„Der große Zapfenstreich beginnt stets mit einer Serenade – drei Musikstücke, die der Bundeskanzler Olaf Scholz selbst ausgewählt hatte. Sie sagte, als die landen Reden zuvor.
Ein Kanzler geht. Ohne Pathos, aber mit Pauken. Am Montagabend verabschiedete sich Olaf Scholz beim Großen Zapfenstreich – der höchsten militärischen Ehrenbezeugung der Bundeswehr – von der politischen Bühne. Vor dem Bendlerblock in Berlin standen 300 Soldatinnen und Soldaten stramm. Die Musik spielte – und sagte dabei fast mehr als die langen Reden davor.
Scholz wählte für seinen Abschied keine martialischen Töne. Stattdessen: „In My Life“ von den Beatles. Ein Liebeslied, das als Gruß an seine Frau Britta Ernst gelesen werden darf. Dazu ein Auszug aus Bachs zweitem Brandenburgischen Konzert – ein Gruß an die neue Heimat Brandenburg. Und schließlich „Respect“ – Aretha Franklin, laut, klar, fordernd. Vielleicht eine leise Kritik an der eigenen politischen Bewertung?
Es war kein sentimentaler Abend. Aber ein persönlicher. Und das ist selten bei Scholz.
Ein Kanzler der Krisen
In den Reden an diesem Abend ging es um mehr als eine Biografie. Es ging um Verantwortung, um Entscheidungen in Extremsituationen – und um das Wort, das Olaf Scholz geprägt hat: Zeitenwende. Der russische Angriff auf die Ukraine, nur Wochen nach seinem Amtsantritt, war der Prüfstein seiner Kanzlerschaft. Er musste liefern, führen, reagieren – oft schneller, als es seiner politischen DNA lieb war.
Scholz setzte auf Stabilität. Er handelte, auch wenn es unpopulär war. Er initiierte ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr, kappte die Energieabhängigkeit von Russland und hielt den sozialen Zusammenhalt im Blick. Während andere auf Lautstärke setzten, blieb Scholz bei seiner leisen Entschlossenheit.

Kein Pathos, aber Haltung
Wer ein politisches Vermächtnis suchte, fand es in Scholz’ eigenen Worten: Dankbarkeit. An die Bürgerinnen und Bürger. An die Bundeswehr. An Weggefährten. Keine Selbstbeweihräucherung, kein Triumph. Sondern das, was Scholz auszeichnete: Kontrolle, Klarheit, Konsequenz.
„Ämter sind in der Demokratie immer nur auf Zeit verliehen“, sagte er. Und in dieser Zeit habe er versucht, seinem Land zu dienen. Das klang nicht nach Abrechnung, sondern nach Bilanz. Ein stiller Stolz schwang mit – norddeutsch, zurückhaltend, aber spürbar.
Vom Staatsakt zur Musik
Als schließlich das Stabsmusikkorps zum Zapfenstreich antrat, wurde es feierlich – und fast surreal. Militärische Befehle, Trommelwirbel, das Gebet. Dann, zwischen Bach und Beatles, die Soul-Ikone Aretha Franklin. Es war ein Bruch mit der Tradition – und zugleich ein Statement. Scholz wollte mit Respekt abtreten. Und ein Zeichen setzen, dass Führung auch Zuhören bedeutet.
Der Große Zapfenstreich für Olaf Scholz war nicht nur ein Abschied. Er war ein seltenes, öffentliches Porträt eines Kanzlers, der selten Emotion zeigte – und sie nun doch durch Musik sprechen ließ.
Großer Zapfenstreich, Übertragung der ARD
Foto – Großerapfenstreich ©2025 Bundeswehr/Tom Twardy
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