Am Sedanplatz im Wiesbadener Westend feierten Stadt, Bürger und Politik die Eröffnung eines neuen Stadtraums: lebendig, grün, ökologisch. Nach einem Jahr Bauzeit fließt ist der Kesselbach wieder sichtbar.
„Ich freue mich, dass wir diesen besonderen Ort realisieren konnten – offen, einladend und mit hoher Aufenthaltsqualität. Der Sitzbrunnen mit dem fließenden Wasser des Kesselbachs ist nicht nur ein gestalterisches Highlight, sondern ein Gewinn für das Klima im Quartier,“ eröffnete Bürgermeisterin Christiane Hinninger den neu gestalteten Sedanplatz im Westend, – und es war ein langer Weg für diesen kleinen Ort.
Das Programm „Bäche ans Licht“
Mit dem städtischen Programm „Bäche ans Licht“ verfolgt Wiesbaden seit den 2010er Jahren das Ziel, einst verrohrte Stadtbäche schrittweise wieder sichtbar zu machen. Und das Projekt am Sedanplatz ist nun ein weiteres, besonders eindrückliches Kapitel: Der Kesselbach, über 100 Jahre unterirdisch geführt, tritt hier erstmals wieder ans Tageslicht. Das Wasser fließt ohne Pumpe – allein durch natürlichen Druck, gespeist von einer historischen Spülleitung. Die Idee: ökologische Aufwertung, klimatische Verbesserung und sichtbare Stadtgeschichte in einem.
Der Sedanplatz im dicht besiedelten Westend Wiesbadens galt einst vielen als Un-Ort: hart, grau, zweckmäßig. Nun plätschert dort Wasser, Vögel fliegen ein, schon bald werden hier wieder Kinder barfuß durchs Wasser laufen. Der Stadtteil hat sich Raum zurückerobert. Und die Umgestaltung ist mehr als Kosmetik. Es geht um ein neues Verständnis von Stadtraum – und um die Rückgewinnung eines Stücks Natur. Dabei ist das Wasser kein Dekor. Es erinnert an die Zeit vor mehr als 100 Jahren und den historischen Wandel: Wo früher technische Effizienz zählte, gilt heute Aufenthaltsqualität. Der Kesselbach am neu gestalteten Sedanplatz bringt Kühlung, Klang, Leben.
Ein Gemeinschaftswerk aus vielen Händen
Dass dieser Platz nun so wirkt, als sei er schon immer so gewesen, ist das Ergebnis eines komplexen, über ein Jahr dauernden Prozesses. Planer, Umweltamt, Bauleitung, SEG, Gastronomie – sie alle trugen zur Verwandlung bei. Auch die Bürger mischten sich ein: Zwei Beteiligungswerkstätten ließen Wünsche und Kritik in die Planung einfließen.
Die Herausforderung: Ein Quartier mit nur 0,37 Quadratmetern öffentlicher Freifläche pro Kopf. Ein Platz, der von Lieferverkehr, Gastronomie und Nachbarschaft gleichermaßen genutzt wird. Und ein Baugrund voller Überraschungen – alte Löschbecken, versteckte Leitungen, ein Bombenfund.
Doch es hat sich gelohnt. Der Sedanplatz wird heute nicht nur gefeiert, er wird bereits genutzt – von Passanten, Eltern, Gastronomen, von einer ganzen Nachbarschaft.
Klimaanpassung konkret
Mit der Umgestaltung des Sedanplatzes zeigt Wiesbaden exemplarisch, was klimaangepasste Stadtentwicklung bedeuten kann: weniger Beton, mehr Pflanzen, weniger Rohre, mehr sichtbares Wasser. Und: Plätze, die Menschen einladen, zu bleiben.
Die neue Bepflanzung setzt auf heimische Stauden und Biodiversität. Versickerungsfähige Beläge lassen Regen dorthin fließen, wo er gebraucht wird. Gastronomische Nutzungen wurden integriert, ohne konsumfreie Zonen zu verdrängen. Es ist ein Platz, der zur Stadt gehört – aber auch zum Leben.
Evi Steinmetz, im Umweltamt zuständig für das Projekt, betont, dass die Offenlegung des Kesselbachs wesentlich zur ökologischen Funktionalität beitrage. „Wasser in der Stadt verbessert das Mikroklima, fördert die Biodiversität und macht ökologische Zusammenhänge direkt erlebbar.“
Wasserkunst im Alltag
Ein technisches Highlight ist der im Sitzbrunnen offengelegte Kesselbach, der als gestaltetes Wasserspiel ausgeführt wurde und dem Platz eine neue Identität verleiht. ER speist sich aus dem unterirdischen Wasserstrom – ohne Strom, nur durch hydraulischen Druck. Eine raffinierte Lösung mit starker Symbolik: Die Natur braucht keine aufwendige Technik, nur Raum.
Evi Steinmetz, im Umweltamt zuständig für das Projekt, betont, dass die Offenlegung des Kesselbachs wesentlich zur ökologischen Funktionalität bei. Wasser in der Stadt verbessert das Mikroklima, fördert die Biodiversität und macht ökologische Zusammenhänge direkt erlebbar
Zwar muss das Wasser kurzzeitig wegen eines defekten Bauteils wieder abgestellt werden – aber schon im Juni soll es wieder dauerhaft fließen. Die nachhaltige Lösung offenbart hier aber auch Schwächen. Weil das Wasser für den Sedanplatz abgestellt werden muss, versiegen für drei Wochen auch die weiteren Offenlegungen des Kesselbachs.

Zukunft mit Herkunft
Die Offenlegung des Kesselbachs am Sedanplatz ist und bleibt kein Einzelfall. Es ist Teil eines städtischen Netzwerks: Der Mauritius, der Elsässerplatz, bald auch der Bülowplatz – überall entstehen kleine Oasen, verbunden durch Wasser und Grün. Das Westend, lange vernachlässigt, gewinnt an Qualität, Luft und Identität.
Was hier gelungen ist, geht über Gestaltung hinaus. Es ist ein Stück Stadtpolitik, das Menschen sichtbar einbindet. Und Wasser, das sichtbar wird. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro. Rund 670.000 Euro davon kommen aus dem Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung
Foto – Eröffnung des Sedanplatz mit neuem Sitzbrunnen ©2025 Volker Watschounek
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