Wie feiert jemand, der Heilig Abend oder an den Feiertagen arbeitet? Wir haben nachgefragt und Wiesbadener bei der Arbeit besucht. Weiße Weihnacht .. egal.
Montagnachmittag, 15 Uhr, die Kirchenglocken klingen. In den evangelischen und katholischen Gemeinden wird der Familien-Gottestdienst eingeläutet. Traditionell ist das die Zeit, in der die Kinder zum Gottesdienst „müssen“, die Zeit, in denen die Eltern die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum drapieren.
Alles nach Plan
Sind die Kinder im Grundschulalter, glauben sie vielleicht noch an den Weihnachtsmann. Dann ist es Vaters Angelegenheit, den Glauben aufrecht zu erhalten. Nicht selten bleibt die Türe zum Wohnzimmer, dort wo der Christbaum steht, deshalb bis die Kinder aus der Kirche kommen, verschlossen. Drinnen wurschtelt der … Die Mutter steht eben am Herd und beschwichtigt die Kinder. Läutet dann die Glocke…

Agit A., Zugführer ©2017 Volker Watschounek
So schön könnte es sein, so schön war es, als sie selber noch klein waren. Doch manch einer muss auch arbeiten – im vergangenem Jahr arbeiteten Speredon F., Ahmed R. oder Agit A. aber. Sie gehören zu der Minderheit, die trotz Heiligabend und trotz Weihnachten am 24. Dezember und die Folgetage arbeiten mussten. Alle haben sie nicht lange darüber nachgedacht … der Verkehr kann doch nicht still stehen.
Zugführer, S-Bahn
Für Agit A., 27. Jahre alt, war das völlig ok. Gegen 16 Uhr hat er an Heiligabend seine Schicht gerade angefangen. Bis 1:00 Uhr fährt er in der Nacht mit der S-Bahn auf der Strecke zwischen Frankfurt und Wiesbaden. Der Vater feiert mit seiner Frau und Tochter Weihnachten eben einen Tag später. Im Ausgleich dafür hat er Silvester frei.

Speredon F., Busfahrer ©2017 Volker Watschounek
Busfahrer, RMV
Für den Busfahrer und Familienvater Sperdon F. war das auch kein Problem. Seine Frau war mit den Kindern bei der Familie in Griechenland, in seiner Heimat. Er selbst, erst seit knapp sechs Monaten in Wiesbaden, habe so den Kopf frei. Es mache ihm nichts aus, an Weihnachten zu arbeiten. Bis 18:30 Uhr fährt er am Sonntag Bus. Danach geht es nach Hause, nach Rüsselsheim, „schlafen“ wie er sagt. Klar, gerne hätte er an Weihnachten Zeit mit der Familie verbracht …

Ahmed R., Taxifahrer ©2017 Volker Watschounek
Taxifahrer in Wiesbaden
Manchen, die erst an Heiligabend zur Familie stoßen können, sind die Dienste von Ahmed R. viel Wert. Der gläubige Taxifahrer arbeitet bereits seit 17 Jahren in Wiesbaden. Er schätzt seine Fahrgäste, vor allem an Weihnachten. Es sei schön, den verschiedenen fröhlichen Menschen zu begegnen. Sich mit ihnen auf der Fahrt über Gott und die Welt auszutauschen. Dass der 51-jährige Familienvater an Weihnachten arbeitet, wird so für den Taxifahrer irgendwie zu einem Geschenk. Und wenn er Feierabend hat, erzählt er immer gern zuhause von den Geschichten der Anderen.
An Heiligabend bleiben diese Geschichten aber erst einmal liegen. Er freut sich darauf mit seiner Frau und seinem Kind zu feiern. ?