faszination entfacht, die bis heute anhält.
Wagner hat mit Der fliegende Holländer eine Oper geschaffen, die von Sehnsucht, Verzweiflung und Erlösung handelt. Martin G. Berger überträgt mit seiner Neuinszenierung die klassische Geschichte in die Gegenwart. Der Regisseur, bekannt für seine psychologisch präzisen Charakterzeichnungen, beleuchtet damit die dunklen Seiten der Romantik und übersetzt sie in ein modernes, von patriarchalen Gewaltstrukturen geprägtes Familiendrama.
Staatstheater Wiesbaden, kurz gefasst
Oper – Der fliegende Holländer
Wann: Sonntag, 19. Januar 2025, 19:30 Uhr
Wo: Kurhaus Wiesbaden, Friedrich-von-Thiersch-Saal, Kurhausplatz. 1, 65189 Wiesbaden
ÖPNV: Mit Bus und Bahn zum Kurhaus |
Eintritt: ab 9,00 Euro,
Der fliegende Holländer spielt in dieser Spielzeit nicht mehr auf hoher See, sondern in einem von gesellschaftlichen Fesseln umschlossenen Raum. Berger inszeniert Senta, die Heldin der Oper, als moderne Frau, die aus der Enge einer unterdrückenden patriarchalischen Welt zu entkommen versucht. In einer spannungsgeladenen Auseinandersetzung mit ihrem Vater Daland und dem mythischen Holländer strebt sie nach Befreiung und Selbstbestimmung.
Die visuelle Kraft der Inszenierung
Das Bühnenbild von Alexandre Corazzola und die Videoarbeiten von Vincent Stefan tragen erheblich dazu bei, die psychologische Dimension der Oper zu verstärken. Dabei wird die Bühne selbst zu einem Ort der Erinnerung, in dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen und die Figuren mit den gelebten Erfahrungen konfrontiert werden. Corazzola, der in ganz Europa als Bühnenbildner tätig ist, schafft einen Raum, der mit minimalistischen, aber intensiven visuellen Mitteln eine Atmosphäre der Bedrückung und des Widerstands erzeugt.
Mit seinen videos ergänzt Stefan diesen Eindruck, die nicht nur den Raum gestalten, sondern auch die psychischen Konflikte der Charaktere visuell darstellen. Die Mischung aus realer und digitaler Welt verstärkt die psychologische Tiefe der Inszenierung und lässt die Zuschauer in die innere Welt der Protagonisten eintauchen.
Die Sänger und die Musik
An der musikalischen Front sorgt Generalmusikdirektor Leo McFall mit dem Hessischen Staatsorchester für eine packende Wagner’sche Klangwelt. McFall, der in der Saison 2024/25 seine zweite Neuinszenierung nach Le Grand Macabre vorlegt, ist bekannt für seine Fähigkeit, die tiefen emotionalen und dramatischen Schichten in Wagners Musik hervorzuheben.
In der Titelpartie des Holländers steht der finnische Bariton Tommi Hakala auf der Bühne. Hakala, ein international gefeierter Sänger, bringt mit seiner kraftvollen Stimme und dramatischen Präsenz die Verzweiflung des verfluchten Kapitäns zum Leben. Dorothea Herbert, die als Senta debütiert, beeindruckt als starke, selbstbestimmte Frau, die zwischen Pflicht und persönlichem Wunsch hin- und hergerissen ist. Young Doo Park, ein Ensemblemitglied des Staatstheaters Wiesbaden, feiert sein Rollendebüt als Daland – ein Mann, der von der Sehnsucht nach Macht und Wohlstand getrieben wird.
Eine Inszenierung für heute
Mit dieser Neuinterpretation von Der fliegende Holländer stellt sich das Hessische Staatstheater Wiesbaden den gesellschaftlichen Fragen von heute. Es geht nicht nur um die ewige Suche nach Erlösung, sondern um den Kampf gegen die dunklen Mächte, die das Leben vieler Menschen immer noch bestimmen. Das Werk bietet nicht nur eine musikalische, sondern auch eine gesellschaftlich relevante Auseinandersetzung mit den Themen Macht, Unterdrückung und Befreiung.
Der fliegender Holländer ©2024 Vincent Stefan
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