Betroffene können in der Asklepios Paulinen Klinik jetzt anonym Spuren sichern lassen – ohne Anzeige, aber mit medizinischer und psychosozialer Unterstützung.
Es passiert häufiger, als viele glauben wollen. Meist zu Hause, oft im vertrauten Umfeld, und fast immer begleitet von lähmendem Schweigen. Vergewaltigungen durch bekannte Täter – sie machen rund 85 Prozent der Fälle aus. Die Betroffenen stehen unter Schock, viele wollen oder können nicht sofort zur Polizei. Genau hier greift das medizinische Projekt Soforthilfe nach Vergewaltigung. Seit dem 4. Juli ist auch die Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden Teil dieser lebenswichtigen Versorgung.
Medizin statt Anzeige – Spurensicherung unter Schutz
Die Idee hinter dem Projekt ist simpel und radikal zugleich: Die Klinik sichert Spuren – auch wenn noch keine Anzeige vorliegt. „Viele Menschen können nicht gleich zur Polizei gehen“, erklärt Dr. Christopher Wolf, Chefarzt der Gynäkologie. „Aber wir können ihnen die Zeit geben, das später zu tun. Die Spuren halten wir für sie fest.“
Diese sogenannte vertrauliche Spurensicherung geschieht anonym und professionell. Die medizinischen Kits, der Transport sowie die Lagerung der Beweise übernimmt das Kommunale Frauenreferat. Auf diese Weise entsteht ein niederschwelliges Angebot – und ein Stück Sicherheit in einer Situation, die von Kontrollverlust geprägt ist.
Kassenleistung mit Signalwirkung
Seit dem 1. Juli gilt die vertrauliche Spurensicherung bundesweit als Kassenleistung. Betroffene müssen die Kosten nicht mehr selbst tragen – ein Meilenstein im Opferschutz. „Ein Erfolg vieler, die über Jahre daran gearbeitet haben“, lobt Bürgermeisterin Christiane Hinninger. „Diese Maßnahme rettet nicht nur Beweise, sondern auch Selbstbestimmung.“
Ein maßgeblicher Treiber der Neuerung war Dr. Klaus Doubek, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Er trug die Idee mit Nachdruck in die Gremien der Bundespolitik – mit Erfolg. Dennoch sind viele Details der Finanzierung durch die gesetzlichen Kassen noch offen. Bis dahin springen Kommunen wie Wiesbaden verlässlich ein.
Zurück in die Versorgung – mitten in der Stadt
Die Rückkehr der Asklepios Paulinen Klinik in das Projekt markiert mehr als nur eine Erweiterung der Versorgungslandschaft. Sie steht für Nähe. Für Erreichbarkeit. Für eine städtische Klinik, die mitten im Leben und mitten in der Stadt den Raum für das Unaussprechliche bietet.„Unsere Klinik liegt zentral, wir sind erreichbar – das ist für Betroffene entscheidend“, betont Geschäftsführerin Antonia von Stauffenberg. Ihr Team habe sich bewusst für die erneute Beteiligung entschieden. Ein Signal – nicht nur an Patientinnen, sondern auch an die Stadtgesellschaft.
Ein Netz für den Notfall
Das Projekt ist längst kein Versuch mehr, sondern ein erprobtes Modell. 2016 gestartet, zunächst mit allen Wiesbadener Akutkrankenhäusern, wird es seit 2020 zentral an der Helios Dr. Horst Schmidt Klinik angeboten. Mit der Asklepios Paulinen Klinik wächst das Netz – wieder ein Stück weiter.
Getragen wird das Ganze von einem starken Bündnis: Der Verein Wildwasser Wiesbaden, die Polizei, der Berufsverband der Frauenärzte, niedergelassene Ärzte – sie alle ziehen mit. Koordiniert von der Kommunalen Frauenbeauftragten Saskia Veit-Prang, unterstützt von Fachärztin Dr. Daniela Wunderlich, die das Projekt von Anfang an begleitet.
Spuren sichern heißt Zukunft sichern
„Es geht nicht um Beweise, sondern um Optionen“, sagt Dr. Wolf. Und vielleicht liegt genau darin die Kraft dieses Projekts: Es schützt nicht nur Spuren, sondern Entscheidungsfreiheit. Es zwingt niemanden, aber lässt niemanden allein. Ein Angebot, das leise kommt – aber Großes leisten kann.
Symbolfoto – Medizinische Unterstützung ©2025 AI-generiert
Weitere Nachrichten aus dem Stadtteil Rheingauviertel lesen Sie hier.
Mehr von der Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden.