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Die Feuerzangenbowle im Kuenstlerhaus 43

„Feuerzangenbowle“ wird zum Stadtabenteuer

Wiesbaden spielt Schule: Das Künstlerhaus 43 belebt die „Feuerzangenbowle“ als „Stadtspaziergang“. Wolfgang Vielsack glänzt als Dr. Pfeiffer. Start im Hotel Schwarzer Bock, weiter mit THermine, Finale mit heißem Zuckerhut.

Volker Watschounek 4 Wochen vor 1

Dampf steigt, Zucker knistert, Pfeiffer pfeift: Wiesbaden zieht los, fährt THermine, hört Harmonists – und hebt die Feuerzangenbowle wie ein Ritual zur Pause.

Wiesbaden zieht los, lacht laut, singt mit, nippt an der Bowle. Das Künstlerhaus 43 verlegt die „Feuerzangenbowle“ aus dem Theatersaal in die Stadt. Wolfgang Vielsack trägt den Dr. Pfeiffer – mit drei F, bitte – so selbstverständlich, dass man ihm jede Zeile glaubt. Die Premiere am Donnerstag, 17. Oktober 2025, zündet wie ein Zuckerhut in Flammen: lebendig, charmant, scharf auf Pointe. Schon am Premierenabend meldet das Ensemble für die Vorstellung am Freitagabend: ausverkauft. Für den 23. Oktober aber bleibt Hoffnung – 30 Prozent der Tickets liegen noch im Lostopf. Das Publikum darf sich fühlen wie bei einer Fußball-WM-Auslosung, wenn die Glücksfee die letzten Plätze zieht. Bewerben lohnt sich, Dabeisein ist alles!

Auftakt im Schwarzen Bock

Der Abend beginnt im ehrwürdigen Ignis Forcipes Punch Club im Hotel Schwarzer Bock, wo an diesem Abend der bekannte Literaturpreisträger Dr. Johann Pfeiffer seinen neusten Roman „Feuerzangenbowle“ vorstellen soll. Wir sind mittendrin in dem Filmklassiker mit Heinz Rühmann. Und unter all den Gästen plaudern Schauspieler über Disziplin, Bildung und Lebensfreude. Der Wiesbadener Knabenchor mischt sich ein, lässt Lieder der Comedian Harmonists erklingen und taucht den Innenhof des Hotels in freundliches Licht. Lachen und Musik füllen den Raum. Schon hier spürt man, dass diese Produktion mehr ist als Theater – sie ist ein Stadtabenteuer, ein kollektives Erinnern an Leichtigkeit, die sich im Kern an der Filmvorlage orientiert, sich aber nicht scheut, lokalen Kolorit einzubinden.

Mit der THermine durch die Nacht

„Aufsitzen!“, ruft Pfeiffer, und das Publikum folgt. Die historische THermine steht bereit, zuckelt los, fährt durch Wiesbadens Abendlicht, während die Gäste kichern, summen, tuscheln. Zwischen Stationen und Spielorten entstehen kleine Wunder: Der Dialog über die Dampfmaschine wird zur rollenden Lektion, das Spiel aus Hotellobby und Innenhof verwandelt sich in eine vibrierende Szene im Halbdunkel der Bahn. Lederbälle fliegen nicht, aber Lacher umso mehr. Bei der Fahrt über die Wilhelmstraße merkt ein Fahgast an wie schön Wiesbaden doch sei. „Wir wohnen wo andere Urlaub machen.“

Mal mit der Thermine, Wiesbadens Straßenbahn, dann zu Fuß. „Die Feuerzangenbowle“ ein Stück, dass sich durch Wiesbaden zieht. ©2025 Volker Watschounek

Die Gags – lebendig gespielt, nicht bloß zitiert

Vielsack wirft seine Zeilen nicht, er serviert sie. Wenn er den Namen „Pfeiffer mit drei F“ betont, dann vibriert der Saal. Das berühmte „Jeder nur einen winzigen Schluck“ zieht sich nach der Pause wie ein roter Faden durch den Abend – mal als Flüstern, mal als Chor, mal als Triumph. Auch die Dampfmaschine lebt neu auf, improvisiert, rhythmisch, frisch. Statt alter Sprüche aufzusagen, verwandelt die Truppe die bekannten Szenen in Dialoge, die atmen, schwingen und klug mit der Gegenwart spielen – um dann mit einem „aber das kommt erst später“ in einem Schmunzeln zu enden. Wenn Pfeiffer über die Schulordnung stolpert, ahnt man, wie eng Disziplin und Lebenslust beieinanderliegen. Und wenn der Heidelbeerwein im Chemieunterricht auftaucht, lacht das Publikum, weil es sich erkennt – irgendwo zwischen Rebellion und Regeln.

Schule wird Spiel

Im historischen Saal des Herzog Wilhelm von Nassau im Hessischen Justitzministerium beginnt die Wiedereinschulung. Das Publikum findet sich dort als Klasse wieder, die Lehrkräfte stehen vorne, und Kreide staubt bildlich gesprochen über die Bühne. Niemand bleibt Zuschauer, jeder ist Teil der Szene, wenn Professor Crey durch die Reihen schreitet und sich die Schuhe der Premierenbesucher zeigen lässt – und das Publikum auch immer wieder zum Aufstehen ermahnt. Bleibt in den vorderen Reihen jemand sitzen, wird er solange ermahnt, bis er schließlich nachgibt, – und sich die Frage stellt: Inszeniert? Dazugehörend? Teil des Ganzen?
Vielsack und sein Ensemble halten den Rhythmus hoch, wechseln mühelos zwischen Slapstick, Anspielung und echter Rührung. Die Premierenbesucher fühlen sich in einen Traum von Schule versetzt – einer, in der Lernen Spaß macht und Humor Pflichtfach ist.

Chemie mit Funkenflug

Im provisorischen Chemielabor im Innenhof vom Palast Hotel wird aus Theorie Versuchung. Reagenzgläser klirren und der Professor referiert über „alkoholische Gärung“ – bis Pfeiffer charmant dazwischenfunkt. Der Heidelbeerwein ersetzt das Lehrmaterial, und schon brennt das Experiment in mehr als einer Hinsicht. Funken zischen, Gelächter platzt heraus, das Publikum tritt an die Stelle der Penäler und macht mit, – hält sich den Bauch. Das Labor wird zu Bühne, der Unterricht pure Komödie. Zwischen Reagenz und Rum entsteht jener magische Moment, in dem Lernen und Leben zusammenfließen.

Das Prinzip der alkoholischen Gärung im Chemieunterricht: Professor Crey versteht die Welt nicht mehr. ©2025 Volker Watschounek / Wiesbaden lebt

Kantine mit Zuckerhut

Und in der Pause ist es dann für alle soweit. Im Palasthotel wartet die Belohnung. In einem Moment, wo einige das Nahe Ende glauben, gibt es Pausenbrote, Prickelbrause, Studentenfutter – und natürlich: Feuerzangenbowle. Wenn die kleinen Zuckerhüte in Flammen aufgehen, wird es still. Der Duft von Rum steigt auf, die Flammen tanzen, das Publikum lächelt. Für einen Moment scheinen die Besucher selbst mitzuschmelzen – in Wärme, Witz und Erinnerung. Wer zu tief ins Glas schaut, wird liebevoll ermahnt.

Kleidervorschrift mit Augenzwinkern

Zylinder glänzen, Knickerbocker rascheln. Manche Gäste wirken, als wären sie geradewegs aus dem Jahr 1930 gestiegen. Da wird manchem klar, dass sich hier mehr Schauspieler unters Publikum mischen, als anfangs gedacht. Das Ensemble lobt, posiert, lacht. Draußen weht Herbstluft, drinnen glüht die Stimmung. Wiesbaden erlebt eine Schulstunde der besonderen Art – frech, elegant, voller Herz.

Karten, Ziehung und Ausblick

Für Freitag war kein Platz mehr frei. Doch für den 23. Oktober entscheidet das Los über die Teilnahme. Das Künstlerhaus 43 plant zudem weitere Vorstellungen im Dezember und Januar. Wer dabei sein will, sollte sich rasch melden – inklusive der Namen aller Begleitpersonen. Der Zugang zu den historischen Spielorten ist streng geregelt, doch wer es hinein schafft, erlebt einen Abend, der in Erinnerung bleibt: nicht als Aufführung, sondern als Erlebnis.

Diese „Feuerzangenbowle“ ist keine nostalgische Wiederholung. Sie ist ein lebendiges Stück Stadt, das Theater, Geschichte und Gegenwart verbindet. Wolfgang Vielsack und sein Ensemble zeigen, wie man Klassiker entstaubt, ohne sie zu verlieren. Wiesbaden darf lachen, denken und trinken – mit Stil. Sie möchten auch dabei sein…

Bilder der Veranstaltung sehen Sie hier in der Bildergalerie.

Symbolfoto ©2025 AI / Wiesbaden lebt!

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Weitere Informationen zur Inszenierung hier.
Mehr über den Klassiker Die Feuerzangenbowle

1 Kommentar

1 Kommentar

  1. …sehr poetische Beschreibung und auf dem Punkt treffend!
    Dass die „Feuerzangenbowle“ so glänzen konnte liegt allerdings am ganzen Team:
    Julia K. Braun als „Luck“, ein unwahrscheinlich liebenswerter Bengel, Uli Höhmann (Geheimrat Fröbel & Professor Crey) mit gemeißelten Sprache, dem man einfach zuhören muss, Oliver Lemki (Justizrat Möwenburg, Prof. Bömmel und Oberinspektorin) der/die alle Höhen und Tiefen eines CharakterdarstellerIn auslotete, Nathalie Trost (Eva Knauer), als Liebende mit Visionen und Patrick Twinem (Apotheker Knax, Der lange Rosen), ein Anführer mit Herz und Charme. Perfekt abgerundet durch musikalischen den Wiesbadener Knabenchors und das Akkordeon-Cello-Duo mit Annegret Cratz und Josh Platman. – Nicht zu vergessen die Maske und Frisuren von Melanie Krombach und die handverlesenen Kostüme von Susanne Müller.
    Dass so ein Abend gelingen kann, geht nur, wenn noch unzählige helfende Hände hinter der Bühne fleißig an Rädchen drehen… DANKE an das tolle Team

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